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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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er sich nicht zuvor an die Arbeit gemacht hatte. Durch sie fing Nora die anderen Energien auf, die anschließend durch den Computer in ihren Körper hinein weitergeleitet wurden.
    Ein irrer Kreislauf…
    Das Mädchen blieb hinter Suko, er hörte dessen Schritte. Die Treppe lag vor ihm. Sie schwankte. Auf den Stufen hatten sich Wellen gebildet, und es war für Suko nicht einfach, den Fuß auf die erste Stufe zu setzen. Er hatte Angst, aber da war das Geländer, und mit der Rechten schlug er auf den Handlauf.
    Er hielt sich fest.
    Tief saugte er die Luft ein.
    Schwindel überkam ihm. Es war schwer für ihn, sich zu halten, und hinter ihm drängte das Mädchen. »Du mußt gehen, sonst stirbst du auf dieser Treppe.«
    »Okay.« Suko brachte nicht mehr als ein Keuchen heraus. Er ging auch, und er hatte weiterhin das Gefühl, über die schwammigen Stufen hinwegzusegeln.
    Irgendwann hatte er sie hinter sich gelassen. Seine Knie waren weich.
    Wenn er gehen wollte, dann trabte er nur voran. Die Wände bewegten sich noch immer, eine ungewöhnliche Kälte kroch in seinen Körper, der Kopf erinnerte ihn an einen Druckkessel, der kurz vor dem Platzen stand. Als er Luft holte, schmerzte sein Mund. Alles war plötzlich so anders geworden, die Welt hatte sich verändert, den Druck konnte er nicht mehr ertragen.
    »Da ist die Tür! Öffne sie!«
    Suko fiel dagegen und war froh, sich an der Klinke abstützen zu können.
    Er zog sie auf. Dann verließ er das Haus!
    ***
    Ich hatte meinen Freund gesehen, wußte aber nicht, ob er mich erkannt hatte, denn sein Gesichtsausdruck zeigte nur mehr einen Schrecken, den ich von ihm nicht kannte. Gleichzeitig wunderte ich mich über die Leere in seinen Augen – Suko war nur mehr eine Marionette, die unter der Kontrolle einer anderen Person stand – und die ging hinter ihm. Das mußte Nora Shane sein.
    Ein Kind?
    Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Sie war zwar erst zwölf, wirkte aber trotzdem erwachsen, als gäbe es nichts auf dieser Welt, das sie noch aus der Fassung bringen könnte. Sie war die Sicherheit, sie trieb Suko voran, und ich unternahm auch nicht den Versuch, ihn zu stoppen. Ich trat sogar zur Seite, damit mich diese Hülle auf zwei Beinen passieren konnte.
    Dann standen wir uns gegenüber.
    Eigentlich hatte Nora weitergehen wollen, aber etwas mußte sie wie eine Warnung erreicht haben. Ein Strom, der von meiner Person ausging.
    Oder vom Kreuz!
    Das war sehr viel wahrscheinlicher. Dieses ›Kind?‹ stand unter einem anderen Einfluß. Ich hatte noch immer nicht herausfinden können, wer es war, der sie in den Klauen hielt, jedenfalls waren es meine Gegner, die sich vor dem Kreuz fürchteten.
    Ich wartete.
    Nur kurz schaute ich über die rechte Schulter zurück, um zu sehen, was mit Suko passierte.
    Zum Glück nichts. Er war weitergegangen und hatte es geschafft, seinen tapsigen Gang dicht vor dem weißgestrichenen Zaun zu stoppen.
    Dahinter tat sich etwas, denn die Menschen, die nicht mehr in den Häusern waren, hatten sich zusammengerottet. Als Gruppe waren sie auf das neue Ziel zugekommen, begleitet von der laut blökenden Schafherde.
    Das alles war für mich Kulisse. Ich interessierte mich ausschließlich für Nora Shane. Einen schnellen Blick gönnte ich der Schüssel oben am Dach. Von ihr strahlte noch immer die Lichtwolke, die sich mit Sternenstaub vergleichen ließ. Sie flirrte, sie zitterte in sich selbst, aber sie traf keinerlei Anstalten, ihren Standort zu verändern. Sie füllte das Oval der Schüssel aus, als wäre sie darin festgeklebt worden.
    Nora war völlig normal angezogen. Jeans, ein Pullover, Turnschuhe, nichts, was sie auf den ersten Blick von anderen Mädchen ihres Alters unterschieden hätte.
    Wohl auf den zweiten!
    Da sah ich ihr Haar, das den Kopf wie goldener Flaum umrahmte. Da war das Gesicht mit der sehr hellen Haut, als würde hinter ihr ein besonders intensives Licht leuchten und eine Kraft ausstrahlen, die nicht von dieser Welt stammte.
    Und die Augen!
    Sterne? Nein, Sterne funkelten oft. Ich entdeckte in den Pupillen das kalte Licht eines Planeten, in dem überhaupt kein Gefühl zu lesen war.
    Nora Shane stand im wahrsten Sinne des Wortes unter Strom. Sie war bis in die Haarspitzen hinein aufgeladen.
    Ich blieb ruhig.
    Sie ebenfalls, doch es war deutlich zu spüren, wie sie innerlich zitterte und aufgebracht war. Andere Kräfte hatten zugeschlagen und dieses junge Mädchen in ihren Besitz genommen.
    Sie sprach mich an. »Geh mir aus dem
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