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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Autoren: Elke Bergsma
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Arbeit in der Gastsstätte aufzugeben, denn weder konnte er
den Gedanken ertragen, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen
könnte, er sei nicht in der Lage, seine Familie zu ernähren; noch hatte er ein
Interesse daran, dass Tabea weiterhin freundlich zu Männern war, die ihr ganz
offensichtlich den Hof machten. Ja, Werner Scherrmann war eifersüchtig. Also
war es von nun an Tabeas Aufgabe zuhause zu bleiben und dafür zu sorgen, dass
ihr Mann ein angenehmes Leben hatte, sobald er nach Hause kam. Aber in seinen
Augen machte sie alles falsch. Die Handtücher lagen nicht akkurat genug
aufeinander, die frisch gebügelten Hemden zeigten Falten, das Essen schmeckte
fad, der Sohn war zu laut. Es dauerte nicht lange, bis Werner Scherrmann
begann, seine Frau für ihre Unzulänglichkeiten zu bestrafen. Er räumte den
Kleiderschrank aus und befahl ihr, alles nochmals zu bügeln und ordentlich
wieder einzuräumen. Er schmiss seinen Teller an die Wand, wenn ihm das Essen
nicht schmeckte, und ließ sie den Dreck wieder aufwischen. Und dann begann er
sie zu prügeln. Wie ein Wahnsinniger schlug er dann auf sie ein, so dass sie
tagelang das Haus nicht verlassen konnte. Und er knöpfte sich den Jungen vor,
der versuchte, sich schützend vor seine Mutter zu stellen, wenn Scherrmann
einen seiner Wutanfälle bekam. Aber damit nicht genug. Als Jan älter wurde,
begann sich sein Stiefvater in ganz anderer Weise für ihn zu interessieren. Immer
wieder berührte er den Jungen an Stellen, die ihm, Jan, peinlich waren.
Manchmal, wenn seine Mutter nicht zuhause gewesen war, war er zu ihm ins Bett
gestiegen, und dann …
    Jan Scherrmann schüttelte sich
bei der Erinnerung an die Jahre des Leids und der Hilflosigkeit. Schon damals
hatte er sich geschworen, dass er das Leid, das ihm und seiner Mutter zugefügt
worden war, eines Tages rächen würde. Sehr früh zog er von zuhause aus und ging
seine eigenen Wege. Als sein Stiefvater ihm sein Jurastudium nur unter der
Auflage finanzieren wollte, dass er zuhause wohnen würde, verklagte er ihn auf
Unterhalt – und bekam recht. Wie versessen arbeitete er an seinem Ziel, ein
guter Anwalt zu werden, um Menschen wie seiner Mutter helfen zu können. Aber
als er endlich soweit war, dass er als Anwalt tätig sein konnte, wollte sich
seine Mutter nicht mehr helfen lassen. Sie hatte kapituliert und sich in ihre
Medikamentenabhängigkeit gestürzt. Sein Stiefvater begann, sich auf andere
Frauen zu konzentrieren, und Jan war sich sicher, dass auch junge Männer zu
seinem Beuteschema gehörten. Aber ihm war alles recht, solange er nur seine
Mutter in Ruhe ließ. Und dann, vor rund zwanzig Jahren, kam der Herzinfarkt.
Wie aus heiterem Himmel – glaubten zumindest die Polizei und die Ärzte. Endlich
war es vorbei. Und zu spät. Er hatte gehofft, dass seine Mutter noch mal ins
Leben zurückfinden würde. Aber sie schaffte es nicht. Er holte sie zu sich und
sorgte für sie. Mit den Jahren ging es ihr wieder ein bisschen besser. Die
lebenslustige Frau aber, die Jan als kleiner Junge gekannt hatte, sollte nie
wieder zu ihm zurückkehren.
    „Ich bin so froh, dass ich dich
kennen lernen durfte“, sagte Jan Scherrmann und beugte sich zu Deike hinunter,
um ihr einen Kuss auf die Nase zu geben. „Ich denke, dass es Schicksal war,
dass mir damals auf der Party ausgerechnet ein Mädchen aus Canhusen über den
Weg lief – aus dem Dorf, von dem mir meine Mutter noch in den Tagen, als sie im
Sterben lag, so viel erzählt hatte; und in denen sie immer wieder das Foto ihres
geliebten Siebo und seines Kumpels Tammo an die Brust gedrückt hatte.“
    „Ja“, nickte Deike und kuschelte
sich noch näher an ihn, „es muss Schicksal gewesen sein. Und was blieb uns
angesichts dieser schicksalhaften Begegnung schon übrig, als in dem kleinen Kaff
mal ein wenig nach dem Rechten zu sehen?“
    „Um dann ein ganz klein wenig
tätig zu werden“, fügte Jan Scherrmann lächelnd hinzu.
    „Aber dass sich die Dinge so
entwickeln würden ...“
    „Das haben wir letztlich ganz
alleine deiner Mutter zu verdanken“, vollendete Scherrmann den Satz.
    „Ja, die netten Briefe, die wir
unter den alten Männern verteilt hatten, und das Foto, das du in den Karton der
Ausstellung geschmuggelt hattest, sollten ja eigentlich nur bewirken, dass die
alte Geschichte um Tammo und Siebo wieder ans Licht kam. Sie sollten sich ein
wenig aufregen, die Herren, sich gegenseitig verdächtigen. Ihnen sollte ganz
einfach der Arsch auf Grundeis
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