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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne
Autoren: Andreas Franz
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verwerten können, wird die Zukunft zeigen. Ich wollte es dir nur sagen.«
    »Aber er hat nicht geschrieben, wo er ist?«
    »Nein. Und ich kann ihn sogar verstehen. Ich an seiner Stellehätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Wir machen Kopien und geben eine davon an Blumenthal weiter. Das war’s schon. Bis morgen. Oder ruf mich kurz an, nachdem ihr bei Wiesner fertig seid.«
    Julia Durant ließ sich Badewasser ein und legte eine CD von den Eagles ein, ein Live-Konzert, das sie schon viele Male gehört hatte und das sie jetzt brauchte.
    Nach dem Baden rief sie Kuhn an, der gerade von der Pressekonferenz kam und versprach, in spätestens zwei Stunden zu Hause zu sein. Dann machte sie es sich auf der Couch bequem, schaltete mit der Fernbedienung die Anlage aus und rief bei ihrem Vater an. Sie redeten über eine Stunde. Sie erzählte ihm fast alles, was in den letzten Tagen vorgefallen war. Nach dem Gespräch fühlte sie sich erleichtert wie immer, wenn sie mit ihrem Vater telefoniert hatte. Sie stand auf, machte ein paar belegte Brote und eine Tomatensuppe, stellte zwei Gläser und zwei Flaschen Bier auf den Tisch und wartete auf Dominik Kuhn.
    Er kam um halb neun mit strahlendem Lächeln herein, einen Strauß roter Rosen in der Hand.
    »Hallo, meine Liebe«, sagte er und überreichte ihr die Blumen. »Für dich, weil du eine so tolle Frau bist.«
    »Das ist schon der zweite Strauß Rosen heute«, erwiderte sie mit neckischem Augenaufschlag.
    »Was? Wer hat dir denn noch Rosen geschenkt? Hab ich da irgendwas verpasst?«, fragte er mit strengem Blick.
    »Och, nö, nur ein Verehrer. Unwichtig.«
    »He, he, ich will sofort wissen, was da abläuft«, sagte er und sah sie mit gespieltem Ernst an. »Wer ist der Schweinehund, der dir Rosen schenkt? Ich fordere ihn zum Duell!«
    »Du kennst ihn nicht, oder nein, du kennst ihn schon, du hast ihn sogar heute gesehen.«
    »Was?«
    »Blumenthal. Er hat mir einen wunderschönen Strauß gelber Rosen ins Büro stellen lassen. Was sagst du jetzt?«
    »Blumenthal?«
    »Blumenthal. Genau der Blumenthal, den du nicht leiden kannst. Doch nicht jeder, den man nicht leiden kann, muss automatisch ein Arschloch sein. Jemanden leiden können oder nicht ist immer subjektiv. Objektiv betrachtet ist Blumenthal zwar schwierig, aber sehr gesetzestreu. Und das ist doch schon was wert.«
    »Okay, okay, ich nehm ja auch alles zurück, was ich bisher über ihn gedacht und gesagt habe. Die Pressekonferenz war jedenfalls super.«
    »Hat er irgendwas von gestern Nacht erwähnt?«, fragte sie neugierig.
    »Nur dass ein paar führende Köpfe des organisierten Verbrechens verhaftet wurden und jetzt einsitzen. Sonst kein Wort. Der Name Küchler ist jedenfalls nicht gefallen.«
    »Er hat Küchler nicht einmal erwähnt?«, fragte Julia Durant ungläubig. »Wieso das denn nicht?«
    »Frag mich was Leichteres. Warum interessiert dich das?«
    »Nur so.«
    »Jetzt sag schon, warum du mich das fragst«, drängte Kuhn.
    »Küchler hat ihn einen verdammten Juden genannt, und ich habe Blumenthal gebeten, kein Politikum daraus zu machen. Er hat es mir versprochen und sich offensichtlich daran gehalten. Er steht jedenfalls zu seinem Wort. Aber dass er nicht einmal Küchlers Namen erwähnt hat, wundert mich schon, denn Küchler war schließlich derjenige, der die Arbeit der Polizei in den letzten Jahren immer wieder boykottiert und untergraben hat. Er, Gebhardt und einige andere haben unter einer Decke gesteckt, und derjenige, der ihnen jetzt noch im Weg war, war Blumenthal. Und natürlich Laskin, der über Informationen verfügt, da sträuben sich dir die Nackenhaare. Sobald Blumenthal hinter Gittern gesessen hätte, hätte man den Posten mit einer sagen wir Marionette besetzen können, und damit hätte Küchler endgültig freie Bahn gehabt. Aber wenn ich’s mir genau überlege, er war am Ende strunzdumm. Sich mit Laskin zu treffen und ihm zu raten, in seine Wohnung zurückzukehrenund vorläufig keinen Kontakt mit der Polizei zu haben, na ja … Und natürlich seinen Tod dann auch noch Blumenthal in die Schuhe zu schieben. Ich kann mir nicht erklären, weshalb er so übereilt gehandelt hat. Als ob Laskin nicht spätestens dann Lunte gerochen hätte. Egal, es ist vorbei. Jetzt können wir nur hoffen, dass sich einiges zum Guten wendet.«
    »Glaubst du das wirklich? Ich meine …«
    »Nein, um ehrlich zu sein, das war nur ein Scherz. Wie hat Laskin so schön gesagt, jeder ist austauschbar oder ersetzbar. Auch ein
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