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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter
Autoren: Christian Jacq
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nicht das Recht, es Euch zu enthüllen. Doch er hat mir nichts Genaueres genannt, und ich kenne seinen Reiseweg nicht.«
    »Er hat mir nichts davon gesagt!«
    »Ich beglückwünsche ihn dazu. Im gegenteiligen Fall hätte er eine Rüge verdient.«
    »Er ist mitten in der Nacht ohne ein Wort aufgebrochen!«
    »Zweifelsohne wünschte er, Euch einen beschwerlichen Augenblick zu ersparen.«
    »Wir sollten übermorgen in Branirs Heim ziehen. Ich wollte ihn sprechen, doch er ist bereits unterwegs nach Karnak.«
    Des Ältesten Stimme wurde düsterer. »Mein armes Kind … Seid Ihr denn nicht unterrichtet? Branir ist heute nacht verschieden. Seine ehemaligen Standesbrüder werden ihm eine prächtige Totenfeier ausrichten.«

41. Kapitel
    Das grüne Äffchen spielte nicht mehr, der Hund verweigerte die Nahrung, die großen Augen des Esels weinten. Vom Tode Branirs und dem Verschwinden ihres Gemahls niedergeschmettert, fehlte es Neferet an Kraft zum Handeln.
    Sethi und Kem kamen ihr zu Hilfe. Der eine wie der andere liefen von Kaserne zu Kaserne, von Verwaltung zu Verwaltung, von einem Beamten zum anderen, um irgendeine, wenn auch noch so winzige Kunde über die Paser anvertraute Sendung zu erhalten. Doch die Türen fielen zu, und die Lippen blieben verschlossen.
    Fassungslos wurde Neferet sich bewußt, wie sehr sie Paser liebte. Aus Angst, sich leichtfertig zu binden, hatte sie ihre Gefühle lange Zeit unterdrückt; das Beharren des jungen Mannes hatte sie Tag um Tag anwachsen lassen. Sie hatte ihr Ich mit dem Pasers vereint; von ihm getrennt, würde sie verkümmern. Fern von ihm verlor ihr Leben seinen Sinn.
    In Sethis Begleitung legte Neferet Lotos in Branirs Grabnische nieder. Der Meister würde nicht verlöschen als Gast der Weisen, die mit der wiedererstandenen Sonne verschmolzen. Seine Seele würde in ihr die nötige Kraft schöpfen, um unaufhörliche Reisen zwischen dem Jenseits und der Finsternis des Grabes zu vollbringen, von wo sie weiter strahlen würde.
    In seiner Aufgeregtheit war Sethi nicht imstande zu beten. Er verließ die Nische, hob einen Stein auf und schleuderte ihn weit fort. Neferet legte ihm die Hand auf die Schulter. »Er wird zurückkommen, dessen bin ich mir sicher.«
    »Zehnmal habe ich nun bereits versucht, diesen verfluchten Ältesten der Vorhalle in die Enge zu treiben! Er ist glatter als eine Schlange. ›Geheimauftrag‹ – er kennt nur noch dieses Wort. Mittlerweile lehnt er es sogar ab, mich zu empfangen.«
    »Welches Vorhaben hast du erwogen?«
    »Nach Asien aufzubrechen und Paser wiederzufinden.«
    »Ohne irgendeine ernsthafte Fährte?«
    »Ich habe Freunde beim Heer behalten.«
    »Haben sie dir geholfen?« Sethi schlug die Augen nieder. »Niemand weiß irgend etwas, als ob Paser sich in Rauch aufgelöst hätte! Kannst du dir seine Verzweiflung ausmalen, wenn er vom Ableben seines Meisters erfährt?« Neferet fröstelte.
    Sie verließen die Totenstadt mit beklommenem Herzen.
     
    Der Babuin des Ordnungshüters verschlang mit grimmiger Gier einen Hühnchenschenkel. Erschöpft wusch Kem sich in einem Zuber lauwarmen und mit Düften angereicherten Wassers und kleidete sich mit einem sauberen Schurz. Neferet brachte ihm Fleisch und Gemüse. »Ich habe keinen Hunger.«
    »Seit wann habt Ihr schon nicht mehr geschlafen?«
    »Seit drei Tagen, vielleicht mehr.«
    »Und keine Ergebnisse?«
    »Keine. Ich habe es nicht an Anstrengungen mangeln lassen, aber meine Gewährsleute sind stumm. Ich besitze nur eine Gewißheit: Paser hat Memphis verlassen.«
    »Demnach sollte er tatsächlich nach Asien aufgebrochen sein …«
    »Ohne sich Euch anzuvertrauen?«
     
    Vom Dach des Tempels des Ptah schaute Ramses über die bisweilen fiebrige, jedoch stets fröhliche Stadt. Jenseits der weißen Gemäuer standen grün schillernde Felder, von der Wüste umsäumt, in der die Toten lebten. Nachdem er beinahe zehn Stunden lang rituelle Feiern geleitet hatte, hatte sich der Herrscher abgesondert, um die belebende Luft des Abends zu kosten.
    Im Palast, bei Hofe und in den Gauen hatte sich nichts verändert. Die Bedrohung schien sich, von der Strömung des Flusses fortgespült, entfernt zu haben. Doch Ramses entsann sich der Mahnworte des alten Weisen Ipu-wer, welche verkündeten, daß das Verbrechen sich ausbreiten, die Große Pyramide geschändet werden würde und daß die Geheimnisse der Macht in die Hände einer kleinen Zahl von Toren fallen würden, die bereit wären, eine jahrtausendealte Zivilisation zu
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