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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame
Autoren: Leo Malet
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Kopf. André Ailot wurde gerade entwaffnet und zur
Untätigkeit verdammt. Einer der Neuankömmlinge hielt ihn fest. Vor mir baute
sich Inspektor Fabre auf.
    „Na? Ein ganz einfacher Fall, was?“
sagte er grinsend.
    „Wenn ich mir schon Faroux’ Sprüche
anhören muß, will ich lieber gleich mit ihm reden. Rufen Sie ihn an, und sagen
Sie ihm, er soll kommen. Werd ihm alles erklären.“
    „Der da wird uns alles erklären“, sagte
Fabre und zeigte mit dem Daumen auf den Jungen. „Er ist schließlich kein
kleines Mädchen wie Suzanne.“
    „Aber auch ‘n armes Schwein. Los,
rufen Sie Faroux an.“
    „Na schön. Ruf den Chef an“, sagte
Fahre zu seinem Kollegen.
    Während wir auf den Kommissar warteten,
erfuhr ich, warum die beiden Flics vom Himmel
gefallen waren. Die Polizei hatte Wind bekommen von Andrés dubiosem Umgang.
Nicht nur mit Nutten hatte er’s, sondern vor allem mit Zuhältern. Für alle
Fälle wurde der junge Ailot überwacht, rund um die Uhr. Die Flics hatten mich aus dem Haus in der Rue du Ranelagh herauskommen sehen... und André, der mir gefolgt war. Fabre und sein Kollege
waren nun ihrerseits uns gefolgt, ‘ne richtige Prozession zur Rue Berton! Als
die Flics dann die Schüsse gehört hatten, waren sie
ins Haus gestürmt. Ich erfuhr weiter, daß meine bis dahin so tapfere
Ex-Klientin den Kopf verloren und sich im Bois aufgehängt hatte (in dieser Reihenfolge!). Deswegen also die
Beerdigungsgesichter in der Rue du Ranelagh und der
unfreundliche Empfang von André Ailot.
    Dann kam Florimond Faroux. Ich flehte ihn an, nicht von einem „einfachen Fall“ zu sprechen.
Einfacher war’s zwar jetzt auch noch nicht, aber ich war bereit, einige
Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.
    „Das muß noch alles überprüft werden“,
begann ich, „aber meiner Meinung nach haben sich die Dinge folgendermaßen
abgespielt: Madame Ailot war die Geliebte von Maulin .
1945 zieht sie sich geschickt aus der Affäre. Sie verpfeift ihren Geliebten.
Der jedoch verzeiht ihr und gibt ihr in den letzten Minuten vor seinem Tod zu
verstehen, daß sie sich die herzförmige Brosche näher ansehen soll. Das Herz
enthielt wahrscheinlich ein Dokument, das zu einem der Schätze der Abwehr führte. Aber Madame Ailot versteht die geheimnisvollen Worte nicht, die Maulin vor dem Erschießungskommando spricht. Später braucht
sie Geld. Ihr Mann nämlich hält sie auf Sparflamme. Er haßt sie von ganzem
Herzen, läßt sich aber nicht scheiden, weil er sich an ihr rächen will. Also,
sie braucht Geld, beauftragt den Spezialisten Rosembaum damit, Kopien von ihrem
Schmuck anzufertigen. Bis dahin geht alles gut. Dann gerät ihr Sohn — den sie
vergöttert — an die Mädchen vom Autostrich. Auch nicht schlimm. Schlimmer ist
schon, daß einer der Verbrecher der Avenue Henri-Martin aus dem Knast
ausbricht. Der weiß so ungefähr Bescheid über die Sache mit den Schätzen der
Abwehr. Vielleicht weiß er sogar, wo die Schätze liegen. Sei es aus Zufall,
sei es, weil er schon einige Beschützer der motorisierten Amazonen kennt, nimmt
er mit denen Kontakt auf. Weiht sie in seine Pläne ein. Zusammen mit Lasserre geht er in die frühere Wohnung seines Chefs Masuy . Vielleicht lag da noch was rum, was sie gut
gebrauchen konnten. Aber das Unternehmen Hausdurchsuchung geht schief. Sie
reden und reden, sprechen die Pläne zur Schatzsuche immer wieder durch. Dabei
fällt irgendwann mal der Name Madame Ailot.“
    „Das vermuten Sie, hm?“ brummte
Faroux.
    „Ja, das vermute ich. Und es ist Ihre
Aufgabe, meine Vermutungen nachzuprüfen. Der junge Mann dort wird Ihnen sicher
gerne dabei helfen. Vielleicht gelingt es Ihnen ja auch, den Ausbrecherkönig
oder Lasserres Antisemiten-Freunde einzufangen.“
    „Weiter.“
    „Ich vermute also, daß unser
ausgebrochener Sträfling das Geheimnis der herzförmigen Brosche kennt. Wenn er Maulins letzte Worte nicht sofort kapiert hat, dann in dem
Moment, als er den Namen Ailot hört. Von jetzt an ist alles ganz einfach. ,Den Sohn haben wir fest im Griff“, sagen die Automiezen. ,Er soll den Schmuck seiner Mutter klauen. Den gesamten,
denn den Jungen weihen wir besser nicht in das Geheimnis ein.“ Und der kleine Doofmann klaut den Schmuck. Er weiß nicht, daß es sich um
Imitationen handelt. Madame Ailot bemerkt den Diebstahl. Sie hat soeben Bénech
gefeuert. Logischerweise hält sie ihn für den Dieb. Sie will das Zeug
wiederhaben, bevor ihr Mann nach Hause kommt. Ein Privatflic muß her. Er wird den
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