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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)
Autoren: Madeleine Puljic
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eigentlich üblich war, war aus Sicherheitsgründen nicht vorhanden. So wurden Besucher und Angestellte gleichermaßen auf die Straße verwiesen, wo sie der ungefilterten, stinkenden Luft und dem Schmutz ausgesetzt waren.
    Und natürlich nicht zu vergessen: dem imposanten Eindruck, den das Center vom Boden aus machte.
    Das Center ragte vor ihnen auf wie ein gigantischer Obelisk. Trotz der zahlreichen in den Beton eingebetteten Fenster wirkte die Oberfläche des Gebäudes wie aus einem Guss, als könnte kein Staubkörnchen Halt daran finden. Für welche Projektionen die Fenster an den einzelnen Arbeitsplätzen genutzt wurden, war von der Außenseite her natürlich nicht sichtbar, aber Niove wusste, dass nicht alle davon rein geschäftlich waren. Nachrichtensendungen oder Hologramme von Angehörigen waren keine Seltenheit.
    Nur etwa die Hälfte des gewaltigen Turmes war sichtbar, dann verschwand er in dem dichten Nebel, den der Smog dort oben bildete. Es wurde behauptet, von dort oben könne man die Sonne sehen – leider lag Zarails Arbeitsbereich in den unteren Stockwerken. Von dort aus bot sich kein Ausblick, den Niove nicht genauso im Haus ihres Vaters erleben konnte, sollte ihr das Verlangen nach eintönigem Hochhausgewirr stehen.
    Und ohne ihren Bruder wurde sie nirgendwo hineingelassen, egal wie viele Leute sie namentlich im Center kannte. Dort oben lag das Herz des Gebäudes, ein Hochsicherheitstrakt, der für die Erschaffung der neuen Generation zuständig war.
    Auch jetzt mussten sie warten, bis der Scanner die Mikrochips in ihren Nacken erfasst und Zarail und sie identifiziert hatte, bevor sie ihm ins Innere der Forschungszentrale folgen konnte. Ihr Weg führte durch die große, nüchtern gehaltene Eingangshalle zu den zahlreichen Aufzügen, die sich am Ende der Halle aneinanderreihten.
    Obwohl ihr eigenes Haus ebenfalls mit einem solchen ausgestattet war, verursachten die weit höheren Geschwindigkeiten dieser Exemplare bei Niove ein übelkeitsähnliches Gefühl, als ihr Magen der Schwerkraft Folge leistete und nach unten gedrückt wurde. Nach kurzer Zeit verlangsamte der Lift seine Fahrt jedoch bereits wieder und kehrte dabei seine Auswirkung auf ihren Körper rapide um. Niove war froh, als die Kabine endlich hielt und sie aussteigen konnten.
    Die Labore wirkten für gewöhnlich weiß und steril – ein Eindruck, der im Moment allerdings durch wild umherlaufende Wissenschaftler und einen unansehnlichen Fleck mitten auf dem zentral stehenden Besprechungstisch zunichtegemacht wurde.
    Kaum waren Zarail und sein Anhängsel in das Reich des Chaos eingetreten, wurden sie zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Besser gesagt war es das kleine, braune, unidentifizierte Flugobjekt, dem die ganze Aufregung galt. Das schoss gezielt auf sie zu und kam erst auf Nioves Schulter zum Stillstand. Irritiert versuchte Niove, das Etwas abzuschütteln, doch es kroch in ihre offen getragenen Haare und verharrte in diesem improvisierten Versteck.
    Die Forscher, offenbar erleichtert, dass sich das Ziel ihrer Panik vorerst nicht weiterbewegte, blieben schnaufend stehen. Bokan, Zarails Stellvertreter, deutete auf Niove, war aber noch nicht genügend zu Atem gekommen, um sich verbal äußern zu können. Zarail griff vorsichtig in das Haar seiner Schwester. Mit einer geübten Bewegung brachte er ein kleines Geschöpf zum Vorschein, das ihn zutraulich ansah und nichts dagegen zu haben schien, in seiner lockeren Faust festgehalten zu werden.
    „Was soll das denn sein?“, entfuhr es Niove. Es sah fast aus wie einer der Vögel aus ihrem Dschungelprogramm, aber es war farblich vollkommen unscheinbar und von gedrungener Statur.
    „Das ist ein Spatz“, schnaufte Bokan. „Früher waren sie in den Städten überall zu finden, aber seit die Insektenpopulation nahezu verschwunden ist, findet man sie kaum noch. Dieser hier ist ein Klon.“
    Zarail strich sanft über den winzigen Kopf und erhielt ein glückliches Fiepen. „Das ist Karill. Er hat die Intellektgene eines Menschen bekommen. Und sein Käfig sollte eigentlich ausbruchssicher sein.“ Die letzten Worte hatten Bokan gegolten, der schuldbewusst die Schultern hob.
    „Er hat um Futter gebettelt … Dann ist er wie der Blitz herausgeschossen. Das Gitter war gerade einmal einen Spalt weit geöffnet!“
    Murrend streckte Zarail den Finger aus und Karill hopste unbeschwert zurück auf Nioves Kopf, von wo er seinen Verfolgern frech zufiepte.
    „Wenigstens zeigt es uns, dass der Versuch
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