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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis
Autoren: Agatha Christie
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Wahrheit: Er sei in Elsa verliebt gewesen, aber es sei vorbei; sowie das Bild fertig sei, werde er sie für immer fortschicken.
    Und darauf rief Caroline empört aus: ‹Du mit deinen Weibern!› Mit diesen Worten stellte sie Elsa in eine Reihe mit all den andern, die er schon längst vergessen hatte. Und sie fügte entrüstet hinzu: ‹Eines Tages werde ich dich noch umbringen!›
    Sie war wütend, empört über seine Gefühllosigkeit, über seine Grausamkeit dem Mädchen gegenüber. Die Worte, die Philip Blake sie in der Halle murmeln hörte – ‹Er ist so grausam› –, bezogen sich auf Elsa.
    Als Crale nach der Unterredung aus der Bibliothek kam, forderte er Elsa barsch auf, mit ihm zur Schanze zu kommen. Er wusste aber nicht, dass Elsa, unter dem Bibliotheksfenster sitzend, alles gehört hatte. Stellen Sie sich vor, was für ein Schlag das für sie gewesen sein muss, als sie die Wahrheit hörte, die brutale Wahrheit! Aber sie ließ sich nichts anmerken, und ihr Bericht über diese Unterhaltung entsprach nicht der Wahrheit.
    Meredith Blake hat uns berichtet, dass er am vorhergehenden Nachmittag, als er auf Caroline wartete, mit dem Rücken zur Laboratoriumstür stand und sich mit Elsa unterhielt. Das heißt, dass Elsa ihm gegenüberstand und daher über seine Schulter hinweg sehen konnte, was Caroline tat. Sie sah, dass Caroline das Gift nahm. Sie sagte niemandem etwas davon, aber es fiel ihr wieder ein, als sie beim offenen Bibliotheksfenster saß. Als Crale sie aufforderte, mit ihm zur Schanze zu kommen, benutzte sie die Ausrede, dass sie einen Pullover holen wolle, um in Carolines Schlafzimmer zu gehen und nach dem Gift zu suchen. Frauen wissen, wo andere Frauen etwas zu verstecken pflegen. Sie fand das Gift, und vorsichtig, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, füllte sie die Flüssigkeit in ihren Füllfederhalter.
    Dann ging sie mit Crale zur Schanze, wo sie ihm zweifellos ein Glas Bier einschenkte, das er in seiner üblichen Art in einem Zug leerte.
    Inzwischen hatte sich Caroline Crale ernsthaft Gedanken gemacht. Als sie Elsa später ins Haus kommen sah – diesmal, um wirklich einen Pullover zu holen –, eilte Caroline hinunter zur Schanze und machte ihrem Mann Vorhaltungen. Sie sagte ihm unter anderem, es sei eine Schande, wie er sich benehme, und sie werde das nicht dulden. Es sei grausam und hart für das Mädchen. Amyas, der über die Störung bei seiner Arbeit wütend ist, erwidert, dass das Mädchen ihre Koffer packen müsse, sowie das Bild fertig sei. ‹Ich lasse sie ihre Koffer packen, das sage ich dir!›
    Und dann hören sie die Brüder Blake kommen. Caroline geht hinaus und murmelt leicht verlegen etwas über Angela und das Internat, und sie habe noch viel zu tun. Durch eine verständliche Ideenassoziation glauben die beiden Herren, dass sich die Unterhaltung auf Angela bezogen habe, und aus dem ‹ich lasse sie ihre Koffer packen›, wird ‹ich werde für sie packen›.
    Elsa, den Pullover in der Hand, kommt wieder, kühl lächelnd, und nimmt erneut ihre Pose ein. Sie hat zweifellos damit gerechnet, dass Caroline verdächtigt würde, dass das Koniinfläschchen in ihrem Schlafzimmer gefunden würde, aber nun gibt sich Caroline ihr völlig in die Hand: Sie bringt ihrem Mann eine Flasche eisgekühltes Bier und gießt es ihm ein. Amyas schüttet es herunter und sagt: ‹Alles schmeckt heute miserabel.›
    Wie aufschlussreich ist diese Bemerkung! Alles schmeckt miserabel! Er hat also schon vor diesem Bier etwas zu sich genommen, das ihm schlecht schmeckte, und er hat diesen Geschmack noch immer im Mund. Noch etwas: Philip Blake berichtete, dass Crale leicht geschwankt habe und dass er, Philip, überlegt habe, ‹ob er nicht zu viel getrunken habe›. Aber dieses leichte Schwanken war das erste Zeichen der Wirkung des Giftes, was bedeutet, dass ihm das Gift schon einige Zeit bevor Caroline das eisgekühlte Bier brachte, verabfolgt worden war.
    Elsa Greer saß auf der Brustwehr, und damit er keinen Verdacht schöpfen sollte, plauderte sie lustig und vergnügt mit ihm. Sie sah Meredith auf dem oberen Plateau sitzen, winkte ihm zu und spielte ihre Rolle auch seinetwegen.
    Amyas Crale, der Krankheit verabscheute und sich nicht gehen lassen wollte, malte verbissen weiter, bis die Glieder ihm den Dienst versagten, bis er kaum mehr sprechen konnte; er lag ausgestreckt auf der Bank, hilflos, aber geistig noch klar.
    Es läutete zum Mittagessen, und Meredith kam zur Schanze. Ich glaube, dass in
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