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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Hugh Mordhand lag zusammengekrümmt auf der Erde. Er fror jämmerlich,
seine Lippen waren blau, und seine Zähne klapperten so heftig, daß er sich in
die Zunge gebissen hatte. Blut sickerte aus seinem Mund.
    Marits Wissen über die Konstitution der
Nichtigen war äußerst gering. Bestand Gefahr, daß die Kälte ihn tötete? Auch
wenn nicht, möglicherweise wurde er krank und behinderte ihr Vorwärtskommen. Er
mußte aufstehen, sich bewegen, doch es sah nicht so aus, als wäre er dazu
imstande. Sie erinnerte sich, von Haplo gehört zu haben, daß Runenmagie auch
bei Nichtigen wirkte. Also rutschte sie zu ihm hinüber, umfaßte seine Handgelenke
und ließ ihre Magie in seinen Körper fließen.
    Das krampfhafte Zittern hörte auf, und langsam
kehrte ein Hauch Farbe in das totenblasse Gesicht zurück. Endlich streckte
Hugh sich seufzend aus, schloß die Augen und genoß die segensreiche Wärme, die
durch seinen Körper kreiste.
    »Nicht einschlafen!« warnte Marit.
    Er setzte zum Sprechen an, stieß mit der
zerbissenen Zunge gegen die Zähne und verzog schmerzlich das Gesicht. »Zu Hause
auf Arianus malte ich mir aus, wenn ich erst reich wäre, würde ich mir endlich
Wasser im Überfluß leisten. Ich wollte ein großes Faß vor meinem Haus
aufstellen, hineinspringen und mich aalen, bis mir Schwimmhäute wachsen. Jetzt«
– er schnitt eine Grimasse – »sollen die Ahnen mich holen, wenn ich je wieder
auch nur einen Schluck von dem verdammten Zeug trinke!«
    Marit stand auf. »Wir können hier nicht bleiben,
auf freiem Feld, ohne Deckung. Fühlst du dich kräftig genug, um
weiterzugehen?«
    Hugh war augenblicklich auf den Beinen. »Warum?
Was ist?«
    Er sah auf die Runen an ihren Händen und Armen.
Durch seine lange Bekanntschaft mit Haplo wußte er darüber Bescheid. Als er
feststellte, daß die Sigel kein warnendes Leuchten verströmten, blickte er sie
fragend an.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie und starrte mit
zusammengekniffenen Augen in das Dunkel zwischen den Bäumen
am Waldrand.
»Scheinbar haben wir nichts zu befürchten,
aber…« Unfähig, ihr Mißbehagen zu
begründen,
schüttelte sie nur den Kopf.
    »Welche Richtung?« fragte Hugh.
    Marit überlegte. Vasu hatte ihr die Stelle
gezeigt, wo der grüngoldene Drache – Alfred – zuletzt gesehen worden war, an
der dem nächsten Tor zugewandten Seite der Stadt. 1 Sie und Vasu hatten die Entfernung
auf etwa einen halben Tagesmarsch geschätzt.
    Marit nagte an der Unterlippe.
    Sie konnten den Weg durch den Wald nehmen, der
ihnen Schutz bot, aber auch Gefahren barg, denn es war damit zu rechnen, daß
ihre Feinde – vorausgesetzt, es hielten sich noch welche in der Nähe auf –
ebenfalls den Wald als Versteck benutzten. Oder sie konnten dem Flußufer
folgen, in Sichtweite Abris. Auf der ersten Etappe geriet jeder Feind, der sie
angriff, in den Wirkungsbereich der magischen Waffen der Wachen auf der Mauer.
    Marit entschied sich für die zweite Möglichkeit,
wenigstens bis die Entfernung zu groß wurde und sie ohnehin auf sich allein
gestellt waren. Vielleicht hatten sie bis dahin eine Spur entdeckt, die zu
Alfred führte.
    Welcher Art diese Spur sein mochte, darüber
wollte sie lieber nicht nachdenken.
    Sie und Hugh bewegten sich mit größter
Wachsamkeit am Fluß entlang. Das schwarze Wasser brodelte und schäumte zwischen
den Ufern, aufgewühlt von den Demütigungen, die es hatte erdulden müssen. Um so
tiefer war die Stille, die über den Wäldern hing, fast als wäre jedes lebende
Wesen daraus verschwunden…
    Marit blieb ruckartig stehen, die Erkenntnis
überfiel sie wie ein Schlag. »Deshalb ist kein einziger von unseren Feinden
mehr hier«, sagte sie laut.
    »Was? Warum? Wovon redest du?« fragte Hugh alarmiert.
    Marit deutete auf den unheilverkündenden roten
Schein am Himmel. »Sie sind alle am Letzten Tor, um in der
Entscheidungsschlacht gegen mein Volk mitzukämpfen.«
    »Gut für uns.«
    Marit schüttelte den Kopf.
    »Wieso nicht? Vasu sagt, das Letzte Tor ist weit
von hier entfernt. Sogar für diese Tigermänner wäre es ein langer Marsch.«
    »Du verstehst nicht«, erklärte Marit
niedergeschlagen. »Das Labyrinth kann sie dorthin transportieren. Im Bruchteil
einer Sekunde, wenn das seinen Plänen entspricht. All unsere Widersacher,
sämtliche mordgierigen Kreaturen des Labyrinths – zu einer Streitmacht vereint,
die gegen mein Volk ins Feld ziehen. Wir werden untergehen.«
    Sie wollte
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