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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Autoren: Elke Bergsma
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in Gespräche über die Ausstellung verwickelt oder einfach nur auf
eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen eingeladen. Jung und alt schienen sich
prächtig zu amüsieren und waren so voll des Lobes für den Organisator dieses
außergewöhnlichen Events, dass es Scherrmann schon nach kurzer Zeit unangenehm
wurde.
    Gerade meinte er, sein Ziel, mit
Lübbo Krayenborg sprechen zu können, endlich erreicht zu haben, als jemand an
seinem völlig durchschwitzten T-Shirt zupfte. Er drehte sich um und sah Eike
Diekhoff vor sich, einen Mann mittleren Alters, der einen der Bauernhöfe in
Canhusen betrieb und, wenn man sich mit ihm unterhielt, kein anderes Thema
kannte als die Landwirtschaft. Er war Bauer mit Leib und Seele und im Dorf
wurde gelästert, er verhätschele seine rund fünfzig
Kühe mehr als seine Frau und seine zwei Kinder. Manch einer behauptete sogar,
er würde öfter im Kuhstall übernachten als bei seiner Frau im Bett, aber das
schien Jan Scherrmann doch ein wenig weit hergeholt.
    „Herr Scherrmann, Sie sind doch
Rechtsanwalt“, sagte Eike Diekhoff nun und sah Scherrmann fragend an.
    „Ich war Rechtsanwalt, Herr
Diekhoff. Wie Sie wissen habe ich keine Kanzlei mehr.“
    „Ja, weiß ich doch“, nickte
Diekhoff.
    „Und was kann ich für Sie tun?“
    Diekhoff schaute sich um,
entdeckte Lübbo Krayenborg, der unmittelbar hinter ihm stand, und bedeutete
Scherrmann mit einem Handzeichen, sich von der etwas höher gelegenen Wiese
hinunter auf die Straße zu begeben.
    „Ich wollte eigentlich gerade mit
Lübbo sprechen“, sagte Scherrmann mit gerunzelter Stirn.
    „Nur ein paar Minuten“, bettelte
Diekhoff.
    „Na gut, gehen Sie schon mal vor.
Ich komme zu Ihnen, sobald ich mit Lübbo gesprochen habe. Versprochen“, fügte
er hinzu, als er Diekhoffs zweifelnden Gesichtsausdruck sah.
    Eike Diekhoff trollte sich die
Wiese hinunter, und Scherrmann wandte sich seinem alten Nachbarn zu, der sich
nach wie vor am Grill zu schaffen machte, an dem es anscheinend etwas zu
reparieren gab.
    „Moin, Lübbo“, grüßte Scherrmann,
der schon den ganzen Morgen den Eindruck gehabt hatte, dass der alte Mann ihm
absichtlich aus dem Weg ging. Denn ganz entgegen seiner Gewohnheit war Lübbo am
Morgen nicht als einer der ersten am Gemeindehaus gewesen, sondern hatte sich
erst deutlich später ins Getümmel gestürzt und sich auch bei der Ansprache des Bürgermeisters
auffallend zurückgehalten, als es galt, nach dessen kurzweiligem Vortrag ein
paar Dankesworte zu murmeln. Zwar hatten ihn alle auffordernd angestarrt, als
der Bürgermeister geendet hatte, aber er hatte nur mit dem Kopf geschüttelt.
Schließlich war Scherrmann selbst aufgestanden und hatte unvorbereitet ein paar
Worte aus dem Ärmel geschüttelt, was ihm Dank seiner Erfahrung als
Rechtsanwalt, durch die er es gewohnt war, auf unvorhergesehene Situationen
spontan zu reagieren, nicht schwergefallen war.
    Er führte die ungewohnte
Zurückhaltung Lübbo Krayenborgs auf den vergangenen Dienstag zurück, als er,
Scherrmann, abends beim Altherrenstammtisch versucht hatte, mehr über das
Schicksal der beiden jungen Männer vom Schwarzweißfoto zu erfahren, das Lübbo
vor den Augen seiner am ganzen Leib zitternden Frau so demonstrativ zerrissen
hatte. Kaum, dass er das Thema aufgegriffen hatte, war es plötzlich ganz still
geworden am Stammtisch. Scherrmann hatte das Gefühl gehabt, dass bereits alle
anwesenden Herren über den Zwischenfall im Gemeindehaus informiert gewesen
waren, obwohl er erst wenige Stunden her war. Irgendwer musste also gleich im
Anschluss den Dorffunk in Gang gesetzt haben. Scherrmann tippte auf Lübbo
selbst, denn so verlegen, ja, geradezu eingeschüchtert, wie die Männer auf
seine Fragen reagierten, musste sie jemand im Vorfeld unter Druck gesetzt
haben. Und das beherrschte sicherlich keiner im Dorf so gut wie der Bürgermeister .
Scherrmann aber hatte nicht klein beigegeben, sondern als Reaktion auf die
geballte Mauer des Schweigens mit eben dieser Frage reagiert, nämlich warum es
Lübbo so wichtig sei, dass zu der Geschichte der beiden Männer nichts bekannt
wurde. Und warum Fenna so außer sich gewesen sei, als sie das Foto aus dem
Karton gefischt hatte.
    Lübbos Freund Johann Schepker
hatte ihm mit einem flehenden Gesichtsausdruck bedeutet, ruhig zu sein und
keine Fragen mehr zu stellen. Aber Scherrmann hatte ihn nicht beachtet. Im
Gegenteil hatte ihn das demonstrative Schweigen so wütend gemacht, dass er
angefangen hatte, immer weitere Fragen zu
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