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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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sagte er. »Absolute Willensfreiheit. Ich beklage, was diese Konzerne der Umwelt antun. Ich hasse ihre Produkte. Aber jeder Mensch hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.«
    »Mr. Vu?« sagte Lonnie.
    Henry räusperte sich, dachte eine Minute lang nach und sagte dann: »Ich überlege noch.« Henry würde sich Nicholas anschließen, der im Moment unglaublich still war.
    »Was ist mit Ihnen, Mr. Obmann?« fragte Lonnie.
    »Wir können in einer halben Stunde mit diesen Berichten fertig sein. Laßt uns das tun, dann fangen wir mit dem Abstimmen an.«
    Nach dem ersten ernsthaften Scharmützel war es eine Erleichterung, wieder ein paar Minuten lesen zu können. Die Entscheidungsschlacht stand eindeutig nahe bevor.
    Anfangs drängte es ihn, mit José am Steuer des Suburban die Straßen abzufahren, den Highway 90 hinauf und hinunter, ohne ein spezielles Ziel, ohne Aussicht darauf, sie zu erwischen. Aber zumindest wäre er dann draußen und täte etwas, versuchte, sie zu finden, in der Hoffnung, daß er vielleicht über sie stolpern würde.
    Er wußte, daß sie verschwunden war.
    Also blieb er statt dessen in seinem Büro, allein vor den Telefonen und betete, daß sie noch ein einziges Mal anrufen und ihm sagen würde, ein Handel wäre ein Handel. Den ganzen Nachmittag hindurch kam und ging Konrad und brachte die Nachrichten, mit denen Fitch gerechnet hatte: Ihr Wagen stand vor ihrer Wohnung und war seit acht Stunden nicht bewegt worden. Keinerlei Aktivitäten, kein Verlassen oder Betreten der Wohnung. Überhaupt nicht die geringste Spur von ihr. Sie war verschwunden.
    Seltsamerweise schaffte es Fitch, sich um so mehr Hoffnung zu machen, je länger die Jury draußen blieb. Wenn sie vorgehabt hatte, das Geld zu nehmen und sich aus dem Staub zu machen und Fitch mit einem Urteil zugunsten der Anklage aufs Kreuz zu legen - wo blieb dann das Urteil? Vielleicht war es doch nicht so einfach. Es konnte durchaus sein, daß Nicholas Mühe hatte, seine Stimmen zusammenzubekommen.
    Fitch hatte noch keinen Prozeß verloren, und er erinnerte sich selbst immer wieder daran, daß er diese Situation schon viele Male durchgemacht und Blut und Wasser geschwitzt hatte, während die Geschworenen berieten.
    Um genau fünf Uhr kehrte Richter Harkin in den Gerichtssaal zurück und schickte nach der Jury. Die Anwälte eilten an ihre Tische. Der größte Teil der Zuschauer stellte sich wieder ein.
    Die Geschworenen nahmen ihre Plätze ein. Sie wirkten müde, aber das taten alle Geschworenen zu diesem Zeitpunkt. »Nur ein paar kurze Fragen«, sagte Seine Ehren. »Haben Sie einen neuen Obmann gewählt?«
    Sie nickten, und Nicholas hob die Hand. »Ich habe die Ehre«, sagte er leise, ohne den geringsten Anflug von Stolz.
    »Gut. Nur zu Ihrer Information. Ich habe vor ungefähr einer Stunde mit Herman Grimes gesprochen, und es geht ihm gut. Scheint etwas anderes gewesen zu sein als ein Herzinfarkt, und er wird voraussichtlich morgen entlassen. Er läßt Sie herzlich grüßen.«
    Die meisten von ihnen schafften es, ein erfreutes Gesicht zu machen.
    »So, inzwischen haben Sie fünf Stunden beraten, und ich wüßte gern, ob Sie vorankommen.«
    Nicholas stand verlegen auf und bohrte die Hände in die Hosentaschen. »Ich denke schon, Euer Ehren.«
    »Gut. Glauben Sie, ohne irgendwelche Andeutungen, worüber diskutiert worden ist, daß die Jury zu einem Urteil gelangen wird, so oder so?«
    Nicholas ließ den Blick über seine Kollegen schweifen, dann sagte er: »Ich glaube, das werden wir, Euer Ehren. Ja, ich bin zuversichtlich, daß wir zu einem Urteil gelangen werden.«
    »Wann wird das ungefähr der Fall sein? Ich will Sie keinesfalls bedrängen. Sie können sich so viel Zeit lassen, wie Sie wollen. Ich muß nur Pläne für diesen Gerichtssaal machen, falls wir bis in die Nacht hinein hierbleiben müssen.«
    »Wir wollen nach Hause, Euer Ehren. Wir sind entschlossen, es zu Ende zu bringen und irgendwann heute abend zu einem Urteil zu gelangen.«
    »Wunderbar. Danke. Das Abendessen ist unterwegs. Ich bin in meinem Amtszimmer, falls Sie mich brauchen sollten.«
41
    M r. O'Reilly erschien zum letztenmal, servierte seine letzte Mahlzeit und verabschiedete sich von den Leuten, die er inzwischen als Freunde betrachtete. Er und seine drei Angestellten fütterten und bedienten sie, als wären sie königlichen Geblüts.
    Das Abendessen war um halb sieben vorüber, und die Geschworenen wollten nach Hause. Sie einigten sich darauf, als erstes über die
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