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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis
Autoren: Agatha Christie
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hervorgerufen werden, dass Amyas Selbstmord begangen habe, also dürfen nur Amyas’ Fingerabdrücke darauf gefunden werden. Sie versucht verzweifelt, die Finger des toten Mannes auf die Flasche zu pressen, und lauscht dabei ängstlich, ob jemand kommt…
    Wenn man das als gegeben annimmt, wird alles weitere klar. Ihr Verlangen, Angela fortzuschicken, ihre Furcht, dass Angela von der Polizei vernommen werden könnte, ihr eifriges Bestreben, sie vor Beginn der Verhandlung ins Ausland zu schicken. Denn sie lebt in der ständigen Angst, dass Angela zusammenbrechen und alles gestehen könnte.»

4
     
    L angsam wandte sich Angela Warren um, blickte verächtlich die Anwesenden an und sagte:
    «Wie dumm ihr doch alle seid! Wenn ich es getan hätte, würde ich es auch gestanden haben. Ich hätte nie zugelassen, dass Caroline für meine Tat büßen musste. Niemals!»
    «Aber Sie hatten doch etwas mit der Flasche gemacht», warf Poirot ein.
    « Was? »
    Poirot wandte sich zu Meredith Blake.
    «In Ihrem Bericht geben Sie an, dass Sie am Morgen des Unglückstages Geräusche aus dem Raum, der unter Ihrem Schlafzimmer liegt, gehört haben.»
    Blake nickte.
    «Aber es war eine Katze.»
    «Wieso wissen Sie das?»
    «Das kann ich Ihnen nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, aber es war eine Katze, da bin ich ganz sicher. Das Fenster stand nur so weit offen, dass eine Katze durchschlüpfen konnte.»
    «Aber das Fenster war nicht festgemacht, man konnte den Spalt erweitern, und ein Mensch hätte ohne weiteres hineinkommen können.»
    «Das schon, aber ich weiß, dass es eine Katze war.»
    «Haben Sie eine Katze gesehen? »
    Blake blickte ihn verblüfft an und sagte zögernd: «Nein, ich habe sie nicht gesehen…» Stirnrunzelnd fuhr er fort: «Aber trotzdem weiß ich es.»
    «Ich werde Ihnen sagen, warum. Jemand hätte an dem Morgen in Ihr Laboratorium eindringen, etwas vom Regal nehmen und fortgehen können, ohne von Ihnen gesehen zu werden. Wenn es jemand aus Alderbury gewesen wäre, hätten es jedoch weder Philip Blake noch Elsa Greer, noch Amyas Crale oder Caroline Crale sein können, denn wir wissen genau, was die Betreffenden den ganzen Morgen über getan haben. Es bleiben also nur Angela Warren und Miss Williams. Miss Williams war hier, Sie haben sie ja getroffen, als Sie fortgingen, und sie sagte Ihnen, dass sie Angela suche. Angela war angeblich früh schwimmen gegangen, aber Miss Williams hatte sie weder im Wasser noch am Strand gesehen. Natürlich hätte Angela leicht über die Bucht schwimmen können, was sie auch später an dem Morgen mit Philip Blake getan hat. Es wäre möglich gewesen, dass sie über die Bucht schwamm, zum Haus heraufkam, durch das Fenster kletterte und etwas vom Regal nahm.»
    Angela erwiderte:
    «Aber ich habe es nicht getan… wenigstens nicht…»
    «Ah!», rief Poirot triumphierend aus. «Jetzt erinnern Sie sich. Sie haben mir doch selbst erzählt, dass Sie einmal, um Amyas Crale einen Streich zu spielen, einen Saft entwendet haben, den Sie als ‹Katzensaft› bezeichneten…»
    Meredith Blake unterbrach ihn:
    «Baldrian! Das ist doch klar!»
    «Richtig. Darum sind Sie auch so sicher, dass eine Katze im Laboratorium gewesen war, denn Sie haben einen ausgeprägten Geruchssinn. Sie rochen den schwachen, unangenehmen Geruch von Baldrian, ohne sich darüber klar zu werden, aber in Ihrem Unterbewusstsein erinnerte Sie das an eine Katze. Katzen lieben Baldrian. Baldrian hat einen widerlichen Geschmack, was Sie bei Ihrem Vortrag erwähnt hatten, und so kam die mutwillige Angela auf den Gedanken, einige Tropfen in das Bier ihres Schwagers zu tun. Amyas pflegte ja, wie sie wusste, das Glas stets in einem Zug zu leeren.»
    «War das wirklich an dem Tag?», sagte Angela sinnend. «Dass ich Baldrian entwendet habe, weiß ich ganz genau. Ja, und ich erinnere mich auch, dass ich die Bierflasche aus dem Eisschrank genommen habe und dass Caroline kam und mich beinahe ertappte. Natürlich erinnere ich mich jetzt… Aber ich wusste nicht mehr, dass es am Mordtag gewesen war.»
    «Das ist leicht verständlich, denn für Sie bestand ja keine Beziehung zwischen diesen zwei völlig verschiedenen Vorgängen. Das eine war ein mutwilliger Streich, das andere eine Tragödie, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam und bei Ihnen die Erinnerung an weniger wichtige Dinge verdrängte. Aber ich habe nicht vergessen, dass Sie mir sagten: ‹Ich habe etwas stibitzt, um es in Amyas’ Bier zu tun.› Sie haben aber nicht gesagt,
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