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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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Kellergeschossen vertraut zu machen, die all diese Gebäude miteinander verbanden. Die Schüler, das war ihm inzwischen klargeworden, benutzten diese unterirdischen Gänge wie ihr eigenes, privates Straßennetz, das sie Big Dig nannten, in Anlehnung an das Jahrzehnte währende Bauprojekt in Boston, das inzwischen alle Stadtautobahnen in den Untergrund verlegt hatte. Obwohl die Schüler sich seit langem in diesem finsteren Tunnelsystem schnell, sicher und vor allem ungesehen über den Campus bewegten, war es für ihn das erste Mal, dass er sich in diesen Irrgarten hinabwagte, und als er den unteren Treppenabsatz erreichte, spielte er tatsächlich kurz mit dem Gedanken, auf der Stelle kehrtzumachen und sich nach oben in die späte Nachmittagssonne zu flüchten. Nein, ehe er Alarm schlug, dass Kip Adamson verschwunden war, musste er den gesamten Campus nach dem Jungen absuchen, und diese Suche schloss selbstverständlich auch die unterirdischen Tunnel ein.
    Die Treppe endete in einem großen, leeren Raum, von dem drei Gänge in drei verschiedene Richtungen abgingen. Bruder Francis entschied sich für den linken Gang, machte ein paar Schritte und hätte beinahe die Stufen übersehen, die noch eine Etage tiefer führten. Stolpernd gelang es ihm im letzten Moment, sich an der feuchten Mauer abzustützen. Vorsichtiger bewegte er sich jetzt weiter, probierte jede Tür aus, an der er vorbeikam, aber alle waren abgeschlossen. An der nächsten Kreuzung schon begann ihm zu dämmern, welche enorme Ausdehnung dieses Labyrinth besaß.
    Unter diesen Gebäuden mussten Meilen von Tunneln und Gängen liegen.
    Als im Lichtkegel seiner Taschenlampe etwas Metallenes aufblitzte, sah er, dass er vor einem altmodischen
Aufzug mit Scherengittern stand, der höchstens zwei Personen Platz bot.
    Eine Tür, die sich öffnen ließ, führte in einen Lagerraum, und als Bruder Francis darin umherleuchtete, entdeckte er unter dicken Lagen von Spinnweben zwei mit kunstvollen Schnitzereien verzierte und offenbar uralte Beichtstühle. Wieder traf der Lichtstrahl der Taschenlampe auf etwas Blitzendes, und im nächsten Moment kam eine Ratte aus einem der Beichtstühle geschossen und verschwand in den finsteren Winkeln des Raumes, die seine Lampe nicht erreichte.
    Beherzt setzte Bruder Francis seinen Weg durch diese unwirtlichen Gewölbegänge fort, umgeben von muffiger Dunkelheit und Modergeruch, wobei er versuchte, sich jede Abzweigung einzuprägen, die er genommen hatte, obschon er sich eingestehen musste, dass er längst keine Ahnung mehr hatte, wo er war.
    Die Batterien der Taschenlampe wurden zusehends schwächer.
    Da, am Ende eines Korridors zu seiner Rechten, ein schwacher Lichtschein!
    Er schwenkte die Lampe herum, und der Lichtstrahl traf auf eine geschnitzte Holztür mit einem kleinen Bleiglasfenster in Augenhöhe.
    Das Fensterchen hatte die Form eines Herzens.
    Neugierig trat Bruder Francis näher an die Tür heran. Schaltete die Lampe aus.
    Und obgleich er sich lächerlich vorkam, konnte er sich auf einmal des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses in die Tür eingelassene Herz schlug.
    Er streckte die Hand aus, tastend zunächst, und kaum hatten seine Finger das Holz berührt, ermahnte ihn eine innere Stimme, sich abzuwenden.

    Doch stattdessen stieß er die Tür auf.
    Dahinter befand sich eine kleine Kapelle mit einem Beichtstuhl, zwei kleinen Sitzbänken und einem Altar.
    Auf diesem stand eine einzelne, brennende Kerze.
    Und über dem Altar hing ein riesiges Kruzifix - groß genug für einen Raum der zehnfachen Größe.
    Der Christus mit den blutenden Wunden an diesem Kreuz schien Bruder Francis direkt in die Augen zu starren.
    Erschrocken wich er zurück, stürmte aus der kleinen Kapelle und bekreuzigte sich instinktiv, ehe er die Tür hinter sich zuwarf.
    Mit rasendem Puls rannte er zurück.
    Doch schon nach wenigen Schritten war er sich nicht mehr sicher, ob er tatsächlich den Weg zurücklief. Er blieb stehen und leuchtete in beide Richtungen, wobei der immer schwächer werdende Lichtkegel die watteähnliche Dunkelheit kaum mehr zu durchdringen vermochte.
    Das Licht begann zu flackern, dann erlosch es.
    Bruder Francis schüttelte die Lampe und klopfte ein paarmal kräftig dagegen. Für einen kurzen Moment flackerte das Licht noch einmal auf, um dann endgültig zu verlöschen.
    Sein Herz hämmerte inzwischen so laut, dass er es deutlich hören konnte, und zugleich machte sich die vertraute Beklemmung der Panik in seiner Brust breit.
    Und
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