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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter
Autoren: Christian Jacq
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wie ein welker Lotos vergehen, in einem Hauch verschwinden wollen.
    »Ein Unfall auf einem Gebirgspfad«, erläuterte der hohe Offizier. »Paser kannte das Gebiet nicht; mit seiner gewohnten Unvorsichtigkeit hat er sich in ein irres Abenteuer gestürzt.«
    Die Worte brannten ihr in der Kehle, doch Neferet mußte die Frage stellen.
    »Wann wird man den Körper in die Heimat geleiten?«
    »Wir führen unsere Nachforschungen noch weiter, aber es gibt keine Hoffnung mehr; in diesem Landstrich sind die Sturzbäche ungestüm und die Klammen unbegehbar. Ich verneige mich vor Eurem Kummer, Neferet; Paser war ein Mann von Rang.«
    »Es gibt keine Gerechtigkeit mehr«, sagte Kem, die Waffen niederlegend.
    »Habt Ihr Sethi wiedergesehen?« fragte Neferet besorgt.
    »Er wird seine Füße auf den Wegen zerschinden, doch er wird nicht aufgeben, bevor er Paser wiedergefunden hat; er bleibt überzeugt, daß sein Freund nicht tot ist.«
    »Und falls …«
    Der Nubier schüttelte den Kopf. »Ich werde die Untersuchung fortsetzen«, bekräftigte sie. »Sinnlos.«
    »Das Böse darf nicht siegen.«
    »Es siegt immer.«
    »Nein, Kem; wenn das so wäre, bestünde Ägypten nicht mehr. Es ist die Gerechtigkeit, die dieses Land gegründet hat, sie ist es, der Paser zu strahlendem Glanz verhelfen wollte. Wir haben nicht das Recht, uns vor der Lüge zu beugen.«
    »Ich werde an Eurer Seite sein, Neferet.«
     
    Neferet ließ sich am Rand des Kanals nieder, an eben jener Stelle, wo sie Paser zum ersten Male begegnet war. Der Winter nahte; der stürmische Wind ließ den Türkis, der an ihrem Hals hing, schaukeln. Weshalb hatte der kostbare Talisman sie nicht beschützt? Zögernd rieb die junge Frau den erlesenen Stein zwischen Daumen und Zeigefinger, indem sie an die Göttin Hathor, die Mutter der Türkise und Herrscherin der Liebe, dachte.
    Die ersten Sterne erschienen, gingen strahlend aus dem Jenseits auf; mit Macht spürte sie die Gegenwart des geliebten Wesens, als ob die Grenze des Todes sich verwischte. Ein aberwitziger Gedanke wurde Hoffnung: Hatte die Seele Branirs, des ermordeten Meisters, nicht über seinen Schüler gewacht? Ja, Paser würde zurückkehren. Ja, der Richter von Ägypten würde die Finsternis vertreiben, damit das Licht wiedererstünde.
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