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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll
Autoren: Robert Ludlum
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Wirkung.
    Sollten sie wirklich so kurz vor dem Ziel noch scheitern? Nachdem sie allen Gefahren, allen Anschlägen getrotzt hatten? Zur Strecke gebracht von einem Wahnsinnigen?
    Bartlett war wie von Sinnen, völlig unempfindlich gegen Schmerz. Wo waren seine Beherrschtheit, seine hochfliegenden Ambitionen geblieben... Er schien reduziert auf die elementarsten Instinkte eines Wirbeltiers, hätte eine Hyäne in der Serengeti sein können. Ein wildes Tier, das seine Zähne ins Fleisch eines Widersachers schlägt.
    Verbissen in Bens Nacken, war Bartlett außerdem noch in der Lage, mit seinen gefesselten Füßen wie wild um sich zu treten, Anna immer wieder aus ihrem Sitz zu stoßen und so zu zwingen, von ihm abzulassen. Plötzlich wehte ein kalter Wind durch das Cockpit. Bartletts hämmernde Beine hatten die Kabinentür an Annas Seite aufgestoßen.

    Bei einer seiner unkontrollierten, wilden Bewegungen trat er auch noch auf die Pedale für die Heckrotoren. Der Hubschrauber trudelte nach links und begann sich erst langsam, dann immer schneller zu drehen. Die Zentrifugalkräfte waren so stark, dass Anna gefährlich auf die offene Kabinentür zurutschte. Sie versuchte sich an Bartlett festzukrallen und riss ihm dabei mit den Fingernägeln Fleischfetzen aus dem Gesicht. Schließlich fand sie Halt, indem sie ihm die Finger tief in die Augenhöhlen rammte.
    »Du gottverdammter Hurensohn!«, schrie sie außer sich vor Wut. Sie riss und zerrte, bis Bartlett schließlich, Blut spuckend, von Ben abließ. Seines einzigen Halts beraubt, rutschte Bartlett auf die offene Kabinentür zu. Anna klammerte sich verzweifelt an ihm fest und kam der Tür ebenfalls gefährlich nahe, doch Bens Hand schoss nach rechts, packte Annas Handgelenk und riss sie zurück - während Bartlett unaufhaltsam über die Kante glitt und in die Tiefe stürzte.
    Noch waren sie nicht gerettet, denn auch der Hubschrauber bewegte sich trudelnd abwärts. Anders als ein Flugzeug fällt ein Hubschrauber, hat er einen bestimmten Neigungswinkel überschritten, wie ein Stein senkrecht nach unten. Und der Hubschrauber trudelte weiter in bedrohlich steilem Winkel in die Tiefe.
    Ben brachte sich wieder in die richtige Sitzposition und begann hektisch, mit den Händen den Steuerknüppel und den Kollektivhebel und mit den Füßen die Pedale zu bearbeiten, um die exakte Koordination zwischen Haupt- und Heckrotor wieder herzustellen.
    Anna hatte es mit letzter Kraft geschafft, die Kabinentür zu schließen, als der Hubschrauber plötzlich absackte. Annas Magen schoss in die Höhe, doch gleich darauf spürte sie, wie sich der Hubschrauber allmählich wieder fing und ausrichtete.
    Ben hantierte unter Hochdruck an Hebeln und Pedalen. Instinktiv wusste er, dass ihm nur noch Sekunden blieben, bis die Sinkgeschwindigkeit zu groß wäre und sie unausweichlich abstürzen würden. Jeder falsche Handgriff, jede falsche Entscheidung konnte jetzt tödlich sein.
    Anna spürte es, bevor sie es am Horizont sehen konnte: Der Hubschrauber hatte sich gefangen und flog wieder in der Horizontalen.

    Zum ersten Mal seit längerer Zeit hatte sie das Gefühl, dass sie sich beruhigte, dass die Panik verebbte. Hastig riss sie ein Stück Stoff von ihrer Bluse und drückte es auf Bens blutenden Nacken. Es waren zwar tiefe Zahnabdrücke zu sehen, doch blutete die Wunde nicht sonderlich stark; anscheinend hatte Bartlett keine wichtige Ader erwischt. Natürlich brauchte Ben einen Arzt, aber zunächst würde die Verletzung wohl kein Problem bereiten.
    Anna schaute aus dem Fenster nach unten. »Schau!«, rief sie. Direkt unter ihnen lag das von einer hohen Mauer umgebene Schloss. Es sah aus wie eine Sandburg. Am Fuß des Berges sah man eine dichte, wogende Menschenmenge.
    »Die Kinder!«, rief sie. »Sieht ganz so aus, als hätten sie es geschafft.«
    Dann hörten sie eine Explosion, und nahe beim Schloss tat sich plötzlich ein Krater auf.
    Die direkt oberhalb der Explosionsstelle gelegenen Abschnitte der Mauer und des Schlosses bröckelten ab, als wäre ein Windstoß in die Sandburg gefahren.
    »Dynamit«, sagte Ben.
    Sie flogen jetzt mit einhundertvierzig Knoten in etwa dreihundert Metern Höhe. »Die Idioten haben den Höhleneingang gesprengt. Viel zu nah am Schloss. Schau da drüben.«
    Anna sah, dass sich unterhalb des Berggipfels eine weiße Wolke bildete, die sich langsam wie dichter Nebel den Hang hinunterwälzte.
    Eine riesige Welle aus Schnee. Eins der grausamen Naturschauspiele der österreichischen
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