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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung
Autoren: Andrzej Sapkowski
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du sowieso nicht. Ich bringe dich flussaufwärts, wir suchen uns ein Boot oder ein Floß.«
    »Die Nilfgaarder werden uns aufstöbern. Sie sind schon nahe. Hast du die Berittenen gesehen? Offensichtlich kommen sie direkt aus der Schlacht. Lass uns stromab reiten, auf die Inamündung zu.«
    »Hör auf zu krächzen. Wir schlagen uns durch, du wirst sehen. Flussab ziehen auch Menschenmassen, bei jeder Fähre wird es dasselbe sein wie hier, die Boote hat sich bestimmt auch schon jemand gegriffen. Wir reiten flussaufwärts, gegen den Strom, hab keine Angst, ich bring dich rüber, und wenn’s in einer Tonne ist.«
    »Das andere Ufer ist kaum zu sehen!«
    »Gib Ruhe. Ich hab gesagt, ich bringe dich rüber.«
    »Und du?«
    »Spring aufs Pferd. Wir können uns unterwegs unterhalten. He, zum Teufel, aber nicht mit diesem Sack! Willst du, dass Plötze sich das Rückgrat bricht?«
    »Das ist Plötze? Plötze war mittelbraun, und die hier ist kastanienbraun.«
    »Meine Pferde heißen alle Plötze. Das weißt du genau, also lenk nicht ab. Ich hab gesagt, weg mit dem Sack. Was hast du da drin, verdammt? Gold?«
    »Manuskripte! Gedichte! Und ein bisschen was zu beißen ...«
    »Schmeiß es in den Fluss. Du wirst neue Verse schreiben. Und mein Essen teil ich mit dir.«
    Rittersporn zog eine betrübte Miene, zögerte aber nicht lange, sondern warf mit Schwung das Säckchen ins Wasser. Er sprang in den Sattel, rutschte hin und her, bis er sich auf den Satteltaschen eingerichtet hatte, und hielt sich am Gürtel des Hexers fest.
    »Los, los«, drängte er unruhig. »Lass uns keine Zeit verlieren, Geralt, wir wollen im Wald sein, ehe ...«
    »Hör auf, Rittersporn, deine Panik überträgt sich schon auf Plötze.«
    »Spotte nicht. Wenn du gesehen hättest, was ich ...«
    »Sei still, verdammt. Wir reiten, ich möchte dich über den Fluss bringen, ehe es dunkel wird.«
    »Mich? Und du?«
    »Ich habe auf dieser Seite des Flusses zu tun.«
    »Du bist wohl närrisch, Geralt. Bist du lebensmüde? Was hast du zu tun?«
    »Geht dich nichts an. Ich reite nach Cintra.«
    »Nach Cintra? Cintra gibt’s nicht mehr.«
    »Was sagst du?«
    »Cintra gibt’s nicht mehr. Bloß einen rauchenden Trümmerhaufen. Die Nilfgaarder ...«
    »Steig ab, Rittersporn.«
    »Was?«
    »Steig ab!« Der Hexer wandte sich mit einem Ruck um. Der Troubadour blickte ihm ins Gesicht und rutschte vom Pferd herunter, wich einen Schritt zurück, stolperte.
    Geralt stieg langsam ab. Er warf der Stute die Zügel über den Kopf, stand einen Augenblick lang unentschlossen da, dann fuhr er sich mit dem Handschuh übers Gesicht. Er setzte sich an den Rand des Abhangs, unter einen ausladenden Hartriegel mit blutroten Zweigen.
    »Komm her, Rittersporn«, sagte er. »Setz dich. Und erzähl, was mit Cintra ist. Alles.«
    Der Dichter setzte sich.
    »Die Nilfgaarder sind über einen Gebirgspass dort eingefallen«, begann er nach einem kurzen Schweigen. »Zu Tausenden. Sie haben das Heer Cintras im Marnadal-Tal eingekreist. Es kam zur Schlacht, die einen ganzen Tag dauerte, vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Die von Cintra haben sich tapfer geschlagen, wurden aber dezimiert. Der König fiel, aber ihre Königin ...«
    »Calanthe.«
    »Ja. Die hat keine Panik aufkommen lassen, hat nicht zugelassen, dass sie sich zerstreuten, sondern wen immer sie konnte um sich und die Fahne geschart, sie haben sich durch die Umzingelung geschlagen, zum Fluss, auf die Stadt zu. Wer konnte.«
    »Und Calanthe?«
    »Hat mit einer Handvoll Ritter den Übergang über den Fluss, den Rückzug gedeckt. Es heißt, dass sie sich wie ein Mann geschlagen hat, sich wie wahnsinnig ins dichteste Getümmel gestürzt hat. Sie ist mit Piken aufgespießt worden, als sie das Nilfgaarder Fußvolk attackierte. Schwerverwundet wurde sie in die Stadt gebracht. Was ist in dieser Feldflasche, Geralt?«
    »Schnaps. Willst du?«
    »Klar.«
    »Red. Red weiter, Rittersporn. Alles.«
    »Die Stadt ist im Grunde nicht verteidigt worden, es gab keine Belagerung, da war niemand mehr, der auf den Mauern hätte stehen können. Die restlichen Ritter mit ihren Familien, der Adel und die Königin ... Sie haben sich im Schloss verschanzt. Die Nilfgaarder haben das Schloss einfach im Hineinmarschieren genommen, ihre Zauberer hatten das Tor und einen Teil der Mauer zu Staub zerfallen lassen. Nur der Bergfried hat sich verteidigt, der war offensichtlich magisch befestigt, denn er hat der Nilfgaarder Magie widerstanden. Trotzdem drangen die
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