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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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können. Nein, ich bin fertig mit ihnen. Sie sind nicht viel anders als die braven Bürger, die sie verachten. Genau wie diese Bürger haben sie ihren Ehrenkodex, ihre Moralbegriffe und ihre standardisierten Ansichten. Zum Heulen langweilig!"
    Die Gräfin seufzte. „Ich will dir sagen, was dir fehlt, mein Kind. Du brauchst einen Mann. Keinen Liebhaber, über den du dich lustig machen kannst, sondern einen richtigen Ehemann. Du benötigst einen Aufgabenkreis, der dich ausfüllt. Kinder, Arbeit..."
    Clarissa hörte gar nicht zu. Um ihre Mundwinkel spielte ein eigenartiges Lächeln. Oder war es nur der Widerschein der Flammen, der rötlich zuckend über das junge, schöne Gesicht tanzte?
    „Ein Mann müßte kommen", wiederholte sie sinnend. „Ein gefährlicher Fremder! Ob mit oder ohne Maske ... es wäre ein prickelndes Gefühl, ihm unbewaffnet entgegenzutreten, es wäre aufregend, zu beobachten, wie man auf ihn wirkt, was mit seiner Stimme geschieht, und mit seinen Augen..."
    „Clarissa!" rief die Gräfin unwillig. „Ich mag es nicht, wenn du so sprichst!"
    Clarissa schwieg, aber das seltsame Lächeln blieb in ihren Mundwinkeln hocken. Die Gräfin schloß die Augen. Wider Willen versuchte sie sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn sich der groteske Wunsch der Tochter realisieren würde.
    „Ist hier noch nie eingebrochen worden?" fragte Clarissa sanft.
    Die Gräfin hob die Lider. „Hier? Nein, nicht daß ich wüßte."
    „Seltsam, nicht wahr? Das Schloß ist angefüllt mit enormen Werten. Denke doch nur an die Bilder! In unseren Tagen, wo jeder alte Schinken, wenn er nur signiert ist, auf den internationalen Kunstauktionen Rekordpreise erzielt, sollte man meinen, die Herren Einbrecher würden sich diesen Trend zunutze machen."
    „Du bist frivol, aber ahnungslos", erwiderte die Gräfin. „Was kann so ein Einbrecher schon mit einem Bild beginnen? Kein Diebesgut ist so schwer abzusetzen wie ein Gemälde. Es ist steckbrieflich genau erfaßbar."
    „Es muß nicht gerade ein Bild sein", meinte Clarissa verträumt. „Ich denke an deine kostbare Porzellansammlung... an deinen wertvollen Schmuck..."
    „Meinen Schmuck? Der ist im Safe!"
    „Wer hat den Schlüssel dazu?"
    „Ich natürlich!"
    „Wo bewahrst du ihn auf?"
    Die Gräfin strich mit einer Hand ärgerlich über die Kamelhaardecke, obwohl kein Fältchen darauf zu sehen war. „Aber das weißt du doch, Kind!"
    „Ja, ich weiß es. Er befindet sich im Deckel der goldenen Uhr, die du an einem Kettchen um den Hals trägst. Gut. Aber was willst du machen, wenn dich der Einbrecher unter Gewaltandrohung dazu auffordert, ihm den Schlüssel zu überlassen?"
    „Ich werde behaupten, daß er in London ist. Himmel, Clarissa! Was ist das für ein Gespräch? Ich muß schon sagen, daß du auf höchst absurde Ideen kommst. Wie sollte ein Einbrecher hier nach Ridden Cross gelangen? Der Ort hat nicht mal eine Bahnstation. Die Straße zum Schloß führt über zwanzig Meilen durch eine einsame Moor- und Waldgegend. Ehe man das Schloß erreicht, muß man die Ortschaft passieren. Das ist schlechthin unmöglich, ohne von dem einen oder anderen Einwohner gesehen zu werden. Hier ist jeder Fremde eine Sensation, das weißt du. Die Leute von Ridden Cross sind neugierig; sie würden sich jedes neue Gesicht genau einprägen. Nein, niemand, der sich mit bösen Absichten trägt, könnte es riskieren, nach hier zu kommen."
    „Weil er befürchten muß, gesehen zu werden? Liebe Mama, du glaubst doch nicht im Ernst, daß in dieser stürmischen, regendurchtobten Nacht auch nur ein Hund auf der Straße ist? Ein Wagen käme völlig unerkannt durchs Dorf . . . die Leute würden sich beim Ertönen des Motorengeräusches bestenfalls verblüfft fragen, wer um diese Zeit zum Schloß fahren mag. Das ist alles."
    „Du vergißt McCormick, den Dorfpolizisten", sagte die Gräfin. „Ich wette, er würde sich für den späten Besucher interessieren." Sie lächelte. „Wenn auch nur, um seine persönliche Neugier befriedigen zu können", fügte sie hinzu.
    „Ach, McCormick!" meinte Clarissa verächtlich. „Nicht einmal seine Neugier wäre stark genug, um ihn in dieser Nacht aus dem warmen Bett zu vertreiben."
    „Ich lehne es ab, noch weiter über dieses unerquickliche Thema zu sprechen", sagte die Gräfin mit leichter Schärfe. „Ich wünsche wirklich, du kämst einmal zu mir und brächtest es fertig, über erfreuliche Dinge zu reden. Man sollte meinen, du legst es darauf an, mich zu ängstigen. Geh
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