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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll
Autoren: Robert Ludlum
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Alpen. Eine Lawine.
    Welch wunderschöner Anblick - der einen frösteln ließ.

    Abgesehen von zahlreichen Kindern, die den Park und das Schloss noch rechtzeitig hatten verlassen können, gab es keine Überlebenden.
    Siebenunddreißig herausragende Persönlichkeiten überall auf der Welt lasen schockiert die Nachrufe auf den Wiener Philanthropen Jürgen Lenz, dessen von seinem Vater ererbtes Schloss unter einer Lawine begraben worden war.
    Siebenunddreißig Männer und Frauen, die sich allesamt bester Gesundheit erfreuten.

49. KAPITEL
    New York

    Der Metropolis Club verkörperte eine strahlende, elegantere Vergangenheit; er nahm das ganze Eckhaus eines vornehmen Blocks auf der East 68 th Street in Manhattan ein. Das imposante, Ende des 19. Jahrhunderts von McKim, Mead & White erbaute Gebäude war mit Sandsteinbalustraden und raffinierten Stuckmedaillons verziert. Vorbei an Marmorpilastern und Wandskulpturen ging man durch die Halle und gelangte über eine geschwungene Doppeltreppe mit schmiedeeisernen Handläufen hinauf in die geräumige Schuyler Hall. Dreihundert Stühle hatte man auf dem in schwarz-weißem Rautenmuster gefliesten Boden aufgestellt. Ben hatte das Schlimmste befürchtet, musste aber zugeben, dass der Ort für den Gedenkgottesdienst für seinen Vater nicht unpassend gewählt war: Marguerite, die zwanzig Jahre lang Max Hartmans Privatsekretärin gewesen war, hatte darauf bestanden, die Feierlichkeit zu organisieren, und hatte wie immer tadellose Arbeit geleistet. Er blinzelte und versuchte, sich auf die einzelnen Personen zu konzentrieren. Allmählich lösten sich aus der konturlosen Menge einzelne Gesichter - bekannte wie unbekannte.
    Eine wirklich seltsame Versammlung von Trauergästen, dachte Ben. Er sah New Yorks verhärmte alte Bankierselite: ergraute, gebeugte Männer mit hohlen Wangen, die sich darüber im Klaren waren, dass der Beruf, dem sie ihr Leben gewidmet hatten, in Zukunft weniger von der Pflege persönlicher Beziehungen als von exzellenter Sachkenntnis geprägt würde. Die alten Bankiers hatten ihre größten Deals auf dem Golfplatz gemacht. Und diese Gentlemen der alten Schule mussten jetzt mit ansehen, wie ihre Profession in die Hände von Milchbubis mit
schlecht geschnittenen Haaren und Abschlüssen in Elektrotechnik überging, an Bürschchen, die einen Putter nicht von einem Neuner Eisen unterscheiden konnten.
    Ben sah die elegant gekleideten Leiter bedeutender Wohltätigkeitsorganisationen. Für den Bruchteil einer Sekunde begegnete er dem Blick der Vorsitzenden der New York Historical Society. Sie hatte ihr volles Haar zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Die Haut zwischen den Mundwinkeln und einer Stelle irgendwo hinter den Ohren sah etwas gespannt aus - ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich erst kürzlich hatte liften lassen. In der Reihe dahinter erkannte Ben den weißhaarigen, in einen blauen Anzug gekleideten Leiter der Grolier Society. Daneben saßen der signierte Präsident des Metropolitan Museum und die eher an einen Hippie erinnernde Vorsitzende der Coalition for the Homeless. Hier und da erblickte Ben Rektoren und Dekane verschiedener bedeutender Bildungseinrichtungen. Die Herren achteten auf Abstand untereinander und betrachteten Ben mit düsteren Blicken. In der ersten Reihe saß der charismatische, etwas zerknittert aussehende Direktor der amerikanischen Sektion der Wohltätigkeitsorganisation United Way. Aus seinen braunen Bassetaugen sprach ehrliche Anteilnahme.
    Zahllose Gesichter, die vor seinen Augen verschwammen und dann wieder Konturen annahmen. Ben sah drahtige Frauen und ihre schwabbeligen Ehemänner, die ihren Platz in der New Yorker Gesellschaft zahllosen Spendenpartys verdankten, auf denen sie Max Hartman zur Unterstützung wohltätiger Zwecke animiert hatten: für Bildung, Redefreiheit und Tierschutz oder die Bekämpfung von AIDS. Er sah Nachbarn aus Bedford: den Softball spielenden Zeitschriften-Mogul, dessen Markenzeichen Hemden mit aufdringlichem Streifenmuster waren; den etwas schmuddelig aussehenden Spross einer altehrwürdigen Familie, der mal ein Ägyptologie-Programm an einer der Top-Unis an der Ostküste geleitet hatte; den immer noch jugendlich wirkenden Mann, der eine Firma für Kräutertees mit esoterischen Namen und progressiven Sinnsprüchen auf der Packung erst groß gemacht und dann an einen Multi verkauft hatte.
    Ausgelaugte und frische Gesichter, vertraute und fremde.
Angestellte von Hartman Capital Management.
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