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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John T. Lescroart
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nicht. Ich glaube Ihnen.« Jetzt war er an der Reihe, ihren Arm zu drücken. Er zog sie zu sich hinüber. »Hören Sie mich? Ich glaube Ihnen.«
    Villars sah jetzt hinunter auf Lightner. »Herr Doktor«, setzte sie an, »ich möchte keine Mißverständnisse aufkommen lassen. Ihre heutige Zeugenaussage wird nicht zulässig sein, sofern sie die Schuld oder Unschuld von Mrs. Witt betrifft. Die Frage wurde bereits entschieden. Aber das Gericht ist sich bewußt, daß Sie Informationen besitzen, die gewissen Einfluß darauf haben könnten, ob die Todesstrafe abgemildert wird, die die Jury empfohlen hat.«
    Lightner schluckte.
    »Ist das richtig?«
    Der Arzt zuckte die Achsel, sah Hardy hilfesuchend an. »Ja, Euer Ehren, ich glaube schon.«
    Villars nickte. »Na schön, Mr. Hardy?«
    Hardy stand langsam auf. »Dr. Lightner, in welcher Beziehung stehen Sie zu der Angeklagten?«
    »Ich bin ihr Freund und Psychiater.«
    »Wie lange sind Sie schon ihr Psychiater?«
    »Seit etwa vier Jahren.«
    »Und ihr Freund?«
    »Ich habe mich von jeher als ihren Freund betrachtet.«
    »Und in Ihrer Rolle als Freund, Herr Doktor, haben Sie da Mrs. Witt auch in anderen Situationen erlebt als in solchen, die man als berufsbezogen bezeichnen könnte? Beim Mittagessen, Abendessen, solche Sachen?«
    Er fischte im trüben, aber egal wie die Antwort ausfiel, eröffnete er Lightner auch ein großes Loch, durch das dieser hindurchschlüpfen konnte. Er ersah aus Lightners Körperhaltung, aus seinen Augen, daß er begriff, was ihm da angeboten wurde. »Ja.«
    Was Lightner nicht zu Bewußtsein kam, war der Preis, den Hardy dafür fordern würde.
    »Oft?«
    »Mehrmals, ja.«
    Dann ließ Hardy die Bombe fallen. »Dr. Lightner, waren Sie zum Zeitpunkt des Todes von Larry und Matt Witt der Geliebte von Jennifer?«
    Lightner, allem Anschein nach vom Donner gerührt, lehnte sich im Sessel des Zeugenstands zurück und wandte sich dann an die Richterin. »Euer Ehren ...?«
    Villars schüttelte verneinend den Kopf. »Beantworten Sie die Frage, Herr Doktor.« Obwohl er das bereits getan hatte.
    Hardy erinnerte ihn daran, daß er unter Eid aussagte. Lightner warf Jennifer am Tisch der Verteidigung quer durch den Raum einen hilflosen Blick zu. »Ja«, flüsterte er.
    Powell ging in die Luft. »Euer Ehren, dieser Zeuge hat bereits unter Eid ausgesagt, daß er und Mrs. Witt keine intime Beziehung unterhielten.«
    Villars beugte sich vor. »Sie geben hiermit einen Meineid zu, Dr. Lightner. Ist Ihnen das bewußt?«
    Lightner nickte nüchtern, antwortete mit Ja.
    Im Saal kam Unruhe auf, und Villars klopfte einmal mit dem Hammer auf den Tisch. Sie winkte die Vertreter der Anklage und der Verteidigung vor zum Richtertisch. »Ist das Ihr freundlicher Zeuge?« fragte sie, aber die Antwort war unnötig.
    Hardy drehte sich um und sah nach, was seine Mandantin machte. Jennifer saß wie zur Salzsäule erstarrt da, hatte die Zähne auf die Unterlippe gesetzt, biß zu. Er hatte zur ihr gesagt, sie solle ihm vertrauen, daß er ihr glaube. Er mußte sie das wissen lassen.
    Er trat wieder vor Lightner hin und fragte: »Herr Doktor, haben Sie die Angeklagte jemals hypnotisiert?«
    Lightner atmete ein, schluckte. »Ich dachte, es würde ihre Verteidigung beeinträchtigen. Sie kompromittieren. Sie hatte es schwer genug, mit dem klarzukommen, was ihr widerfahren war.«
    »Sie meinen den Tod von Larry und Matt?«
    »Ja.«
    Hardy ließ sich einen Moment Zeit, ging ein Stück auf die Geschworenen zu, sammelte seine Gedanken, drehte sich dann wieder um. »Weil Sie also tatsächlich eine Liebesaffäre mit Jennifer unterhielten, hatte ein Teil der Zeit, die Sie mit ihr zubrachten, nichts mit der Therapie zu tun? Oder mit ihrer psychischen Verfassung?«
    »Das ist richtig.«
    Dies war der springende Punkt, und Lightner begriff das. Falls Jennifer eine Chance haben sollte, am Leben zu bleiben, dann mußte die Liebesaffäre ans Licht, wie Hardy nachzuweisen versuchen würde, auch wenn dies Jennifer und Lightner in ein schlechtes Licht rücken sollte.
    »Haben Sie Jennifer nach dem 28. Dezember des vergangenen Jahres gesehen, sei es aus beruflichen oder persönlichen Gründen?«
    »Ja, natürlich. Das habe ich Ihnen doch gesagt. Beinahe jeden Tag. Sie war infolge des Todes ihres Sohnes völlig am Ende. Sie hat sich Vorwürfe gemacht.« Kurzzeitig kam Unruhe hinter ihnen auf. »Aber Jennifer macht sich Vorwürfe wegen allem und jedem.«
    »Und trotzdem streitet sie ab, daß sie ihren Mann und
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