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Das Stonehenge-Monstrum

Das Stonehenge-Monstrum

Titel: Das Stonehenge-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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gleich.« Er schaute noch einmal aus dem Fenster und schnüffelte. Als er sich umdrehte, hatte er die Augenbrauen angezogen, gab aber keinen Kommentar über seine letzte Reaktion ab. »Also gut, John, hör zu. Es gibt eben gewisse Dinge, die muß man sich ansehen und anhören, um mehr zu erfahren. Dazu gehört eben, daß man Augen und Ohren offenhält. Ich habe erlebt, wie der Götze tötet.«
    »Wen killte er?«
    »Männer, auch Frauen.«
    »Und das hat niemand gemerkt.«
    Beinahe mitleidig schaute er mich an. »In welch einer Welt lebst du, Bulle? In welch einer komischen Welt?« Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch lächerlich. Wem fällt es denn auf, wenn hier ein paar zweibeinige Ratten verschwinden? Keinem. Oder weißt du nicht, daß in London zahlreiche Menschen über den Jordan gehen. Sie werden aus der Masse weggezogen, und es ist auch niemand da, der sie vermißt. Das sollte dir als Polizist doch klar sein.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »So geht es auch hier. In diesem Viertel lebst du nur für dich. Da sind nicht nur die Ratten deine Feinde, sondern auch die Menschen. Das solltest du wissen. Die Freunde des Götzen bestimmen, wen sie opfern. So war das immer, und so wird es auch bleiben.«
    Ich nickte. »Verstanden. Trotzdem werde ich meinen Freund suchen, und wenn ich jedes Haus einzeln auf den Kopf stelle.«
    »Quatsch.«
    »Nicht allein, ich werde…«
    »Nichts wirst du, John, gar nichts.« Er ging auf das Fenster zu und lauschte in die schwüle Finsternis hinein. Ich wartete hinter ihm. Es war Unsinn, was ich da gesagt hatte. Ich wußte, daß ich dies nicht durchhalten konnte, dazu war die Zeit einfach schon zu weit fortgeschritten. Wir befanden uns bereits im Endstadium. Whisper richtete sich wieder auf. Spannung lag auf seinem Gesicht, als er mich anblickte. »Es ist bald soweit, John, ja, es dauert nicht mehr lange. Du kannst deine Pläne einmotten. Es wird kein Zurück mehr geben für dich.«
    »Wann ist es soweit?«
    Er streckte den rechten Zeigefinger in die Höhe. »Sie werden kommen, Polizist. Sie sind bereits auf dem Weg. Du kannst sie nicht sehen, aber wenn du gute Ohren hast, wirst du sie hören.«
    Diesmal traute ich ihm und wandte ihm meinen Rücken zu, als ich mich aus der Fensteröffnung beugte und hinein in die stehende Dunkelheit lauschte.
    Zuerst dachte ich, mich geirrt zu haben, denn ich hörte rein gar nichts. Dann aber vernahm ich in der Ferne und weit über den Dächern klingend ein Murmeln und Brausen, ein Konglomerat verschiedener Geräusche, die doch irgendwie gleich waren.
    Stimmen…
    Singsang, leise, dumpf und auch gefährlich… Sie kamen!
    Ich drehte mich wieder um. Whisper wartete hinter mir im Flur. Er war nervös geworden. Zwar hingen seine Arme wie starre Stücke zu beiden Seiten des Körpers herab, aber die Hände gaben seine inneren Gefühle wieder, denn sie zuckten. Sie ballten sich zu Fäusten, sie öffneten sich wieder, sie schlossen sich erneut. Ein Wechselspiel, ein Zeichen seiner Angst und Nervosität.
    Ich ging auf Whisper zu. Wenn ich an Suko dachte, wurde mir ganz anders. Leider gab es keine andere Möglichkeit für mich, ich mußte mich auf ihn verlassen, und ich saugte die Luft durch meine Nasenlöcher ein, was ihn zu einer Bemerkung veranlaßte.
    »Sieht verdammt schlecht aus, wie?«
    »Es könnte besser aussehen«, gab ich ihm recht. »Aber ich will, daß es besser aussieht.«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Glaubst du denn noch immer, etwas ändern eu können.«
    »Das glaube ich tatsächlich.«
    »Weißt du denn, wie viele gegen dich stehen werden?« Er kam auf mich zu. »Nicht zehn, nicht zwanzig, sondern die doppelte Menge. Sie alle lieben den Götzen. Sie alle fühlen sich durch Stonehenge befreit und aus ihrer verdammten Lage gerissen. Das Monstrum oder der Götze weiß genau, was getan werden muß. Du wirst, wenn du dich gegen sie stellst, auf Fanatiker stoßen, für die ein Menschenleben Kleinkram ist, weil es allein um den Erfolg des Götzen geht. Erst wenn sie ihn zufriedengestellt haben, geht es ihnen gut.«
    »Es soll ihnen aber nicht gutgehen.«
    »Komm runter von deinem hohen Roß, Polizist. Du kannst daran nichts ändern. Du nicht.«
    »Doch, und ich bin nicht allein.«
    »Tatsächlich?«
    »Du wirst mir helfen, Whisper.«
    Es verschlug ihm die Sprache. Ich sah, wie er an meinen Worten zu kauen hatte. Und als er schluckte, bewegte sich sein Adamsapfel auf und nieder. Meine Forderung hatte ihn hart getroffen, denn damit hatte er
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