Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter
Autoren: Christian Jacq
Vom Netzwerk:
wahrscheinlicher Verspätung und ich weiß nicht von welchen Unbilden noch, die Eure Reise behindern könnten. In einem solchen Maße verliebt zu sein, verblüfft mich.«
    Wind des Nordens legte einen guten Schritt vor. Der Richter hatte seinem Gerichtsschreiber einen Tag freigegeben, die Vorderwand seines Hauses mit Blumen geschmückt und das Innere ausgeräuchert. Ein feiner Duft von Olibanum und Jasmin schwebte in der Luft.
    Neferets grüner Affe und Pasers Hund blickten sich mit Argwohn an, während der Richter die junge Ärztin in seine Arme nahm. Die Bewohner des Viertels, die stets auf ungewöhnliche Ereignisse lauerten, wurden rasch aufmerksam.
    »Ich sorge mich wegen der Kranken, die ich im Dorf im Stich gelassen habe.«
    »Sie werden sich an einen anderen Heilkundigen gewöhnen müssen; in drei Tagen werden wir in Branirs Haus ziehen.«
    »Wünschst du noch immer, mich zu heiraten?« Anstelle einer Antwort hob er sie hoch und trug sie über die Schwelle des Häuschens, in dem er so viele Nächte nur von ihr geträumt hatte. Draußen stieß man Freudenschreie aus. Von Amts wegen wurden Paser und Neferet somit ohne jede andere Förmlichkeit Mann und Frau, da sie nun gemeinsam unter einem Dach lebten.
    Nach einer festlichen Nacht, an der das gesamte Viertel teilnahm, schliefen sie eng umschlungen bis gegen Mittag. Als er erwachte, streichelte Paser sie mit den Augen. Er hatte nicht geglaubt, daß das Glück ihn so selig machen würde. Mit geschlossenen Augen nahm sie seine Hand und legte sie auf ihr Herz.
    »Schwöre mir, daß wir niemals getrennt werden.«
    »Mögen die Götter uns zu einem einzigen Wesen machen und unsere Liebe in die Ewigkeit einschreiben.«
    Ihre Körper stimmten derart miteinander überein, daß ihrer beider Wollust in völligem Einklang schwang. Über alle Sinnesfreuden hinaus, die sie mit dem Ungestüm und der Gier von Heranwachsenden genossen, verlebten sie bereits eine Art Jenseitigkeit, aus der ihre Ehe ihre Dauer schöpfen würde.
     
    »Nun, Richter Paser, wann werden wir unsere Verhandlung eröffnen? Ich habe erfahren, daß Neferet nach Memphis zurückgekehrt ist. Demnach ist sie also bereit zu erscheinen.«
    »Neferet ist meine Gemahlin geworden.« Der Oberste Arzt verzog das Gesicht. »Ärgerlich. Ihre Verurteilung wird Euer Ansehen trüben; wenn Ihr auf Eure Laufbahn Wert legt, drängt sich eine rasche Scheidung auf.«
    »Besteht Ihr auf Eurer Anklage?« Neb-Amun brach in Lachen aus. »Verwirrt die Liebe Euch etwa den Verstand?«
    »Hier ist die Aufstellung der Arzneien, die Neferet in ihrer Wirkstätte hergestellt hat. Die Pflanzen dazu sind von Kani, dem Gärtner des Tempels von Karnak, geliefert worden. Wie Ihr bemerken werdet, entsprechen die Zubereitungen der Arzneimittellehre.«
    »Ihr seid kein Heilkundiger, Paser, und die Aussage dieses Kani wird nicht genügen, um die Geschworenen zu überzeugen.«
    »Meint Ihr, die von Branir wird entscheidender sein?«
    Das Lächeln des Obersten Arztes verwandelte sich in ein krampfhaftes Lachen. »Branir praktiziert nicht mehr, er …«
    »Er ist der zukünftige Hohepriester des Tempels von Karnak und wird zu Neferets Gunsten aussagen. Mit der Strenge und der Rechtschaffenheit, die man von ihm kennt, hat Branir die Heilmittel, die Ihr als gefährlich bezeichnet, untersucht. Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen.«
    Neb-Amun schäumte vor Wut. Das hohe Ansehen des alten Arztes würde Neferet zu beachtlicher Bekanntheit verhelfen.
    »Ich habe Euch unterschätzt, Paser. Ihr seid ein gewiefter Fuchs.«
    »Ich gebe mich damit zufrieden, die Wahrheit Eurem Verlangen zu schaden gegenüberzustellen.«
    »Heute scheint Ihr Sieger zu sein; morgen werdet Ihr klein beigeben müssen.«
     
    Neferet schlief im ersten Stock, Paser bearbeitete einen Vorgang im Erdgeschoß. Als der Esel plötzlich losschrie, erkannte er, daß sich jemand näherte. Er trat vor die Tür. Es war niemand da. Auf dem Boden lag ein Stück Papyrus. Mit rascher, fehlerloser Schrift: Branir ist in Gefahr. Kommt schnell. Der Richter lief in die Nacht. Die Umgebung von Branirs Haus wirkte friedlich, doch die Tür stand trotz der späten Stunde offen. Paser durchquerte den ersten Raum und fand seinen Meister auf dem Boden sitzend, den Rücken gegen die Wand gelehnt, der Kopf war auf die Brust gesunken. In seinem Hals steckte eine perlmuttene, mit Blut verschmierte Nadel. Sein Herz setzte aus. Erschüttert mußte Paser sich in das Offensichtliche fügen. Man hatte Branir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher