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Das Stonehenge-Monstrum

Das Stonehenge-Monstrum

Titel: Das Stonehenge-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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nicht gerechnet. »Nein, John, nein, das kann ich nicht. Das will ich auch nicht, wenn du verstehst. Ich kann dir nicht helfen, denn ich habe dir schon lange genug zur Seite gestanden. Das ist nicht mehr möglich, zum Teufel.«
    »Schließen wir einen Kompromiß?« Zwingen konnte ich ihn nicht, das hatte ich eingesehen.
    »Welchen?«
    »Sie werden sich doch irgendwo treffen, denke ich. Oder ziehen sie weiter durch die Gassen dieses Viertels?«
    »Das nicht.«
    »Hervorragend. Dann wirst du mich zu diesem Treffpunkt bringen, damit ich sie dort erwarten kann.«
    Er knetete und rieb seine Hände, als wollte er Gicht aus seinen Fingern treiben. »Das ist verflucht viel verlangt.«
    »Überhaupt nicht!«
    Ich hatte eine sehr scharfe Antwort gegeben, und Whisper starrte mich erschreckt an. »Verdammt noch mal«, sagte er, »verdammt noch mal. Du bringst mich in die größte Zwickmühle meines Lebens. Ich… ich komme da nicht mehr mit.«
    »Das ist allein dein Bier.«
    »Okay, okay.« Er senkte den Kopf, starrte zu Boden und hob gleichzeitig die Schultern. »Ich bin ein armes Schwein, das habe ich immer gewußt. Hätte ich mich doch nicht mit den Bullen eingelassen, dann…«
    »Du hast es nicht ohne Gegenleistung getan, Whisper, und dafür auch kassiert.«
    »Scheiß Geld.«
    »Geh jetzt!«
    Noch einmal verdrehte er die Augen, schüttelte den Kopf und drehte sich um.
    Er trottete vor mir her, hielt den Kopf gesenkt wie jemand, der deprimiert ist. Das mochte der Fall sein, und trotzdem traute ich ihm nicht. Whispers Angst stand als dritter Begleiter zwischen uns. Aus Erfahrung wußte ich, daß Menschen, die mit der Angst zu kämpfen haben, oft falsch reagieren. Auch bei ihm rechnete ich mit allem. Er konnte plötzlich durchdrehen und einfach weglaufen. Vielleicht schreiend auf die Straße rennen und eben durch seine Schreie die anderen warnen. Das alles war möglich, und dem wollte ich aus dem Wege gehen, deshalb behielt ich ihn unter Kontrolle und blieb auch stets dicht hinter ihm. Wir gingen über die altersschwache Treppe. An deren Fuß und dicht vor der zerstörten Haustür drehte er sich noch einmal um. »Bist du dabei geblieben?«
    »Ja.«
    Whisper hob nur die Schultern. Er drückte sich durch das düstere Viereck nach draußen, wo er zunächst einmal stehenblieb, den Kopf nach rechts und links bewegte und dabei aussah, als würde er schnuppern.
    »Ist was?«
    »Noch nicht.«
    Trotzdem hatte sich etwas verändert. Ich sah die Zuschauer nicht mehr vor ihren Häusern. Sie hatten sich zurück in ihre Löcher gezogen und warteten.
    Davon ging ich aus, aber Whisper schüttelte den Kopf, als ich ihn darauf ansprach. »Nein, da hast du unrecht. Sie sind bereits da, sie warten auf den Götzen.«
    »Und da gehen wir auch hin.«
    »Ja.«
    In der Stille hörten wir jetzt den Singsang. Er war lauter geworden, seine Monotonie aber war geblieben. Ich schaute nach links, denn von dort wehte das Echo des Gesangs auf uns zu.
    Es hörte sich dumpf an, monoton und böse. Dieser Gesang war dafür da, um Urängste zu wecken, um all die Menschen auf das vorzubereiten, was ihnen bevorstand.
    Ein Opfer, eine schreckliche Bluttat, damit der Götze befriedigt wurde. Nicht mit mir, so dachte ich und ahnte noch nicht, was wirklich auf mich zukam.
    Ich stieß Whisper an, der heftig unter dem leichten Stoß zusammenzuckte. »Was ist los, John?«
    »Ich will weg von hier.« Er nickte und fügte sich in sein Schicksal…
    ***
    Wir hatten den Ort erreicht, und ich mußte zugeben, daß ich ihn allein kaum gefunden hätte, weil mir einfach die Ortskenntnisse fehlten. Er lag irgendwo zwischen alten Häusern, Baracken und halb zusammengestürzten Bauten.
    Wir hatten unseren Beobachtungsplatz auf einem alten Teerdach gefunden. Von der Rückseite her hatten wir das Dach erklommen, nachdem wir uns davon überzeugt hatten, daß keine Aufpasser in der Nähe lauerten. Auf dem Bauch waren wir vorgerobbt bis zu dessen Rand und konnten nach unten schauen.
    Ich hatte das Gefühl, auf einer noch heißen Matte zu liegen, denn das Dach hatte die Hitze des vergangenen Tages gespeichert. Ich kam mir vor wie in einer Sauna, umgeben von gewissen Dämpfen, die meine Lungen malträtierten. Der Teergeruch widerte mich schon nach wenigen Sekunden an, auch Whisper erging es nicht besser. Er mußte husten, konnte ihn aber gerade noch unterdrücken. In der Stille hätte man ihn sonst zu weit gehört, und darauf warteten die Diener des Stonehenge-Monstrums nur. Noch hörten wir
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