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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne
Autoren: Andreas Franz
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auf einem Feldweg. Sie hoffte, ihre Kollegen würden da sein, bevor alle verschwunden waren. Sie schaute auf die Uhr – zehn Minuten, zwanzig, fünfundzwanzig, dreißig. Kurz darauf sah sie den dunklen Lancia die Straße heraufkommen. Sie stellte sich so hin, dass sie sie sehen konnten.
    »Sind alle noch drin«, sagte sie und setzte sich auf den Rücksitz. »Schaut euch mal diesen Fuhrpark an. Und was glaubt ihr, wen ich schon alles gesehen habe. Die Crème de la Crème der High Society. Ich sag euch, alles was Rang und Namen hat, ist hier vertreten. Und auf dem Flugplatz in Reichelsheim stehen fünf Learjets. Was machen die wohl alle hier?«
    Kullmer drehte sich um und antwortete lakonisch: »Das schaut nach einem Gipfeltreffen aus. Das, was du manchmal in irgendwelchen Mafiafilmen siehst, wenn sich alle Paten zur Beerdigung einer andern Mafiagröße eingefunden haben. Entspricht durchaus der Realität. Und nachdem nicht nur Wiesner, sondern auch Jakobi und vor allem Küchler aus dem Verkehr gezogen wurden und auch Laskin sich abgesetzt hat, wird es nachher ziemlich heiß werden. Da werden Positionen neu besetzt, Schuldige gesucht und möglicherweise demnächst liquidiert, wovon wir natürlich nichts mitbekommen, weil man sie einfach als Betonklotz im Meer versenkt oder sie anderweitig verschwinden lässt, und es werden Grundsatzthemen diskutiert. Ganz wie in der Politik. Im Grunde genommen ist es auch nichts anderes. Und der alte Muti wird voraussichtlich den Vorsitz haben. Bin echt gespannt, ob die werten Herrschaften sich nachher bei Wiesners treffen. Fahren wir mal ein bisschen weiter nach vorne.« Und nach einer kurzen Pause: »Ach ja, Blumenthal gibt um sechs eine Pressekonferenz. Er wollte uns aber nicht verraten, was genau er sagen wird.«
    Die Beerdigung dauerte eine Stunde. Kullmer und Hellmer machtenaus sicherer Distanz Fotos der Trauergäste. Anschließend fuhren sie noch einmal zum Flugplatz. Diesmal gingen sie zu dritt in das Gebäude und zeigten ihre Ausweise. Der Mann, mit dem Julia Durant geredet hatte, wurde mit einem Mal sehr nervös. Die nackte Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben, er fing an zu schwitzen, und gleichzeitig wurde er sehr gesprächig. Die fünf Learjets waren aus den USA, Italien, Russland, Spanien und Großbritannien gekommen.
    Wieder im Präsidium, brachte Hellmer die Filme ins Labor und bat um sofortige Entwicklung der Bilder. Nach gut einer halben Stunde lagen die Fotos auf dem Tisch.
    »Schau an, schau an, wen wir da alles haben«, sagte Hellmer kopfschüttelnd. »Da denkt man, man hat die Organisation zumindest einigermaßen zerschlagen, und dann siehst du plötzlich Leute, von denen du nie erwartet hättest, dass sie so engen Kontakt zu Wiesner pflegten, und von denen du jetzt genau weißt, dass sie ihre Finger genauso in dem schmutzigen Geschäft drinhaben. Tja, das war wohl ein Satz mit x.« Hellmer warf einen Blick auf die Uhr. »Wir sollten jetzt allmählich wieder nach Echzell fahren, um sechs fängt die Hausdurchsuchung an. Und die will ich mir nicht entgehen lassen. Mal sehen, vielleicht macht Küchler ja danach das Maul auf. Was ist eigentlich mit Laskin?«
    Durant zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Gauloise an. »Ich hab vorhin versucht ihn zu erreichen, aber er hat sich nicht gemeldet. Ich kann’s ja gleich noch mal probieren.«
    Sie tippte wie schon am Mittag die Nummer von Natascha ein, und nachdem sich dort niemand meldete, versuchte sie es auf Laskins Handy. Es kam nur die Meldung »Der gewünschte Teilnehmer ist zurzeit leider nicht zu erreichen«.
    »Ich krieg ihn nicht.« Sie sah ihre beiden Kollegen fragend und mit geschürzten Lippen an. »Denkt ihr das Gleiche, was ich denke?«
    »Könnte sein. Er hat die Fliege gemacht. Aber er hat dir doch versprochen, auszupacken.«
    »Hat er auch, dieser Scheißkerl … Er hat mich reingelegt. Dieser verdammte Drecksack hat mich reingelegt! Und den finden wir nicht. Der macht sich jetzt mit Natascha irgendwo ein schönes Leben. Wetten?«
    »Wir hätten ihn letzte Nacht mitnehmen sollen, damit er seine Aussage gleich macht. Oder zumindest hätten wir ihn observieren müssen. Doch bei all dem Trubel haben wir ihn völlig vergessen.«
    »Aber wer hätte denn auch gedacht, dass er sein Wort bricht?«, stieß Julia Durant wütend hervor und haute auf den Schreibtisch. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!! Ohne seine Aussage ist der Prozess gegen Küchler und all die andern fast nichts wert. Wir brauchen diese
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