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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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bist zynisch. Wir haben uns damit ordentlich mit Ruhm bekleckert.«
    »Richtig. Was mich jedoch verwirrt, ist die Tatsache, dass ich zur gleichen Zeit in die eine Hand meine Notdurft verrichtet und dabei darauf gewartet habe, dass die andere sich mit Ruhm füllt.« Lalbahadur senkte den Kopf in gespielter Traurigkeit. »Es war so unausgewogen. Eine Tatsache spricht jedoch zweifelsohne dafür«, fügte er strahlend hinzu. »Unser heldenhafter Auftritt wird auch bei den Parbitayas in der Heimat ausgestrahlt. Somit haben wir bestimmt keine Schwierigkeiten, auch weiterhin genug Schwachköpfe zu finden, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als zum Ruhme des Imperators steile Mauern emporzuklettern.«
    Stens Antwort wurde vom jähen Getöse einer Musikkapelle übertönt. Der Offizier und sein Unteroffizier nahmen Haltung an, als des Imperators Ehrengarde der Prätorianer sich rasselnd und scheppernd in Bewegung setzte. Sten und Lalbahadur salutierten vor den Fahnen, dann ließen sie sich wieder gegen die Wand fallen, als die mehr als 600 Mann starke Palastwache mit perfekt choreographiertem Automatismus in poliertem Lederzeug und schimmerndem Metall vorübermarschierte.
    An der Spitze der Formation ging Colonel Den Fohlee, der kommandierende Offizier der Prätorianer.
    Er erwiderte zackig Stens Gruß und richtete die Augen sofort wieder nach vorn, wo die Ehreneinheit hinaus auf den Paradeplatz einschwenkte und unverzüglich mit gewaltigem Jubel begrüßt wurde.
    »Mein Vater hat mir einmal gesagt«, warf Lalbahadur ein, »es gäbe nur zwei Sorten von Menschen auf der Welt. Normalerweise höre ich nicht auf derlei Unsinn, da ich fest davon überzeugt bin, dass es nur zwei Sorten von Menschen auf der Welt gibt, nämlich diejenigen, die daran glauben, dass es nur zwei Sorten von Menschen auf der Welt gibt, und diejenigen, die das nicht glauben.« Er hielt leicht verwirrt inne.
    »Dein Vater meinte also, es gäbe zwei Sorten von Menschen«, half ihm Sten auf die Sprünge.
    »Genau. Einmal diejenigen, die poliertes Metall und gewichstes Leder lieben, und die anderen, die lieber einen trinken gehen. Zu welcher Gruppe zählen Sie, Captain?«
    »Fehlanzeige, Havildar«, lehnte Sten bedauernd ab.
    »Ich bin noch im Dienst.«
    Sten und sein Unteroffizier salutierten, und der kleine stämmige Mann eilte davon. Sten blieben noch einige Minuten bis zur Kontrolle seiner Leute, und so schlenderte er zum Ende des Tunnels und schaute den Prätorianern bei der Parade zu.
    Sie waren sehr, sehr gut, was sich für eine Gruppe von Männern und Frauen durchaus ziemte, deren einzige Ausbildung und Pflicht in der völligen Ergebenheit ihrem Anführer gegenüber bestand, sowie in der Fähigkeit, stundenlang bewegungslos Wache zu stehen oder farbenprächtige Pirouetten zu drehen.
    Sten wusste, dass er ein Bisschen unfair urteilte, doch die wenigen Male, als er zum Paradedienst eingeteilt gewesen war, hatten sich als tödlich langweilig erwiesen. Es gab wohl genug Leute, die sich an paradierenden Soldaten begeisterten, aber diese Leute hatten garantiert keine Ahnung, wie viel endlose Stunden an Geputze, Gewienere und Drill einer Parade vorausgingen.
    Trotzdem musste Sten zugeben, dass die Prätorianer außerordentlich gut gedrillt waren. Sie absolvierten ihre Parade mit altertümlichen Projektilwaffen, denn die kurze, wirkungsvolle Willygun war für den Gewehrdrill nicht spektakulär genug. Außerdem gab es an der Willygun keine Bajonetthalterung. Am Ende des vierzigsten Jahrhunderts bestand einfach keine Veranlassung mehr, am Ende eines Gewehrlaufs einen Dosenöffner anzubringen – es sei denn für zeremonielle Zwecke.
    Deshalb hantierten die Prätorianer jetzt mit gut einszwanzig langen Flinten in komplizierten Mustern auf dem Platz herum.
    Zu Anfang hatten die Soldaten ihre Waffen über der Schulter getragen. Nach einer bestimmten Anzahl von Schritten wurden sie plötzlich lässig zwischen Ellbogen und Unterarm geklemmt, wobei die Bajonette vor ihnen wie Speere in der Sonne glänzten.
    Dann marschierten die Prätorianer in offener Formation, und auf einen Befehl hin machte eine Reihe nach der anderen kehrt und marschierte den gesenkten Bajonetten der folgenden Reihe entgegen. Sten zuckte zusammen, als er daran dachte, was unweigerlich geschehen würde, wenn einer der Unteroffiziere bei den pausenlos ausgestoßenen Befehlen aus dem Rhythmus kam.
    Die Einheit schwenkte zu ihrem Ausgangspunkt zurück und machte dann nach rechts kehrt.
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