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Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John Grisham
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verrückt«, argumentierte Nicholas. »Der Konzern hat achthundert Millionen Barvermögen. Der Laden ist wie eine Münzanstalt. Alle Tabakkonzerne drucken ihr Geld selbst.«
    Mit Jerry waren es acht, und Lonnie zog sich in eine Ecke zurück, wo er damit anfing, sich die Fingernägel zu schneiden.
    Und der Pudel ergab neun. »Es ist verrückt, und ich kann da nicht mitmachen«, sagte sie. »Eine geringere Summe vielleicht, aber keine Milliarde Dollar.«
    »Und wieviel?« fragte Rikki.
    Nur fünfhundert Millionen. Nur einhundert Millionen. Sie konnten sich nicht überwinden, diese absurden Geldsummen auszusprechen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sylvia. »Was meinen Sie?«
    »Mir gefällt die Idee, diese Leute in die Seile zu treiben«, sagte Rikki. »Wenn wir ihnen einen Denkzettel verpassen wollen, dann sollten wir nicht schüchtern sein.«
    »Eine Milliarde?« fragte Sylvia.
    »Ja, das brächte ich fertig.«
    »Ich auch«, sagte Shine, der sich durch seine bloße Anwesenheit reich vorkam.
    Es folgte eine lange Pause; das einzige Geräusch kam von Lonnies Nägelschneiden.
    Schließlich sagte Nicholas: »Wer kann nicht dafür stimmen, daß wir überhaupt irgendeinen Anspruch anerkennen?«
    Savelle hob die Hand. Lonnie ignorierte die Frage, aber sein Standpunkt war ohnehin klar.
    »Damit steht es zehn gegen zwei«, verkündete Nicholas und notierte es. »Die Jury ist hiermit zu ihrem Beschluß über die Haftbarkeit ge langt. Und nun lassen Sie uns über das Thema Geld abstimmen. Können wir zehn uns darauf einigen, daß die Wood-Hinterbliebenen Anspruch auf zwei Millionen Schadenersatz haben?«
    Savelle stieß seinen Stuhl zurück und verließ das Zimmer. Lonnie schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich ans Fenster, mit dem Rücken zu den anderen, aber auf jedes Wort lauschend.
    Angesichts der voraufgegangenen Diskussion hörten die zwei Millionen sich wie Taschengeld an und wurden von den zehn gutgeheißen. Nicholas schrieb das auf ein von Richter Harkin dafür vorgesehenes Formular.
    »Können wir zehn uns darauf einigen, daß eine Geldstrafe über einen noch zu bestimmenden Betrag verhängt werden sollte?« Er ließ den Blick langsam um den Tisch herumwandern und bekam von allen ein »Ja«. Mrs. Gladys Card zögerte. Sie konnte ihre Meinung ändern, aber das würde nichts ausmachen. Für ein Urteil waren nur neun Stimmen erforderlich.
    »Gut. Nun kommen wir zur Höhe der Geldstrafe. Irgendwelche Vorschläge?«
    »Ich habe einen«, sagte Jerry. »Lassen Sie alle ihren Betrag auf einen Zettel schreiben. Der wird dann zusammengefaltet und geheimgehalten. Dann addieren Sie alles zusammen und teilen es durch zehn. Auf diese Weise erfahren wir, wo der Durchschnitt liegt.«
    »Wäre das bindend?« fragte Nicholas.
    »Nein. Aber wir hätten dann einen Anhaltspunkt, wo wir stehen.«
    Die Idee einer geheimen Abstimmung gefiel allen, und sie schrieben rasch ihre Zahlen auf kleine Zettel.
    Nicholas entfaltete langsam einen Stimmzettel nach dem anderen und rief die Summen Millie zu, die sie niederschrieb. Eine Milliarde, eine Million, fünfzig Millionen, zehn Millionen, eine Milliarde, eine Million, fünf Millionen, fünfhundert Millionen, eine Milliarde und zwei Millionen.
    Millie besorgte die Rechnerei. »Die Summe ist drei Milliarden, fünfhundert und neunundsechzig Millionen. Wenn wir das durch zehn teilen, ergibt sich ein Durchschnitt von dreihundert und fünfundsechzig Millionen und neunhunderttausend.«
    Es dauerte einen Moment, bis alle die vielen Nullen verdaut hatten. Lonnie sprang auf und trat an den Tisch. »Ihr seid verrückt«, sagte er laut genug, daß alle es hören konnten, und verließ, die Tür zuknallend, das Zimmer.
    »Das kann ich nicht«, sagte Mrs. Gladys Card, sichtlich erschüttert. »Ich lebe von einer Rente. Es ist eine gute Rente, zugegeben, aber solche Zahlen kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
    »Die Zahlen sind real«, sagte Nicholas. »Der Konzern hat achthundert Millionen Barvermögen, ein Kapital von mehr als einer Milliarde. Im vorigen Jahr hat unser Land sechs Milliarden für die Kosten von Krankheiten ausgegeben, die in einer direkten Beziehung zum Rauchen stehen, und diese Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Die vier größten Tabakkonzerne hatten im vorigen Jahr zusammen einen Umsatz von fast sechzehn Milliarden Dollar. Und auch diese Zahl steigt ständig. Sie müssen in großem Maßstab denken. Über ein Fünf-Millionen-Dollar-Urteil würden diese Leute nur lachen. Sie würden
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