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Das Sonnenblumenfeld

Das Sonnenblumenfeld

Titel: Das Sonnenblumenfeld
Autoren: Andrej Longo
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breit war kein anderes Auto zu sehen. Und still war es, der perfekte Ort für ihren Plan.
    »Stopp, Mimmù«, rief der Professor plötzlich.
    »Hier, warum denn?«, fragte Dummenico erschrocken.
    »Das ist doch der Cuzzolara-Teich.«
    »Und wenn schon.«
    »Da schmeißen wir die Pistolen und die Nummernschilder rein.«
    »In den Teich?«
    »Wohin sonst, da sucht keiner.«
    »Und wenn doch?«
    »Mè, Mimmù, erst mal is' wichtig, dass die das Zeug nicht bei uns finden.«
    Dummenico hielt am Straßenrand und stellte den Motor ab. Niemand war zu sehen. Eine Schlange raschelte unter den Blättern entlang, vom Hubschrauber keine Spur.
    »Mach schon«, sagte der Professor und stieg aus.
    Während Dummenico die falschen Nummernschilder abmontierte, nahm der Professor die beiden Pistolen und stopfte sie in einen Müllsack. Dazu die Nummernschilder und einen schweren Stein, zur Sicherheit. Er verschloss die Tüte mit zwei festen Knoten und warf sie in den Teich.
    Als die Tüte ins Wasser fiel, machte sie ein leises Geräusch.
    Einen Moment lang schwamm sie oben.
    Dann sank sie auf den Grund.
    Auf der Wasseroberfläche breiteten sich drei oder vier kleine Wellen aus und liefen langsam auf das Ufer zu. Gebannt starrten Dummenico und der Professor darauf.
    Auf einmal explodierte über ihnen ohrenbetäubender Lärm.
    Die Baumwipfel begannen zu zittern, bogen sich zur Seite, und in dem himmelblauen Flecken, der nun sichtbar wurde, erschien der Hubschrauber.
    Furchterregend wie ein riesiges geflügeltes Wesen senkte er sich auf den Teich herab.

Der Kopf drehte sich ihm
    Die Hitze. Der Wein. Das Schwindelgefühl, alles drehte sich. Und dazu dieser Lärm, ein Hubschrauber oder so.
    So konnte er hier nicht zwischen den Sonnenblumen rumliegen, wenn Caterina kam.
    Er rappelte sich auf und setzte sich hin.
    Im Sitzen drehte sich sein Kopf weniger.
    Neben ihm stand das Fahrrad, auf dem Sattel die Tammorra. Eine Ameise krabbelte über seine Hand und kitzelte ihn. Er schüttelte die Hand, atmete tief durch und stand auf.
    Und wieder drehte sich alles. Lorenzo wartete, bis es nachließ.
    Dann schaute er sich um, aber es war, als hätte er einen Schleier vor den Augen. Ein wenig Wasser im Gesicht, das würde guttun.
    Er machte ein paar Schritte. Rechts, das war der Olivenhain, dahinter die Brücke der Landstraße. Der Schleier riss auf, aber den Teich konnte er trotzdem nur mit Mühe erkennen.
     
    »Mè, fratè, grüßt wohl auch nicht mehr, was?«, hatte Fellone drei Stunden zuvor gesagt, als er über die Piazza gegangen war.
    Sie saßen unter dem Feigenbaum und rauchten: Fellone, Cicciariello und der Eselskopf. Nach der Prügelei vom Samstag suchte Fellone eine Gelegenheit, weiterzumachen.
    »Schweinehitze, wir warten hier, bis es vorbei ist«, sagte Cicciariello.
    Auf mich wartet ihr, dachte Lorenzo.
    »Kippe?«, fragte Cicciariello.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Schluck Wein?«, fragte Cicciariello weiter.
    Er schüttelte noch mal den Kopf.
    Der Eselskopf stand auf, zog seine Hosen zurecht, grinste – eine Fratze, kein Lächeln. Als er Anstalten machte, sich auf Lorenzo zu stürzen, packte ihn Fellone am Hemd. Capa di Ciuccio drehte sich um, Fellone schüttelte den Kopf. Dann stand er auf, Capa di Ciuccio setzte sich.
    »Nicht schlecht, wie du die Tammorra schlägst«, sagte er. Es klang freundlich.
    Nicht schon wieder die Nummer, dachte Lorenzo. Und dass Fellone Verstärkung mitgebracht hatte, weil er allein nicht mit ihm fertig geworden war.
    Lorenzo bekam es ein wenig mit der Angst zu tun, aber nicht so sehr, dass er abgehauen wäre.
    »Morgen geht's ans Meer«, sagte Fellone.
    Was sollte das jetzt?
    »Wasserski, Cicciariello hat ein Motorboot«, fuhr Fellone fort.
    Er machte eine Pause.
    »Kannst mitkommen, wenn du willst.«
    Lorenzo dachte, dass die mit Sicherheit nicht unterm Feigenbaum saßen, um ihn zum Wasserski einzuladen. Aber warum dann? Er verstand es nicht, und das machte ihn nervös.
     
    Irgendwann fand er den Teich. Er suchte nach einer flachen Stelle. Dann kniete er auf dem nassen Gras und tauchte den Kopf ins Wasser.
    Es war kühl, sofort fühlte er sich besser. Die Hitze wurde erträglich, und als er den Kopf aus dem Wasser zog, drehte sich nicht mehr alles um ihn herum, endlich.
    Von fern hörte er den Lärm eines Motorrads. Dann meinte er, ein Fahrrad zu sehen, das von der Brücke rollte. Und irgendwo da oben kreiste der Hubschrauber.
     
    »Mè, fratè, Zunge verschluckt, oder was?«, fragte Fellone und drückte
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