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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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Patriot William Wallace nach der Niederlage bei Falkirk angeblich von hier aus auf den sicheren Kontinent geflohen, und sein Erzfeind, der englische King Edward I., landete einmal mit seiner aus mehr als sechzig Schiffen bestehenden Flotte in Kirkcudbright. Deswegen hatte ich mir einen richtigen großen Hafen ausgemalt, doch der hier bestand praktisch nur aus einer Mauer am Fluss, an der Boote vertäut werden konnten. Schwerere Schiffe mussten in der Mitte des Flusses ankern.
    Die Kirche in meinem Rücken sagte mir nicht viel – von Ross wusste ich, dass sie im achtzehnten Jahrhundert erbaut worden war –, aber die Burg dahinter, Maclellans Castle, benannt nach meiner Familie, hatte Sophia mit Sicherheit schon gesehen. Ähnlich wie Slains war sie verfallen, nachdem man das Dach abgenommen hatte.
    Ross war mit mir um die Burg herumgegangen, um mir die über dem Tor eingemeißelten Wappen zu zeigen, die dem Laird und seiner zweiten Frau gehört hatten, mit der er offenbar sehr glücklich gewesen war. Was mich an die Geschichte in meinem Roman erinnerte.
    Ich musste Sophia dazu bringen, dass sie sich wie im richtigen Leben ein zweites Mal vermählte, konnte mir aber nicht vorstellen, wie sie mit einem anderen als John glücklich geworden war. Beim Schreiben, fürchtete ich, würde ich vielleicht feststellen, dass sie meinen Ahnen nur der Sicherheit wegen oder aus einem anderen praktischen Grund geheiratet hatte. Und sobald ich diese Lösung zu Papier gebracht hätte, könnte ich sie nicht mehr ändern, auch nicht, um Janes Wunsch nach einem Happy End zu befriedigen.
    Deshalb lief ich jetzt unruhig im Zimmer auf und ab und brachte einfach nicht die nötige Konzentration zum Schreiben auf.
    Als ich mich ins Bett legen wollte, begann plötzlich Sophia zu mir zu sprechen, Worte, die ich schon einmal von ihr gehört hatte, vor ihrer Abreise von Slains: Ich habe in Kirkcudbright nicht gelitten .
    Und ich musste ihr glauben.

 
      22  
     
    Nach dem ersten Monat hörte Sophia auf, die Tage zu zählen, denn sie waren sich zu ähnlich – alle ausgefüllt mit Gebeten, Arbeit und nüchternen Gesprächen. Nur die Sonntage unterschieden sich; Sophia empfand sie als besonders anstrengend: früh aufstehen, beten, zur Kirche, kurz nach Hause zu einem kargen Mahl aus Brot und Eiern, um zwei Uhr erneut in die Kirche, wo die Predigten dann den ganzen Nachmittag dauerten. Hinterher war sie viel zu müde, um das späte Abendessen zu genießen oder bewusst an den neuerlichen Gebeten und Gesängen teilzunehmen, bevor sie sich endlich ins Bett zurückziehen konnte.
    Bei der Countess of Erroll waren die Sonntage nach episkopaler Art verlaufen, mit einer Morgenmesse und einem Mittagsmahl, bei dem sich die Tafel bog, so dass sich alle nach dem Essen ausruhen mussten.
    An den Sonntagen dachte Sophia am häufigsten an Slains, obwohl die Kerrs, bei denen sie jetzt lebte, ausgesprochen nett zu ihr waren. Und so bemerkte Mrs. Kerr auch eines Sonntags, als Sophia ein besonders trauriges Gesicht machte: »Sie müssen unser Leben hier sehr trist finden. Soweit ich weiß, geht es im Haus des Earl of Erroll und seiner Mutter ziemlich lebhaft zu.«
    Sophia mochte Mrs. Kerr, eine Frau mit freundlichem Gesicht, die ungefähr zehn Jahre jünger als ihr Mann war. Mr. Kerr hatte ein angenehmes Wesen und gute Manieren, wirkte aber bisweilen etwas finster – genau wie seine Mutter, die gern ihre scharfe Zunge bewies und der Welt im Allgemeinen mit Missbilligung begegnete.
    »Vermutlich genießt Mistress Paterson die Ruhe nach dem Trubel in Slains«, bemerkte die Mutter nun.
    »Mutter«, rügte ihr Sohn sie.
    »Du weißt ganz genau, was ich von diesem albernen Gerede darüber halte, dass man den König zurückholen soll, und von denen, die das unterstützen wie du«, wies sie ihn zurecht. »Jetzt verspricht er, dass er sich nicht in religiöse Angelegenheiten einmischen wird, aber sobald er sich auf schottischem Boden befindet, sieht die Sache anders aus, das wirst du schon sehen. Papisten kann man nicht trauen.«
    Mr. Kerr erwiderte, er würde eher einem Papisten trauen als einem Engländer.
    »Wie du meinst«, sagte seine Mutter und wandte sich Sophia zu. »Wie stehen Sie dazu, Mistress Paterson?«
    Sophia, die schon drei Monate bei ihnen lebte, ließ sich nicht in die Falle locken. »Ich fürchte, ich kenne nicht viele Papisten und überhaupt keine Engländer.«
    »Dann können Sie sich glücklich schätzen«, erklärte Mr. Kerrs Mutter. »Aber
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