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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Ulf Schiewe
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Sinn, dass sie uns Normannen hasste und uns am liebsten die Pest an den Hals wünschte. Aber ihre nächsten Worte zerstreuten diese Zweifel wieder.
    »Ist Onfroi auch wirklich nichts geschehen?«, fragte sie, und in ihren Augen stand Besorgnis.
    »Nein, Herrin. Nicht einmal ein Kratzer. Obwohl wir viele Männer verloren haben.«
    »Und wie geht es …« Sie stockte, als wagte sie nicht, weiterzusprechen. Gleichzeitig breitete sich eine Röte über ihrem Antlitz aus. Ich glaubte zu verstehen.
    »Auch Robert geht es gut, Domina. Er hat sich den Unterarm gebrochen, das ist alles.«
    Sie sah mich lange aus ihren dunklen Augen an, als wäre ihr jetzt erst aufgegangen, dass ich um ihr Geheimnis wusste. Schließlich lächelte sie ein wenig, fast wie eine Verschwörerin. »Ich danke dir, Gilberto.«
    Woraufhin ich mich kurz verbeugte. »Graf Onfroi wünscht zu wissen, ob es Euch gutgeht. Und auch, ob es etwas zu vermelden gibt, denn ich werde bald zum Heer zurückkehren.«
    »Sag ihm, dass hier alles zum Besten steht. Dass es mir gutgeht und dass ich ihn zu seinem glorreichen Sieg beglückwünsche.«
    »Ich werde es ausrichten, Herrin«, erwiderte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Warte noch, es gibt noch etwas anderes zu vermelden.«
    Sie war einen Schritt näher getreten und fasste mich sanft am Arm. Sie schien verlegen. Und doch war ein Leuchten in ihre Augen getreten. »Berichte meinem Herrn Onfroi, dass ich sein Kind unterm Herzen trage.«
    Es verschlug mir für einen Augenblick die Sprache. »Er wird sehr glücklich sein, Domina«, stammelte ich. »Bestimmt sehr glücklich.«
    Sie nickte und drückte noch einmal meinen Arm.
    »Ich auch. Sag ihm das. Ich auch.«
    Es was ein herzerwärmender Augenblick zwischen uns.
    Ich räusperte mich. »Nun, dann geh ich jetzt lieber, Herrin. Möchtet Ihr auch eine Botschaft für Robert mitgeben?«
    Sie überlegte kurz. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ich wünsche ihm nur, dass er bald gesund wird.«
    Hatte sie sich endlich in ihr Schicksal ergeben, die Gemahlin eines Normannenfürsten zu sein? Ihre Schwangerschaft schien sie jedenfalls glücklich zu machen. Noch etwas verwirrt über dieses Gespräch stieg ich in den Burghof hinunter und betrat wenig später die Halle.
    Kaum hatte ich mich bei meinen Freunden niedergelassen, da war schon Maria an meiner Seite.
    »Da bist du ja endlich«, sagte sie und setzte sich neben mich. Sie hatte feucht glänzende Augen. »Die beiden Kerle hier …«, sie deutete auf Fulko und Thore, »… die drucksen nur rum. Ich will jetzt endlich wissen, was mit Reynard ist.«
    Ich musste schlucken und sah sie betroffen an. Aber dann fasste ich mir ein Herz. Es war besser, ihr reinen Wein einzuschenken.
    »Reynard ist ehrenhaft gefallen, Maria. Es tut mir leid.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie nickte, als hätte sie es längst geahnt. Schließlich wischte sie sich mit dem Handrücken die Tropfen von der Nase. »So ein Scheißkerl, mich allein zu lassen«, murmelte sie und griff nach Thores Becher, um ihn in einem Zug auszuleeren. »Das hat man davon, wenn man einen Soldaten liebt.«
    Ich stand auf. Was konnte man schon sagen, um sie zu trösten? »Ja, ich geh dann mal lieber.«
    Sie starrte mich aus nassen Augen an. »Wenn du dein Liebchen suchst, dann kannst du dir die Mühe sparen.«
    »Was?« Ich lachte verlegen, obwohl eine eisige Faust nach meinem Herzen griff.
    Maria nickte kummervoll. »Tut mir leid, mein Junge, aber sie ist auf und davon.«
    »Was soll das heißen?« Ich ließ mich wieder auf meinen Hocker fallen.
    »Du hast wohl rumgevögelt, wie ihr Kerle es gerne tut. Nur hat sie’s rausgefunden.« Thore und ich wechselten einen dunklen Blick miteinander. »Ich soll dir ausrichten, dass sie ein für alle Mal mit dir fertig ist. Du sollst dir vor allem nicht einfallen lassen, ihr nachzureiten. Besser, du kommst ihr nie mehr unter die Augen.«
    Ich war wie vom Donner gerührt. »Wo ist sie denn hin?«
    »Zurück nach Argentano. Alberada wird bald ihr Kind gebären, und da will sie zur Stelle sein. Zwei von Girards Wachen haben sie begleitet.«
    Mein Mund war trocken vor Schrecken. Ich hatte alles erwartet, nur nicht das. Oder doch? Im Stillen hatte mich stets die Unruhe geplagt, sie könnte es herausfinden. Und nun war es geschehen. Das war das Ende, denn Gerlaine war stur wie ein Esel, wenn sie sich erst einmal entschieden hatte.
    »Ich muss ihr nach«, krächzte ich verzweifelt.
    Fulko legte mir die Hand
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