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Das unheimliche Medium

Das unheimliche Medium

Titel: Das unheimliche Medium
Autoren: Jason Dark
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hatten sie sich zu einer unheimlichen Allianz verbunden, in deren Mittelpunkt nicht nur Nora Shane stand, sondern auch Suko, und der wiedrum fühlte sich nicht wohl.
    Er wußte zudem nicht, was er noch tun sollte. Die Waffe ziehen und sie zwingen, ihren Platz zu verlassen? Erstens glaubte er nicht daran, daß es Sinn gehabt hätte, und zweitens hatte sie ihm auch keinen Anlaß dazu gegeben.
    Er befand sich in einer Zwickmühle.
    Der Drucker schwieg. Auch Nora rührte sich nicht. Über ihr Gesicht huschten die Reflexe des grellen Scheins, den der Monitor ausstrahlte.
    Und jeder Blitz kam ihm vor wie eine Botschaft, die haargenau traf und sie immer stärker gegen ihn einstellte.
    Durch das sich im Zimmer ausbreitende fahle Leuchten kam sich der Inspektor vor, als wäre er von einer Armee aus Geistern umgeben, die nur daraufwarteten, daß er etwas Falsches tat, um dann richtig zuschlagen zu können.
    Er war ins Schwitzen geraten. Der Druck in seinem Kopf hatte ebenfalls nicht nachgelassen. Manchmal empfand er den Schmerz wie die scharfen Stiche von Rasierklingen, die in sein Gehirn schnitten, als wollten sie dort alles zerstören. Selbst die Tür kam ihm nicht mehr wie ein Ausweg vor. Hier hatte Nora Shane die Macht übernommen, und sie verließ sich voll und ganz auf ihre anderen Freunde, die Sukos Meinung nach aus einer jenseitigen Welt stammten.
    Das aber wollte er genau wissen, und deshalb ging er auf Nora zu.
    Er wußte nicht, ob er damit einen Fehler beging. Er war sich nur sicher, daß er es tun mußte.
    Dicht hinter ihr blieb er stehen. Über den Kopf hinweg konnte er auf den Bildschirm schauen.
    Dort zuckten und tanzten die Blitze, die für Nora Botschaften waren, nicht für Suko. Er wurde von ihnen geblendet, aber sie prallten nicht von ihm ab.
    Sie erwischten ihn. Sie drangen in seinen Schädel. Dort breiteten sie sich aus. Sie wurden zu einem kleinen Inferno und überlagerten sein Denken.
    Suko ging nicht weg. In etwa blieb er sogar freiwillig stehen, nicht, weil er Masochist gewesen wäre, nein, er rechnete damit, daß diese Blitze auch Botschaften für ihn hatten, die ungemein wichtig werden konnten.
    Das waren eben die anderen, und er wollte wissen, wer sich hinter ihnen verbarg. Woher sie stammten, von welch einem Pandämonium Nora die Grenzen eingerissen hatte.
    Bekam er Antworten? Oder mußte er sich ebenso verhalten und sich wie Nora selbst verkabeln lassen?
    Das weitere Geschehen wurde Suko aus den Händen genommen, denn Nora drehte sich um. Der Stuhl bewegte sich mit. Suko hörte nicht den leisesten Laut. Es kam ihm vor, als wäre Nora selbst zu einem geisterhaften Wesen geworden.
    Sicherheitshalber trat er zurück. Nur einen kleinen Schritt, dann blieb er stehen. Sie schaute ihn an.
    Er blickte auf das sitzende Mädchen nieder. Suko interessierten dabei besonders die Augen, denn in ihnen glaubte er, eine Botschaft zu lesen, die an ihn gerichtet war, auch wenn er sie nicht verstand.
    »Wer sind die anderen?« flüsterte er Nora entgegen. Ihm fiel dabei auf, daß er nur mühsam die Worte hervorbrachte. So etwas wie eine nicht erklärbare Trägheit hatte ihn überkommen. Hinzu kam, daß ihn die Blitze nervös machten. Sie verursachten auch Kopfschmerzen. Suko mußte sich schon sehr konzentrieren, und er hörte auch zu, wie Nora ihm die Antwort zuflüsterte. Sie hatte dabei ihre Hände auf die Oberschenkel gelegt und die Position eines braven Schulmädchens eingenommen.
    »Es sind meine Freunde.«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Es sind Geister«, sprach sie voller Stolz. »Die Geister der Luft, der Natur. Ich kann sie verstehen. Ich habe sie schon als kleines Kind geliebt, denn sie sind in mich hineingerast. Ich bin nicht so, wie du es dir vorstellst. Ich bin ein Mensch, okay, aber ein besonderer. Mich haben sich die Geister als ihren menschlichen Freund ausgesucht, und sie werden mich nie wieder loslassen.«
    Suko runzelte die Stirn. Was diese Person da gesagt hatte, mußte er zunächst mal sortieren, was ihm wegen seiner immer stärker werdenden Kopfschmerzen nicht leichtfiel.
    »Warum gerade du?« fragte er leise.
    »Es liegt schon lange zurück.«
    »Wie lange?«
    »Jahre…«
    »Aber was liegt zurück?«
    Sie lächelte plötzlich. Dann leuchtete sie von innen her auf, doch dieses falsche Licht verschwand sehr bald, und Suko sah es nur mehr auf ihren Lippen leuchten, die sich nun bewegten, als sie anfing zu sprechen.
    »Damals war ich draußen. Es war Sommer, es war August. Schon die ganzen Tage
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