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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth
Autoren: John Saul
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auf ihrem schönsten Hügel stand und mit ihrer ursprünglich gotischen Architektur und den vielen Türmen die niedrigen Häuser überragte, die einige dieser Puritaner noch selbst errichtet hatten.
    Als er sich nach einer Weile vom Fenster abwandte, sah sich Bruder Francis noch einmal in dem Zimmer um, aber es hatte sich nichts verändert.

    Kip war nicht auf wundersame Weise wieder aufgetaucht.
    Nicht dass Bruder Francis damit gerechnet hatte, zumal er wusste, dass sich unter den Schülern dieses Instituts eine unverhältnismäßig große Anzahl von Problemkindern fand, zu denen Kip Adamson fraglos zählte.
    Am wahrscheinlichsten war, dass Kip einfach abgehauen war. Bruder Francis war davor gewarnt worden, dass so etwas hin und wieder vorkäme; und tatsächlich war während seiner acht Monate hier schon ein Schüler verschwunden.
    Trotzdem war er irgendwie beunruhigt. Im Stillen sandte er ein Gebet an den heiligen Aloisius mit der Bitte, der Schutzpatron der Heranwachsenden möge einen Moment seiner Zeit für Kid Adamson erübrigen, wo immer dieser auch gerade steckte. Nachdem er das Gebet gen Himmel geschickt hatte, machte sich Bruder Francis wieder auf den Rückweg durch die engen, gewundenen Korridore und Flure. Und trotz der immerwährenden Kälte, die die alten Steinmauern abzustrahlen schienen, begannen sich Schweißperlen auf seiner Stirn zu sammeln.
    Bruder Francis wusste zwar nicht, wo Kip Adamson im Moment war, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er sich nicht in einem der vielen Gebäude aufhielt, die zur Schule gehörten.
    Schlimmer noch, er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Geschichte ein hässliches Ende nehmen würde.
    Ein sehr hässliches Ende.

3
    Ryan überflog den Test ein letztes Mal, legte den Kugelschreiber aus der Hand und warf einen Blick auf die Uhr über Mr. Thomas’ Schreibtisch: zwei Minuten vor vier. Er hatte die Aufgaben noch vor der Zeit gelöst und war sich ziemlich sicher, dass er ihn geschafft hatte. Er stand auf, hängte sich seinen Rucksack über die Schulter, nahm das ausgefüllte Aufgabenblatt und legte es vor den Lehrer hin. »Danke, dass Sie mich haben nachschreiben lassen«, sagte er. »Ich weiß, ich hätte es auch so …«
    »Vergiss es«, unterbrach ihn Mr. Thomas, griff nach dem Rotstift und begann, Ryans Test zu korrigieren. »Mit einem Messer im Rücken kann man keinen Test schreiben.« Dann sah er zu Ryan hoch. »Wie kommst du nach Hause?«
    »Wie immer.« Ryan seufzte. »Mit dem Bus.« Er bemerkte einen kurzen Anflug von Unsicherheit im Blick des Lehrers und wusste, was dieser gerade dachte. Das Gleiche, worüber er schon den ganzen Tag nachdachte, oder zumindest seit dem Mittagsläuten.
    Dass Frankie Alito ihn fertigmachen würde, sobald er das Schulgebäude verließe.
    Es hatte mittags angefangen, in der Cafeteria, als es plötzlich ungewöhnlich still in dem Saal geworden war, kaum dass er ihn betreten hatte. Erst nach ein paar Sekunden hatte er bemerkt, dass beinahe alle Blicke auf ihn gerichtet waren, aber so getan, als kümmerte ihn das nicht. Er hatte sein Tablett mit Essen vollgeladen und einen freien Platz an Josh Singers Tisch gefunden. »Was
ist denn los?«, hatte er Josh gefragt. »Warum starren mich alle so an?«
    »Weil Frankie Alito tatsächlich von der Schule geflogen ist, genau wie Mr. Thomas es prophezeit hat«, hatte Josh ihn aufgeklärt. »Und jetzt halten dich viele Schüler für einen Helden, andere aber für den dümmsten Hornochsen auf Gottes Erdboden.«
    Ryan hatte angelegentlich auf seinen Teller gestarrt und gewusst, dass er keinen Bissen hinunterbekommen würde.
    »Kein Problem«, versicherte er Mr. Thomas jetzt. »Bis Montag dann.« Damit drehte Ryan sich um und verließ das Klassenzimmer, ehe der Lehrer noch etwas einwenden konnte.
    Die Flure waren verlassen und still, und der einzige Laut abgesehen vom Echo seiner eigenen Schritte, die durch den langen Korridor hallten, kam aus dem Turnsaal, wo die Cheerleadergruppe probte.
    Vielleicht sollte er einfach hierbleiben, wo er in Sicherheit war. Wahrscheinlich würden sie sich ihn schnappen, wenn er in der Nähe seines Hauses aus dem Schulbus stieg.
    Aber dann fiel ihm ein, dass es bereits eine Stunde später war, als er normalerweise aus der Schule kam, und ihm kam eine Idee. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit, nicht verprügelt zu werden, zumindest nicht heute.
    Ryan blieb kurz an seinem Spind im zweiten Stock stehen, um sein Geschichtsbuch zu deponieren und
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