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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe
Autoren: Susan Stephens
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Staub und Verfall waren allgegenwärtig.
    Sie hatte sich jedoch nicht abschrecken lassen. Die Möbel waren kostbar, und die von Spinnweben überzogenen Gemälde an den Wänden waren sicher auch einiges wert. Also hatte sie sich an die Arbeit gemacht und die meisten Zimmer von Grund auf gereinigt und lange gelüftet. Es lag aber noch viel Arbeit vor ihr. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Egal, dachte sie, was ich angefangen habe, bringe ich auch zu Ende. Dazu würde sie sogar lernen, mit Hammer und Meißel umzugehen! Immerhin war das Wetter hier viel besser als im Norden Englands. Der Winter war gerade vorüber, und doch war es schon schön warm.
    Sie ging auf ihr Zimmer, zog sich Shorts und ein altes T-Shirt an und machte sich dann auf den Weg in die Küche. Dort setzte sie sich an den rustikalen Tisch und begann, einen Dankesbrief an Señor und Señora Ramon Crianza Perez zu verfassen. Aber sie konnte sich nicht richtig konzentrieren. Immer wieder sah sie den muskulösen, attraktiven Mann vor sich. Zum Teufel! Er war verheiratet und daher für sie unerreichbar.
    Wieder musste sie an ihre Mutter denken. Diese war in ihrem Leben bitter enttäuscht worden, nur weil sie sich mit dem Falschen eingelassen hatte. Annalisa hatte nicht vor, es ihr gleichzutun! Seufzend widmete sie sich wieder der Aufgabe, die vor ihr lag. Eine Viertelstunde später schloss sie den Umschlag und legte ihn auf die Flurkommode. Sie würde ihn gleich morgen früh mit nach Mahon, der Inselhauptstadt, nehmen und zur Post bringen. Doch jetzt hatte sie wichtigere Dinge zu tun. Ihr Anwalt würde gleich kommen, und sie musste sich vorbereiten. Sie nahm ein Blatt Papier und notierte sich die Dinge, die sie mit ihm besprechen wollte. Schließlich lehnte sie sich zurück und betrachtete die Liste. Und plötzlich kam ihr eine Idee …
    “Haben Sie sich das auch gut überlegt, Señorita Wilson? Sie haben doch gar kein Geld, um die Veränderungen an der Finca vorzunehmen, die Sie mir gerade genannt haben. Warum akzeptieren Sie nicht das großzügige Angebot, das Ihnen gemacht worden ist, und kaufen sich etwas anderes? Ein Haus am Strand zum Beispiel oder eine Wohnung?”
    “Ich habe beschlossen, die Finca zu behalten.”
    “Das kann nicht Ihr Ernst sein!”
    Annalisa hätte beinahe gelacht. Sie hatte den ehrenwerten Anwalt mit dem weißen Haar völlig aus der Fassung gebracht. “Das ist mein letztes Wort”, sagte sie leise, aber bestimmt.
    “Das kann ich nicht glauben!”, erwiderte der Mann kopfschüttelnd. “Wie wollen Sie denn …?”
    So langsam verlor Annalisa die Geduld. “Hören Sie, Don Alfonso, ich weiß, was ich tue. Ich habe schon immer gearbeitet und werde auch jetzt für meinen Unterhalt aufkommen.”
    “Das verstehe ich nicht, Señorita Wilson. Wenn Sie das Anwesen verkaufen, haben Sie ein Leben lang ausgesorgt.”
    “Darum geht es mir nicht. Ich möchte auf der Finca Fuego Montoya bleiben. Glauben Sie mir, ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich werde das Haupthaus und die Nebengebäude renovieren und dann die Orangenhaine bewirtschaften.”
    “Die
Orangenhaine?”,
rief der Anwalt erstaunt. “Aber Sie verstehen doch gar nichts vom Obstanbau.” Er zog ein Taschentuch hervor und trocknete sich die Stirn. Es war ihm deutlich anzumerken, wie besorgt er war. “Sie übernehmen sich, Señorita Wilson. Eine solche Aufgabe können Sie nicht allein bewältigen.”
    “Warum nicht? Weil ich eine Frau bin?”
    Er zögerte nur kurz, aber Annalisa wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    “Sie haben nicht genug Geld”, erwiderte er schließlich.
    “Ich kann vieles selbst erledigen und auch im Dorf um Hilfe bitten. Harte Arbeit hat mich noch nie abgeschreckt.”
    “Es geht nicht um die Arbeit, sondern um die Finanzierung.”
    “Ich werde das schon irgendwie regeln.”
    Don Alfonso schien nicht überzeugt zu sein, denn er schüttelte den Kopf. “Wahrscheinlich könnten Sie es sogar schaffen, aber …”
    “Was aber?”
    “Sie stellen sich gegen eine sehr reiche und mächtige Familie, Señorita Wilson. Bitte denken Sie noch einmal darüber nach, bevor Sie ablehnen. Die Offerte ist sehr großzügig.”
    “Nein, Don Alfonso, ich habe mich entschieden. Ich werde
nicht
verkaufen.”
    “Überlegen Sie …”
    “Nein! Warum will diese Familie eigentlich gerade jetzt das Land erwerben? Immerhin sind das Grundstück und das Haus seit Jahren vernachlässigt worden.”
    “Man hat Ihrem Vater schon seit
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