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Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)

Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)

Titel: Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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nur im Umriss zu sehen. Es hob sich beinahe schwarz gegen den Nachthimmel ab, der etwas wolkenverhangen war.
    Was soll ich jetzt tun?, fragte sich Susanne einen Augenblick lang, aber dann obsiegte ihre Neugier.
    Sie musste einfach wissen, was hier vor sich ging...
    So drehte sie sich um und zog sich etwas Praktisches über.
    In Windeseile geschah dies, denn Susanne dachte gar nicht daran, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Als sie fertig war, trat sie ans Fenster und warf noch einen Blick zum Westturm. Groß und gewaltig stand er da. In früheren Zeiten war er wohl so etwas wie die letzte Rückzugsmöglichkeit für den Fall gewesen, dass Angreifer den Rest des Schlosses bereits eingenommen hatten. Susanne blickte hinauf zu den Zinnen, aber dort war niemand. Sie atmete tief durch.
    Etwas merkwürdig war das ganze schon? Warum machte Nadine so ein Geheimnis aus der Sache?
    Natürlich wollte sie es sich auf keinen Fall mit ihrer Herrschaft verderben. Das konnte Susanne verstehen. Aber war es deshalb notwendig, einen derart ungemütlichen Treffpunkt zu wählen?
    Susanne verließ das Zimmer, ging über die langen, hohen Flure des Schlosses. Schließlich erreichte sie die Eingangshalle. Alles war ruhig. Im Schloss schien jeder zu schlafen.
    Susanne öffnete die Haupttür und trat hinaus ins Freie.
    Sie stieg die steinernen Stufen des Portals hinab. Es war eine mondhelle Nacht. Und der Schlosshof war wie immer gut beleuchtet. Das Schloss wirkte bei Nacht beinahe noch prächtiger als am Tag.
    Susanne blickte sich um.
    Nirgends war jemand zu sehen.
    Aber ein kühler Wind strich um die Mauern herum.
    Susanne fröstelte leicht.
    Ich hätte mir etwas Wärmeres anziehen sollen!, ging es ihr durch den Kopf. Dann trat sie auf den Turm zu. Die hölzerne Tür war verschlossen. Aber eine schmale Treppe führte außen am Gemäuer des Turms empor. Seitlich war eine brusthohe Mauer. Die Stufen waren schmal und rutschig.
    Susanne ging hinauf. Immer höher, bis sie schließlich die von einer steinernen Brustwehr umrandete Turmspitze erreicht hatte. Von hier aus hatte man einen überwältigenden Ausblick über das gesamte Schloss und die umliegenden Ländereien.
    Aber es war niemand hier oben.
    Niemand, der auf Susanne gewartet hatte, um mit ihr zu sprechen.
    Den Brief, den man ihr unter der Zimmertür hindurchgeschoben hatte, hielt sie in der Hand. Immerhin ein Beweis dafür, dass ich mir das nicht alles nur eingebildet habe!, dachte Susanne.
    "Nadine?", fragte die junge Baroness schließlich laut.
    In der Mitte des Turms befand sich ein kleiner steinerner Aufbau. Die Tür stand offen und das Mondlicht fiel genau so, dass Susanne die Treppe sehen konnte, die hinab ins Innere des Turms führte.
    Sie glaubte ein Geräusch gehört zu haben und zuckte zusammen.
    "Ist da jemand?", rief sie.
    Oder hatten ihre überreizten Sinne ihr einen Streich gespielt?
    "Nadine!", rief Susanne noch einmal.
    Aber niemand gab ihr Antwort. Sie ging auf die Tür zu.
    "Nadine, sind Sie dort?"
    "Kommen Sie!", wisperte eine Stimme. "Kommen Sie die Treppe hinunter..."
    "Aber..."
    "Man darf uns nicht sehen, Baroness! Sonst verliere ich meine Stellung..."
    "Machen Sie doch Licht, Nadine!"
    "Das könnte man im ganzen Schloss sehen, wenn es durch die Fenster dringt... Nein, das kommt nicht in Frage. Nun machen Sie schon!"
    Susanne hatte Mühe, die Worte zu verstehen. Der Wind verschluckte einen Teil des Wisperns. Nun bist du schon so weit gegangen, jetzt kannst auch die Treppe in den Turm hinabsteigen!, dachte Susanne. Aber es dauerte einen Moment, bis sie sich überwunden hatte. Diese Treppe in die Tiefe erinnerte sie doch sehr stark an jene Treppen, die in die unterirdischen Verliese führten. Und allein die Erinnerung an das, was sie bei ihrem letzten Abstieg erlebt hatte, ließ sie unwillkürlich zittern. Sie versuchte, diese Erinnerung zu verdrängen. Einfach nicht daran denken!, sagte sie zu sich selbst.
    Und dann setzte sie den ersten Schritt in die Dunkelheit.
    Man mußte sehr vorsichtig sein. Die Steinstufen waren noch glatter und abgenutzter als jene der äußeren Treppe. Es gab ein hölzernes Geländer. Susanne klammerte sich am Handlauf fest. Vom Inneren des Turms konnte sie nicht viel sehen.
    Sternenlicht fiel durch eines der Fenster und sorgte dafür, dass sie einige schattenhafte Umrisse ausmachte. Mehr nicht.
    "Nadine, wo sind Sie?"
    Die Baroness bekam keinerlei Antwort. Sie hielt einen Augenblick lang inne, tastete sich dann noch etwas weiter vor
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