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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame
Autoren: Leo Malet
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Schmuck zurückkaufen. Für diese schnelle Lösung sind
richtige Flics nicht zu haben. Ich suche also Kontakt
zu Bénech, finde ihn und mache ihm das entsprechende Angebot. Bénech hält sich
für schlau. Er weiß, daß er die Klunker nicht geklaut hat. Er strengt sein Hirn
an, auch wenn er keine große Übung darin hat. Wer hat den Diebstahl begangen?
Auch er weiß natürlich nicht, daß es sich nur um Blech und Glasperlen handelt.
Als möglicher Dieb kommt ihm der mißratene Sohn des
Hauses in den Sinn. Er weiß über dessen zweifelhaften Umgang Bescheid. Und er
beschließt, bei der Sache mitzumischen. Wie? Wir wissen es nicht, und er wird’s
uns nicht mehr verraten. Jedenfalls verläßt er nach unserer Unterredung das
Hotel. Wahrscheinlich will er Verbindung mit André aufnehmen. Ich folge ihm. Er
schmeißt mich die Treppe runter. Später taucht er dann hier in der Rue Berton
auf. Hier ist nämlich das Liebesnest...“
    „...für Suzanne und ihn?“ fragte
Faroux.
    „Nein. Hier ist Andrés
Junggesellenbude, wo er sich mit seinen Huren vergnügt. Bénech weiß das.
Vielleicht ist der junge Mann gerade dort? Er ist. Aber nicht alleine. Er ist
selten alleine hier; aber in der Nacht ist nicht nur
ein Mädchen bei ihm, sondern auch Männer. Kalte, entschlossene Kerle, die es
gar nicht lustig finden, daß der Schmuck nicht echt ist. Sie aber wollen den
echten, vor allem die herzförmige Brosche. Denn in der Kopie ist natürlich
nicht das Dokument, um das es ihnen geht. Es folgt eine kleine Balgerei. Die
unechte Brosche rollt unter die Kommode, wo ich sie später finde. Zurück zu
Bénech. Er überrascht die ehrenwerte Versammlung und ist selbst überrascht. Er
hielt sich für sehr schlau. Vielleicht hielt er sich an dem Abend für ganz
besonders schlau. Das hat ihm den Hals gebrochen. André will die wütenden
Gangster versöhnlich stimmen. Er tötet Bénech, oder man zwingt ihn dazu. Aber
auf jeden Fall ist er’s, der geschossen hat. Sonst wär die Geschichte anders
weitergelaufen. Bénech ist also tot, die Gangster sagen: ,Sieh mal zu, wie du mit der Leiche fertigwirst. Aber jetzt haben wir dich völlig in
der Hand. Du mußt rauskriegen, was deine Mutter mit dem echten Schmuck gemacht
hat.“ Abgang der wütenden Gangster. Ihr Wagen stand wohl am Anfang der Avenue
Marcel-Proust. Hat etwas Öl verloren...“
    „Könnte es sich eventuell um ein
anderes Auto handeln, das Öl verloren hat?“ warf Inspektor Fabre ein.
    „Völlig unwichtig. André rennt nach
Hause und erzählt alles seiner Mutter. Kriegsrat. Man könnte versuchen, die
Leiche verschwinden zu lassen. Aber Nestor Burma hat bereits Kontakt mit dem
Chauffeur aufgenommen und wird überall rumschnüffeln. Da reift in dem Kopf der
Frau eine teuflische Idee. In manchen Situationen hat sie klaren Kopf bewiesen.
Wundert mich eigentlich, daß sie sich umgebracht hat. Aber weiß man, was in dem
Kopf einer Frau mit klarem Kopf vorgeht? ... Also, der teuflische Plan: ,Mein Sohn hat getötet, aber ich werde ihn retten. Und da
wir einen Täter brauchen, wird meine Nichte herhalten müssen .‘ Ihre Nichte wird bald volljährig. Ich mag Mädchen nicht sehr, die bald
volljährig werden.“
    „Ach, wirklich? Da staune ich
aber...“, sagte der Kommissar ironisch.
    „Weil ich nämlich bei jungen Mädchen,
die bald volljährig werden, die Flöhe husten höre. Würde mich wundern, wenn
Suzanne nicht mit einundzwanzig ein kleines Vermögen erben würde... von ihrem
Vater. Und dieses Vermögen würde sicher an Madame Ailot gehen, wenn die Kleine
aus irgendeinem Grunde das Erbe nicht antreten könnte. Tod, Wahnsinn oder
ähnliches. Prüfen Sie das mal bei Gelegenheit nach, Kommissar. Der Vorteil der
geplanten Inszenierung liegt also auf der Hand: André ist aus dem Schneider,
und Suzannes Erbe ist im Sack.“
    „Und was wird inszeniert?“
    „Suzanne wird mit Rauschgift
vollgestopft. Ich nehme an, man hat sie süchtig gemacht, um ihre Gesundheit zu
ruinieren. Die Erbschaft, Sie wissen schon... Madame Ailot war voll krimineller
Energie, sonst hätte sie nicht innerhalb weniger Stunden diesen Plan aushecken
und ausführen können. Suzanne steht also unter Rauschgift. Sie wird angezogen:
Bluse, Rock, Ballerinaschuhe , Regenmantel. Sie wird
in den Wagen gesetzt und hierhergefahren. André muß sich als Chauffeur
verkleiden, einschließlich Mütze. Suzanne redete manchmal von
,diesem Mann‘ und manchmal von, diesem Chauffeur‘, so als handelte es
sich um zwei verschiedene
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