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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt
Autoren: Tom Kahn
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auf der Welt jemals in Schwierigkeiten geraten sollten, melden Sie sich und wir regeln das.«
    Decker nickte. »Ich werde es hoffentlich nie in Anspruch nehmen müssen.«
    »Das Leben ist lang und voller Überraschungen. Hier ist meine private Nummer. Sie steht Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    |389| Mit diesen Worten erhob sich der Präsident und reichte Decker zum Abschied die Hand. »Die nächste Verpflichtung wartet bereits.
     Auf Wiedersehen   ...« Der bis dahin fast emotionslose Staatschef überraschte Decker mit einem Augenzwinkern. »...   Herr Professor.«
    Hätte Decker in diesem Moment etwas mehr aufgepasst, dann hätte er den sonderbar triumphalen Ausdruck im Gesicht des Präsidenten
     bei der Erwähnung der nächsten Verpflichtung bemerkt.
    »Die Maschine wird Sie jetzt nach Hause bringen. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.«
    Decker schüttelte etwas verwirrt über diesen Auftrtitt die Hand des Präsidenten. »Danke. Und auf Wiedersehen.«
    Li Mai stand ebenfalls auf. Decker war enttäuscht. »Fliegst du nicht mit mir?«
    »Nein. Aber ich habe auch ein Geschenk für dich.« Li Mai gab ihm ein kunstvoll gestaltetes Paket. »Es ist eine besonders wertvolle
     Ausgabe des I Ging. Das Buch der Wandlungen. Vielleicht kannst du das Geschehene damit aus anderer philosophischer Sicht betrachten.
     Es lehrt zudem, Veränderungen im Leben zu akzeptieren.«
    Decker nahm den ältesten der klassischen chinesischen Texte ehrfurchtsvoll entgegen und sah sie sprachlos an. Li Mai drehte
     sich um und warf ihm ein vielversprechendes Lächeln zu. »Die Pflicht ruft. Aber wir sehen uns. Versprochen.« Damit verschwand
     auch sie aus der Tür.
    Decker sah sie noch in die Limousine steigen und davonfahren. Er wendete seinen Blick vom Vorfeld ab und ließ sich tief in
     den Sessel sinken.
Tja, das war’s dann wohl. Kurz und knapp.
     
    |390| Der Pilot kam herein und blickte Decker an. »Sir, wenn Sie bereit sind für den Rückflug   ...«
    »Nur zu.« Decker zuckte die Schultern.
    »Wir fliegen nonstop nach Frankfurt«, sagte der Kapitän. »Sie haben also ein paar Stunden ungestört Zeit für sich.«
    Mit diesen Worten ging er aus dem Raum und zog die Kabinentür hinter sich zu.
    Decker saß zum ersten Mal ganz allein in dem großen Raum. Die Triebwerke wurden gestartet, und die Maschine rollte gleich
     darauf los. Decker blickte aus dem Fenster und ließ die Ereignisse Revue passieren. Als sie ihre Reiseflughöhe erreicht hatten,
     ging er zur Bar, genehmigte sich einen Whisky und schlenderte mit dem Glas in der Hand durch den Raum. Der Single Malt brannte
     angenehm und löste die Spannung. Erschöpfung und Müdigkeit stiegen in ihm auf. Decker ging ins Schlafzimmer und legte sich
     mit den Stiefeln aufs Bett. Es dauerte nicht lange, und er schlief ein.
     
    Einige Stunden später wachte er auf. Die Gedanken und Erinnerungen kreisten in seinem Kopf. Er war unruhig. Was würden die
     Chinesen mit dem Dossier wirklich anfangen? Decker stand auf und ging in den Hauptraum zurück. Auf einem Monitor sah er die
     aktuelle Position des Flugzeuges. Er hatte lange geschlafen. Sie waren bereits über Europa und würden in weniger als zwei
     Stunden landen.
    Er warf sich in einen Sessel und schaltete den Fernseher an. Eine Weile zappte er herum, dann blieb er bei einem deutschen
     Nachrichtensender hängen. Geistesabwesend hörte er dabei den verschiedenen Meldungen zu. Er hatte seit Tagen nichts mehr von
     der Welt mitbekommen.
    |391| »Mal sehen, was so passiert ist   ...« Mit mäßiger Neugier ging er zum Monitor zurück und verfolgte gelangweilt die Bilder. In Gedanken immer noch ganz woanders.
     Gerade wollte er sich wieder abwenden, als etwas seine Aufmerksamkeit erweckte.
    Der deutsche Sprecher leitete die Auslandsnachrichten ein mit dem Wort: »China.« Decker setzte sich und schmunzelte. China
     war jetzt praktisch jeden Tag in den Nachrichten.
    Doch mit dem ersten Bild und den weiteren Worten des Sprechers fuhr er plötzlich hoch und starrte wie gebannt auf den Plasmaschirm.
     Bilder des chinesischen und des deutschen Regierungschefs waren eingeblendet. Der Sprecher erklärte dazu: »Bereits zu Beginn
     des Gipfeltreffens in Peking zwischen dem deutschen Bundeskanzler und dem Präsidenten der Volksrepublik China   ...«
    Das deutsch-chinesische Gipfeltreffen!
    Decker wurde heiß und kalt. Das also war
die nächste Verpflichtung
gewesen.
    Er konnte es sich zwar immer noch nicht zusammenreimen, aber er wusste
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