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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame
Autoren: Leo Malet
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Personen. Madame Ailot ruft mich an, erzählt mir die
Geschichte von dem Liebespaar Bénech-Suzanne. Vorher steckt man der Leiche noch
den Schlüssel zum Hintereingang und das Foto von Suzanne im Bikini in die
Tasche. Madame Ailot fährt mit mir hierher in die Rue Berton, wo ich ein
makabres Schauspiel geboten kriege. Ich werde zwar nicht zum Augen-, aber zum
Ohrenzeugen des Mordes an Bénech durch Suzanne. Ein Privatflic als Tatzeuge. Prima! Suzanne wird verhaftet. Sie ist sowieso nicht mehr ganz
klar im Kopf. Hat durch die Drogen ziemlich gelitten. Diese Geschichte wird ihr
den Rest geben. Vor allem, weil sie sich ihrer Mutter gegenüber schuldig fühlt,
die bei ihrer Geburt gestorben ist. Jedenfalls, durch die Zeugenaussage von
Nestor Burma ist die Kleine geliefert! Aber so weit sind wir noch nicht. Wir
kommen also hier an, Madame Ailot und ich. André wartet mit der benebelten
Suzanne. Inzwischen hat er sich so was wie’n Alibi verschafft. Hat sich in der Rue du Ranelagh absichtlich von mir erwischen lassen, beim Horchen. Mit dem Wagen kann man
schnell hin- und herfahren. Als er uns also kommen hört, beginnt die
Vorstellung für zwei Privatflic -Ohren. Um eine
mögliche Orgie vorzutäuschen, hat man Suzanne einen verführerischen
Morgenmantel umgehängt. Den hat André von seinen Huren abgestaubt. Suzanne
steht neben dem Sofa, nicht recht bei Verstand, in der Hand den Revolver, mit
dem Bénech erschossen worden ist. Bénech ist auch da, auf einem Stuhl. André
zieht ihm den Teppich unter den Stuhlbeinen weg. Die Leiche fällt sozusagen tot
vom Stuhl. Suzanne stößt einen Schrei aus. André gibt einen Schuß ab und
springt durchs Badezimmerfenster in den Garten. Ich renne nach oben, meinen
Revolver in der Hand. Suzanne sieht mich, kriegt noch mehr Schiß .
Da passiert etwas, was die kriminelle Familie nicht vorhergesehen hat. Suzanne
gibt auf mich einen Schuß ab, aus Todesangst oder wegen Nervenversagen. Bei
diesem Schuß bin ich nicht nur Ohren-, sondern auch Augenzeuge.“
    Ich zauberte die Kugel hervor, die ich
in dem Sessel gefunden hatte.
    „Den Schuß, der Bénech getötet hat,
hab ich nicht gehört, weil ich gar nicht hier war. Und die Hülse hat André
verschwinden lassen. Zweiter Schuß (der erste, den ich gehört hab): Hier die
Kugel. Die Hülse wird auf dem Teppich liegen. Diese Kugel haben Sie nicht
gefunden, Kommissar, weil Sie nicht so genau gesucht haben. War ja ‘n ganz
einfacher Fall...! Dritter Schuß (der zweite, den ich gehört und sozusagen
gesehen habe und der im Programm nicht vorgesehen war): Loch im Türrahmen. Als
Hauptzeuge hab ich natürlich einen Logenplatz, wie immer! Aber mich überkommen
Zweifel. Auch wie immer! Dieser Logenplatz ist mir doch etwas zu nah an der
Bühne. Ich spüre instinktiv, daß mir eine Privatvorstellung geboten wurde. Aber
meine Zweifel führen im Moment zu nichts. Später, im Lichte anderer Details,
werden die Zweifel dann zu Hypothesen. Schön. Hier also ist das große Drama
inszeniert und gespielt worden. Madame Ailot erleidet einen
Nervenzusammenbruch. Und Sie können mir glauben: der ist nicht gespielt. Die
Nerven spielen ihr einen Streich. Denn Madame Ailot spielt mit hohem
Einsatz. Wir fahren alle zusammen in die Rue du Ranelagh ,
wo sie — Teil ihres Manövers — so tut, als wollte sie mich bestechen. Natürlich
in der Hoffnung, daß ich nicht anbeiße. Und ich beiße nicht an. Aber mir paßt
es gar nicht, daß Suzanne verhaftet wird. Das Mädchen ist Ihnen nicht besonders
nützlich, gesteht jedoch, die Geliebte des Chauffeurs gewesen zu sein... was
nicht stimmt. Es schmeichelt ihr, es macht Eindruck usw. Und vor allem weiß sie
immer noch nicht so recht, was sie sagt und was sie tut. Die Rauschgiftdosis,
die man ihr verpaßt hat, hätte sie umbringen können. Aber sie ist dran gewöhnt
und sozusagen immun... Und nun zu den Gangstern. Sie lesen in der Zeitung, wie
der Mord umfrisiert wurde. Es ist ihnen egal... außer Lasserre . Die Gangster erfahren außerdem, daß ein Privatflic mitmischt. Nur... aus den Zeitungen wird nicht
ganz klar, welche Rolle er spielt. Sie können schlecht Madame Ailot fragen. Die
ist nämlich von Flics umlagert. Von der hält man sich
im Moment besser fern. Durch das Interview im Radio erfahren sie meine Adresse.
Sie schicken mir Lasserre auf den Hals, um mir auf
den Zahn zu fühlen. Lasserre , wie gesagt, findet es
nicht richtig, daß man dem Mädchen einen Mord anhängt, den ein kleiner Doofmann verübt hat. Er deutet
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