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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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gefehlt! Auf keinen Fall wollte ich mich aber von der verrückten Herde von meinen Plänen abbringen lassen! Ich schlug die Haustür zu und lief den schmalen Gang entlang, bis ich den Hinterausgang erreichte. Es war von innen verriegelt. Ich stieß den Riegel zurück und zerrte die Tür auf.
    Vor mir lag ein kleiner Garten. Das Geräusch der Hufe wehte bis an die Rückseite des Hauses, allerdings nicht mehr so stark, da die Mauern doch einiges abhielten.
    Ich beeilte mich. Mit langen Schritten hetzte ich durch den Garten und übersprang einen braunen Zaun. Was auf den Straßen geschah, interessiert mich nicht mehr. Ich bekam jedoch mit, daß es stiller geworden war, dafür trug der Wind den strengen Schafsgeruch durch den Ort, den früher schon die amerikanischen Rinderzüchter so gehaßt hatten. Wer immer auch hinter diesen Vorgängen steckte und sie leitete, für mich stand fest, daß erzürn großen Finale gerufen hatte. Noch in dieser Nacht würde es passieren, da konnte die andere Kraft explodieren und ihre immense Macht zeigen.
    Ich rannte geduckt durch eine schmale Gasse. Die Richtung war klar, zudem konnte ich dieses seltsame helle Licht auch hin und wieder sehen, wenn der Blick mal frei war.
    Auf der Haut spürte ich ein Kribbeln. Es wurde Zeit für mich. Sekunden wurden kostbar. Die Herde lief nicht mehr weiter. Sie stand mitten in Weldon. Ich hörte hin und wieder das Blöken der Schafe, auch das harte Bellen des Hundes. Stimmen erreichten mich ebenfalls. In einer Lücke zwischen den Häusern wagte ich einen Blick über die große Straße. Sie war an dieser Stelle leer. Die Schafe drängten sich weiter rechts zusammen, ungefähr in der Höhe des Styronschen Hauses. Neben mir atmete jemand scharf. Erst dann sah ich den Mann. Er saß auf einer umgekippten Tonne und starrte nach vorn. Sein Gesicht glänzte schweißnaß. Eine Hand hatte er auf seine linke Brustseite gelegt.
    Ich beugte mich zu ihm, doch erst als ich ihn ansprach, hob er den Kopf und hörte mir zu. »Was ist los? Was haben Sie?«
    »Die Blitze…«
    »Was ist mit Ihnen?«
    Er atmete stoßweise. »Sie werden zurückkommen, glauben Sie mir. Die Blitze kehren zurück!« Mit der Zungenspitze leckte er über seine Lippen.
    »Ja, sie sind schon hier…«
    »Ich sehe sie nicht!«
    Seine Augen bekamen einen beinahe träumerischen Ausdruck. Er bewegte die rechte Hand im Halbkreis. »Himmel, wer kann sie schon sehen, Sir. Niemand. Man spürt sie nur, wissen Sie? Man spürt sie. Sie sind da, sie sind in den Menschen festgefroren.«
    Ich wußte nicht, was ich von dieser Antwort halten sollte.
    »Festgefroren«, das hätte ich nicht so ohne weiteres unterstrichen, aber es konnte durchaus sein. »Haben Sie auch das seltsame Licht bei den Shanes gesehen, Mister?«
    Er verzog die Lippen, so daß der rechte Mundwinkel kippte. »Ja, das habe ich gesehen.«
    »Und?«
    Er hob die Schultern. »Spüren Sie denn nichts?«
    »Es ist da. Es ist in der Stadt. Es ist in uns. Es hat uns überfallen, und es wird uns beherrschen. Dieses Licht ist die Botschaft, und es ist gleichzeitig die Angst, Mister. Davor fürchte ich mich, obwohl ich es schon in mir spüre.«
    »Okay, Sie brauchen sich nicht zu fürchten. Ich werde versuchen, es zu löschen.«
    »Das können Sie nicht.« Er strich über seine hellen Bartstoppeln und produzierte ein kratzendes Geräusch. »Es ist über uns gekommen wie das Jüngste Gericht. Die Blitze am Himmel sind nicht zu erklären. Wir sollten in die Wohnungen zurückgehen, die Bibeln nehmen und beten. Nur so können wir uns schützen. Was machen wir statt dessen? Wir gehen hinaus, wir warten darauf, daß etwas passiert und nur, weil das Licht uns schon erreicht hat.«
    Es war mir alles zu theoretisch, was der gute Mann da erzählte. Ich wollte Gewißheit haben, und da mußte ich mich einfach mit dem Licht auf dem Dach beschäftigen.
    Ich lief über die Straße, die hier ziemlich leer war. Nur vereinzelt standen Bewohner im Schatten ihrer Häuser, und ich konnte mir auch vorstellen, daß sie meinen Weg verfolgten.
    Es war nicht der Stern von Bethlehem, und doch wurde mir der Weg zum Ziel gewiesen. Das Haus der Familie Shane zählte sicherlich zu den größten Bauten von Weldon. Bei Tageslicht sah es bestimmt prächtig aus, jetzt in der Dunkelheit wirkte es irgendwie bedrohlich, trotz des weißen Zauns, der es zur Straße und zum Gehsteig hin abschirmte.
    Ich war nur froh, daß es nicht zu weiteren schlimmen Ausschreitungen und Exzessen gekommen war
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