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Das schmutzige Spiel Kommissar

Das schmutzige Spiel Kommissar

Titel: Das schmutzige Spiel Kommissar
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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endlich schlafen, mein Kind."
    Clarissa warf einen Blick auf ihre kleine, von funkelnden Brillanten besetzte Armbanduhr. „Ich fürchte, in dieser unruhigen Nacht bekomme ich kein Auge zu", seufzte sie und hob das Kinn. „Hast du eigentlich eine Pistole im Haus?"
    „Was soll diese Frage?"
    „Mit einem Schießeisen unter dem Kopfkissen würde ich mich sicherer fühlen."
    Die Gräfin zögerte ein wenig, dann sagte sie: „Geh zum Sekretär. In der oberen linken Lade liegt ein Revolver."
    „Kann ich ihn haben?"
    „Natürlich. Ich brauche ihn nicht. Er liegt in dem Kasten, seitdem ihn Papa vor einigen Jahren hineingelegt hat. Nimm dich in acht, mein Kind. Er ist geladen."
    Clarissa trat an den Schreibsekretär und zog die Lade heraus. Sie lachte, als sie einen doppelläufigen, ziemlich schweren und altmodischen Trommelrevolver in die Hand nahm.
    „Was für ein Monstrum!" sagte sie. „Ich bin überzeugt, daß man damit Elefanten töten kann!"
    „Sei um Himmels willen vorsichtig, mein Kind!" warnte die Gräfin nervös. „Ich kann es kaum mit ansehen, wie du mit dem gefährlichen Ding umgehst."
    Clarissa schlenderte zur Tür. „Ich fühle mich wie ein echtes Cowgirl . . . furchtlos und abenteuerlustig! Aber in diesem alten Kasten passiert ja doch nichts. Nicht mal einen richtigen Schloßgeist haben wir! Gute Nacht, Mama . . . angenehme Ruhe!"
    „Gute Nacht, mein Kind."
    Die Tür schloß sich hinter dem Mädchen. Die Gräfin war wieder allein. Sie spürte, daß sich während des kurzen Besuches der Tochter ihr Pulsschlag beschleunigt hatte. Mein Herz ist nicht mehr das, was es einmal war, dachte sie. So ist es immer mit Clarissa. Sie bringt stets Aufregung mit sich. Langsam wurde die Gräfin ruhiger. Sie wollte aufstehen und ins Schlafzimmer gehen, aber die wohlige Wärme, die aus der Kamelhaardecke strömte, veranlaßte sie, noch einen Moment sitzen zu bleiben. Sie hörte auf das Knistern der Holzscheite und schloß die Augen. Dabei nickte sie ein. Als die Tür geöffnet wurde, schrak sie in die Höhe.
    „Was . . . was ist?" stammelte sie.
    Auf der Schwelle stand ein schwarz gekleideter, hochgewachsener Mann mit den ergeben-sauertöpfischen Zügen eines Domestiken. Es war der Butler John. „Bitte um Vergebung, Madame", sagte er. „Ich habe mehrere Male geklopft. Da ich keine Antwort hörte, meinte ich, die gnädige Frau hätte sich bereits zur Ruhe begeben. Haben gnädige Frau noch einen Wunsch? Soll ich noch ein paar Holzscheite nachlegen?"
    „Nein, danke, John. Geh nur schlafen. Ich ziehe mich auch gleich zurück."
    „Sehr wohl, Madame."
    John verbeugte sich artig und ging. Die Gräfin blickte auf die Uhr. Sie stellte fest, daß sie etwa eine halbe Stunde geschlafen hatte und zog die Decke von den Beinen. Sie stand auf und streckte sich. Sofort war ihr kühl. Sie faltete die Decke zusammen und legte sie beiseite. Dann nahm sie zwei Schlaftabletten aus dem Röhrchen und schluckte sie. Gerade als sie zur Tür gehen wollte, klopfte es.
    Das Klopfen war so leise, daß es in den anderen, vom Sturm erzeugten Geräuschen fast unterging. Die Gräfin legte erstaunt den Kopf zur Seite, um besser hören zu können. War sie das Opfer einer akustischen Täuschung geworden? Der Sturm ließ einen Moment nach. Wieder ertönte das leise Klopfen.
    „Herein!" rief die Gräfin und erschrak vor dem unnatürlichen Klang der eigenen Stimme.
    Empfand sie plötzlich Furcht? Wirkten noch immer die Worte der Tochter in ihr nach? Ich darf mich nicht ins Bockshorn jagen lassen, dachte sie. Ein Einbrecher klopft nicht an. Er arbeitet still und leise im Verborgenen.
    Die Tür öffnete sich. In ihrem Rahmen erschien ein ungewöhnlich großer und breitschultriger Mann. Er war mit einem Trenchcoat, bekleidet, trug jedoch keinen Hut. Sein gebräuntes Gesicht war gut geschnitten. Er hatte ein festes, energisches Kinn und dunkle, intelligente Augen. In ihren Tiefen schien freilich etwas Unwägbares zu schlummern . . . ein Ausdruck, der zwischen kaltem Spott und finsterer Drohung pendelte.
    Der Mann verbeugte sich. Dabei fing sich das Licht der Lampen in dem dichten schwarzen, glatt zurückgekämmten Haar. Als er sich wieder aufrichtete, sagte er:
    „Gestatten Sie . . . Berger, Ernest Berger! Ich bin glücklich, Sie zu so später Stunde noch anzutreffen."
    Seine Stimme war dunkel und angenehm . . . aber auch in ihr lag etwas Seltsames, eine fremde Strömung, die geheimnisvoll unter der polierten Oberfläche dahintrieb.
    „Berger?" murmelte
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