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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo
Autoren: Sharon Sala
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er sich meldete.
    „Patron! Hier ist Pharaoh.”
    „Pharaoh, mein Freund. Ich habe mit deinem Anruf gerechnet. Mir scheint, du hast ernsthafte Probleme.”
    Pharaoh zuckte zusammen. Allejandros Tonfall ließ nichts Gutes vermuten.
    „Nein, Pepe, ich habe die Situation voll unter Kontrolle.”
    „Was willst du unternehmen?” fragte Allejandro.
    „Ich habe beschlossen, diesen Job in Kolumbien anzunehmen, aber vorher möchte ich dich noch um einen Gefallen bit ten.”
    „Ich höre”, sagte Allejandro.
    „Ich muss noch etwas erledigen. Ich will…”
    „Ich weiß, was du willst”, unterbrach ihn Allejandro. „Es geht wieder um diese Frau. Sie ist der Grund dafür, dass du in
    diesen Schwierigkeiten steckst. Wirklich, Pharaoh, ich schätze es gar nicht, wenn meine Männer Berufs- und Privatleben miteinan der verquicken, also hör mir gut zu! Du verlässt noch heute Ne vada und fährst auf kürzestem Weg zur Grenze. Miguel wird dich in Tijuana mit dem Flugzeug abholen und dich nach Südamerika bringen. Wir sprechen uns erst wieder, wenn du auf dem Anwe sen bist.”
    „Aber, Pepe, du verstehst mich nicht. Diese Frau ist mein Glück. Ohne sie …”
    „Nein, Pharaoh”, donnerte Pepe Allejandro. „Du bist es, der nicht versteht. Das ist ein Befehl.” Es folgte eine kurze Pause, be vor Allejandro fortfuhr: „Hast du mich verstanden?”
    Pharaoh spannte sich an. Er wusste nur allzu gut, was für Konsequenzen es nach sich zog, wenn man Allejandros Befehle nicht befolgte, aber er hielt seine Antwort absichtlich vage.
    „Ich werde Miguel sofort anrufen, wenn ich in Tijuana bin.”
    „Das wollte ich hören”, sagte Allejandro und legte abrupt auf, was Pharaoh nicht im Zweifel darüber ließ, wie ungehalten er war.
    Wenn Pharaoh an sein Vorhaben dachte, begann sein Magen zu rebellieren. Trotzdem war er entschlossen, das Land nicht ohne Francesca zu verlassen. Wenn er sie erst wiederhatte, würde er schon einen Weg finden, sie auf seine Seite zu ziehen. Er würde es nicht länger hinnehmen, dass sie ihn hasste, so wie sie es im Lauf der letzten beiden Jahre oft behauptet hatte.
    Als sie noch ein Kind war, war er ihr bester Freund gewesen - er hatte ihr die verlorene Familie ersetzt. Jetzt musste er bloß noch ihren Mann loswerden, dann würde alles wieder so werden wie früher.
    Als er in sein Zimmer eilte, um das Mädchen beim Packen sei ner Sachen zu beaufsichtigen, ignorierte er geflissentlich das mul mige Gefühl, das ihn beschlichen hatte. Allejandro wäre mit sei nem Vorhaben ganz gewiss nicht einverstanden, aber wenn er es ohne Pannen durchzog, würde es okay sein. Pharaoh redete sich ein, dass Francesca ganz bestimmt nicht mit seiner Rückkehr rechnete. Er würde die Überraschung auf seiner Seite haben.
    Auf dem Herd blubberte der Eintopf friedlich vor sich hin. In der Luft hing der angenehme Duft frisch gebackenen Brotes, als Frankie mit einem Arm voll Schmutzwäsche in die Wäschekam mer ging. Sie blieb am Fenster stehen, um einen Blick nach drau ßen zu werfen, wo Clay auf dem Weg hinter dem Haus bei den Mülltonnen immer noch Schnee schaufelte. Im Hintergrund lief ihre Lieblings-CD. Frankie summte vor sich hin und sang ab und zu den Refrain laut mit. In dem Moment, in dem sie Waschmittel in die Maschine tat, klingelte das Telefon. Sie schloss die Lade, stellte die Maschine an und registrierte unbewusst, wie das Wasser einströmte, bevor sie zum Telefon rannte.
    „Hallo?”
    Stille.
    „Hallo?”
    Plötzlich drang das Freizeichen an ihr Ohr.
    Sie legte schulterzuckend auf. Manche Leute hatten wirklich keine Manieren. Man konnte sich doch wenigstens entschuldi gen, wenn man sich verwählt hatte.
    Sie ging zum Herd, rührte die Suppe um, wobei sie aufpasste, dass am Boden des Topfes nichts anhaftete, dann schaute sie nach dem Brot im Backofen. In ein paar Minuten würde es fertig sein.
    Als sie wieder einen Blick aus dem Fenster warf, war Clay nirgends in Sicht. Sie zuckte die Schultern. Wahrscheinlich war er wieder nach vorn gegangen. Teils aus Neugier, teils aus dem ech ten Bedürfnis heraus, wissen zu wollen, wo er steckte, ging sie
    zum Wohnzimmerfenster und schaute hinaus. Und da war er, an der Ecke des Hauses und klopfte Eiszapfen vom Dach. Als er auf sie aufmerksam wurde, lächelte sie und hob die Hand, um zu winken. Genau in diesem Moment flackerte das Licht plötzlich und ging aus.
    In der Hoffnung, dass es gleich wieder angehen würde, war tete sie einen Moment, doch als sie hörte, dass auch
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