Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
Novalicht von Elektronenblitzen und 10-kW-Fernsehscheinwerfern. Jack hat keine Ahnung, wozu sie dieses ganze Zeug brauchen – der Tag ist hell und warm, das Coulee Country zeigt sich von seiner besten Seite -, aber anscheinend wird es gebraucht. Das wird es offenbar immer. Wiederholt ruft jemand: »Hier drüben!« Sie werden auch mit Fragen bombardiert, die sie aber ignorieren. Kommt die Zeit, Fragen zu beantworten, werden sie es tun – so gut sie können -, aber vorerst sind sie von der Menge wie betäubt.
    Der Lärm beginnt bei den rund zweihundert Bürgern von French Landing, die auf Klappstühlen in einem mit Seilen abgesperrten Bereich unmittelbar vor dem Podium sitzen. Sie erheben sich, wobei sie teils klatschen, teils die Fäuste wie siegreiche Boxer in die Luft recken. Die Journalisten folgen ihrem Beispiel, und als unsere vier Freunde die Stufen zum Podium hinaufsteigen, wird das Gebrüll zu einem wilden Tosen. Wir sind bei ihnen, oben auf dem Podium bei ihnen, und Gott, wir sehen so viele bekannte Gesichter, die zu uns aufblicken. Da ist Morris Rosen, der Henry an unserem ersten Tag in French Landing die CD von Dirtysperm zugesteckt hat. Hinter ihm eine Abordnung aus der ehemaligen Seniorenresidenz Maxton: die wundervolle Alice Weathers ist von Elmer Jesperson, Ada Meyerhoff (in einem Rollstuhl), Flora Flostad und den Brüdern Boettcher, Hermie und Tom Tom, umgeben. Tansy Freneau, die etwas von der Rolle zu sein scheint, aber nicht mehr regelrecht verrückt wirkt, steht neben Lester Moon, der einen
Arm um sie gelegt hat. Arnold »Stablampe« Hrabowski, Tom Lund, Bobby Dulac und die übrigen Angehörigen von Dales Department sind aufgesprungen, tanzen herum und johlen wie die Wahnsinnigen. Und dort drüben – das ist Enid Purvis, die freundliche Nachbarin, die Fred an dem Tag in der Arbeit angerufen hat, als Judy endgültig durchgedreht hat. Wir sehen auch Rebecca Vilas, die in einem hoch geschlossenen Kleid fast nonnenhaft wirkt (aber … don’t cry for her, Argentina: Becky hat ein hübsches Sümmchen beiseite geschafft, vielen Dank auch). Begleitet wird sie von Butch Yerxa. Weit hinten in der Menge stehen William Strassner und Hubert Cantinaro, die wir besser als Kaiser Bill und Sonny kennen: beschämt herumlungernd, aber außerstande, dem Triumph ihrer Freunde fernzubleiben. Seht nur! Herb Roeper, der Jack immer die Haare schneidet, steht neben Buck Evitz, der ihm die Post bringt. So viele andere, die wir kennen und denen wir jetzt unter weniger als glücklichen Umständen Lebewohl sagen müssen. In der ersten Reihe hüpft Wendell Green herum wie eine Henne auf einem heißen Grill (weiß der Himmel, wie er in den abgesperrten Bereich gelangt ist, obwohl er nicht aus French Landing, sondern aus La Riviere kommt, aber er ist da) und fotografiert wie wild. Dabei rempelt er zweimal Henrys frühere Haushälterin Elvena Morton an. Beim dritten Rempler gibt sie ihm eine tüchtige Kopfnuss. Wendell scheint das kaum zu spüren. Sein Kopf hat während der Ermittlungen im Fall Fisherman kräftigere Püffe aushalten müssen. Und etwas abseits sehen wir noch jemanden stehen, den wir vielleicht erkennen oder auch nicht. Ein älterer, dunkelhäutiger Gentleman mit Sonnenbrille. Er sieht ein bisschen wie ein alter Bluessänger aus. Und er hat gewisse Ähnlichkeit mit einem Filmschauspieler namens Woody Strode.
    Der Beifall tost, ohne nachzulassen. Die Leute jubeln. Mützen werden in die Luft geworfen und segeln in der Sommerbrise herab. Die ganze Begrüßung selbst wird zu einer Art Wunder, zu einer Bestätigung, vielleicht sogar zu einer Akzeptierung der Kinder, von denen weithin angenommen wird, sie seien in irgendeiner mit dem Internet zusammenhängenden bizarren sexuellen Sklaverei gehalten worden. (Hängt nicht all dieses
abartige Zeug irgendwie mit dem Internet zusammen?) Und sie jubeln natürlich, weil der Albtraum vorüber ist. Der Butzemann ist tot, er ist im Garten hinter dem eigenen Haus, am Fuß einer prosaischen, jetzt atomisierten Aluminium-Wäschespinne gestorben, und ihnen kann nichts mehr passieren.
    O wie die Jubelrufe in diesen wenigen letzten Augenblicken von Jack Sawyers Leben auf dem Planeten Erde hallen! Am Flussufer werden Vögel aufgeschreckt, die auf der Suche nach einer ruhigeren Umgebung schnatternd in den Himmel aufflattern. Auf dem Fluss selbst antwortet ein Frachter auf den Jubel – oder stimmt vielleicht in ihn ein -, indem er die Sirene immer wieder ertönen lässt. Die Sirenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher