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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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Papier wie eine breite Zunge aus ihm hervorhängen. Eine Nachricht?
    Er hatte sich mittlerweile an die Szenerie gewöhnt. Normales Licht erwischte ihn nicht. Es war zu künstlich, und es stammte zumeist vom Bildschirm des Computers, den es als geheimnisvolle fluoreszierendes Leuchten verließ.
    Zum Glück reichte es aus, um die Botschaft auf dem Gedruckten lesen zu können.
    Suko riß das lange Blatt ab.
    Er las den ersten Satz. WER BIST DU?
    Suko schaute auf Nora Shane. Sie bewegte sich nicht und gab sich nur mit ihrem Spielzeug ab.
    Weiterlesen!
    WAS WILLST DU HIER? WARUM BIST DU GEKOMMEN? DU BIST FREMD! ICH WILL DEINEN NAMEN WISSEN! WIE HEISST DU?
    Der Inspektor gab zum erstenmal eine Antwort. »Ich bin Suko«, sprach er in die Stille des Zimmers hinein.
    Nora Shane nickte nur. Ansonsten zeigte sie keine Reaktion. Sie drehte sich auch nicht um. Suko nahm dies als Aufforderung hin, weiter zulesen.
    KOMMST DU AUCH WEGEN IHNEN? STEHST DU MIT IHNEN IN KONTAKT? KENNST DU SIE? HABEN SIE DIR AUCH EINE NACHRICHT HINTERLASSEN? WUSSTEST DU, DASS ES HEUTE SOWEIT IST?
    »Ich dachte es mir…«
    Nora Shane beugte ihren Kopf vor. Es standen keine weiteren Fragen mehr auf dem Papier. Suko rechnete damit, daß sie welche stellen würde, was sie auch tat, aber sie brauchte nicht ihre Finger zu bewegen, um die Worte einzugeben. Nora schaffte dies durch ihre geistige Kraft.
    Sie hatte eine Verbindung zu den Gewalten auf dem Bildschirm hergestellt, und wieder fing der Drucker an zu arbeiten.
    Suko spürte noch immer den dumpfen Druck im Kopf. Er preßte seine Fingerspitzen gegen die Schläfen wie jemand, der über ein bestimmtes Problem nachdachte, damit aber nicht zurechtkam. Trotzdem mußte er nachdenken, denn er hatte unter anderem eine sehr wichtige Information erhalten.
    Wer waren denn SIE? Mit wem sollte er in KONTAKT stehen? Suko war es gewohnt, sich beim Denken über gewisse Schemata hinwegzusetzen, das tat er auch jetzt, und da störten ihn nicht die Kopfschmerzen oder die andere Beeinflussung.
    Das Mädchen mußte damit die anderen Mächte gemeint haben.
    Wahrscheinlich diejenigen, die für den normal Sterblichen nicht sichtbar waren, sondern nur für sie. Aber auch nicht als Gestalten, sondern nur als ein tiefes Gefühl, als bohrende Geister, die sich in ihre Seele hineindrückten und sie so zu ihren Informationen kam.
    Das war schon unglaublich…
    Der Drucker verstummte.
    Blitzschnell griff Suko zu und riß das Blatt ab. Wieder sah er die Fragen.
    Für einen Moment verschwammen die Worte vor seinen Augen, was wohl an seinem nicht eben topfiten Zustand liegen mußte. Er wischte über seine Augen, atmete noch einmal tief durch und hielt das Blatt schräg, damit er die Buchstaben entziffern konnte.
    SIE SAGEN, DASS DU NICHT GUT BIST! SIE KENNEN DICH NICHT! SIE MÖGEN DICH AUCH NICHT! DU GEHÖRST NICHT ZU UNS! DU BIST KEINER VON IHNEN! DU BIST SEHR FREMD! WAS WILLST DU?
    Suko ließ das Blatt sinken. Ja, was wollte er eigentlich? Er war nach Weldon gekommen, um John zu suchen. Er hatte ihn nicht gefunden.
    Das wiederum brachte ihn auf eine Idee.
    »Ich suche einen Freund!« Er hatte Nora bewußt angesprochen und ziemlich laut dabei geredet.
    Zunächst blieb sie sitzen. Zwei Sekunden später meldete sich wieder der Drucker.
    Diesmal riß Suko das Papier nicht ab. Er las die Frage. WIE HEISST
    DEIN FREUND?
    »John Sinclair.«
    Abermals nahm Nora über den Drucker Kontakt mit ihm auf. Diesmal dauerte die Antwort länger. WIR KENNEN IHN NICHT! ER GEHÖRT
    NICHT ZU UNS! ER IST EIN ANDERER! ER IST FREMD! WIR WOLLEN KEINE FREMDEN HIER HABEN! WIR WOLLEN AUCH DICH NICHT! MEINE FREUNDE SAGEN, DASS DU IHNEN NICHT GEFÄLLST! SIE TRAUEN DIR NICHT! DU BIST NICHT WIE DIE BEWOHNER HIER! DU STEHST NICHT AUF UNSERER SEITE…
    Vorbei.
    Keine Antwort mehr.
    Suko schluckte den bitteren Geschmack runter. Die letzte Antwort hatte ihm bewiesen, daß er nicht eben ein willkommener Gast war. Im Gegenteil, er wurde als Feind angesehen.
    Was tun? Den Namen John Sinclair hatte er erwähnt, aber so gut wie keine Reaktion erhalten. Plötzlich verdichtete sich bei ihm der Eindruck, in einer Falle zu stecken. Zwar tat das Mädchen nichts, doch es strahlte eine derartige Sicherheit aus, daß sie auch nichts tun mußte. Allein Noras Anwesenheit und ihre Andersartigkeit war schon Bedrohung genug.
    Dieses Zimmer hatte sich in eine Hölle verwandelt. Hier waren verschiedene Kräfte aufeinandergetroffen. Magische und meßbare. Statt sich gegenseitig aufzuheben,
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