Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Augenblick waren die meisten seiner Meinung. »Sie wollen also berühmt werden?« fragte Jerry sarkastisch.
    »Ich nicht, aber das Urteil. Nächste Woche wird sich niemand mehr an unsere Namen erinnern, aber jedermann wird sich an unser Urteil erinnern. Wenn wir es tun wollen, dann sollten wir es auch richtig tun.«
    »Mir gefällt das«, meldete sich Shine Royce zu Wort. Der Gedanke, soviel Geld auszuteilen, machte ihn schwindlig. Shine war der einzige Geschworene, der gern noch eine Nacht im Motel verbracht hätte, wo er umsonst essen und morgen weitere fünfzehn Dollar kassieren konnte.
    »Sagen Sie uns, was dann passieren wird«, sagte Millie, immer noch verblüfft.
    »Gegen das Urteil wird Berufung eingelegt, und eines Tages, vermutlich in ungefähr zwei Jahren, werden ein paar alte Böcke in schwarzen Roben es revidieren. Sie werden es auf einen etwas vernünftigeren Betrag senken. Sie werden sagen, es wäre ein verrücktes Urteil von einer verrückten Jury gewesen, und sie werden es ändern. Das System funktioniert fast immer.«
    »Weshalb sollten wir es dann tun?« fragte Loreen.
    »Um Veränderungen zu bewirken. Wir setzen den langen Prozeß in Gang, mit dem die Tabakkonzerne für den Tod so vieler Menschen zur Rechenschaft gezogen werden. Denken Sie daran - sie haben noch nie einen derartigen Prozeß verloren. Sie halten sich für unbesiegbar. Wir beweisen ihnen das Gegenteil, und wir tun es auf eine Art und Weise, die bewirkt, daß andere Kläger nicht davor zurückscheuen, die Industrie zu attackieren.«
    »Sie wollen sie also in den Ruin treiben«, sagte Lonnie.
    »Das würde mir keine schlaflosen Nächte bereiten. Pynex besitzt eins Komma zwei Milliarden, und praktisch seine gesamten Profite wurden auf Kosten von Menschen erzielt, die ihre Produkte konsumieren, aber nur zu gern damit aufhören würden. Ja, wenn ich mir's recht überlege - die Welt wäre ein besserer Ort ohne Pynex. Wer würde weinen, wenn der Konzern zusammenbräche?«
    »Vielleicht seine Mitarbeiter«, sagte Lonnie.
    »Gutes Argument. Aber ich habe mehr Mitgefühl für die Tausende von Leuten, die nach seinen Produkten süchtig sind.«
    »Wieviel werden die Berufungsgerichte Celeste Wood geben?« fragte Mrs. Gladys Card. Was ihr zu schaffen machte, war die Idee, daß eine ihrer Nachbarinnen, obgleich es eine Frau war, die sie nicht kannte, reich werden sollte. Gewiß, sie hatte ihren Mann verloren, aber Mr. Card hatte seinen Prostatakrebs überlebt, ohne auf den Gedanken zu kommen, deshalb jemanden zu verklagen.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Nicholas. »Und das ist nichts, worüber wir uns Gedanken machen müssen. Das geschieht an einem anderen Tag in einem anderen Gerichtssaal, und es gibt Richtlinien, die bei der Reduzierung von hohen Geldstrafen berücksichtigt werden.«
    »Eine Milliarde Dollar«, wiederholte Loreen leise, aber trotzdem hörbar. Es sprach sich ebenso leicht aus wie ›eine Million Dollar‹. Die meisten Geschworenen starrten auf den Tisch und wiederholten das Wort ›Milliarde‹.
    Nicht zum erstenmal dankte Nicholas sich selbst für Herreras Abwesenheit. In einem solchen Augenblick, mit einer Milliarde Dollar auf dem Tisch, hätte Herrera einen Riesenaufstand gemacht und vermutlich mit harten Gegenständen geworfen. Aber im Zimmer herrschte Stille. Lonnie war als einziger Advokat der Verteidigung übriggeblieben, und er war damit beschäftigt, immer wieder die Stimmen zu zählen.
    Auch Hermans Abwesenheit war wichtig, vielleicht noch wichtiger als die des Colonels, weil die Leute auf Herman gehört hätten. Er war bedächtig und abwägend, nicht anfällig für Emotionen, und hätte einer derart immensen Geldstrafe niemals zugestimmt.
    Aber sie waren fort.
    Nicholas hatte die Diskussion von der Haftbarkeit weg zum Thema Geldstrafe hingesteuert, eine entscheidende Verlagerung, die außer ihm selbst niemand bemerkte. Die Milliarde Dollar hatte sie fassungslos gemacht und sie gezwungen, an Geld zu denken, nicht an Schuld.
    Er war entschlossen, ihre Gedanken beim Thema Geld zu halten. »Es ist nur ein Vorschlag«, sagte er. »Aber es ist wichtig, daß wir sie wachrütteln.«
    Nicholas zwinkerte rasch Jerry zu, der auf das Stichwort hin prompt reagierte. »So hoch kann ich nicht gehen«, sagte er mit seiner besten Verkäuferroutine, die ziemlich beeindruckend war. »Es ist - nun ja, einfach zuviel. Ich sehe ein, daß sie zahlen müssen, aber, verdammt noch mal, das ist einfach verrückt.«
    »Es ist nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher