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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor
Autoren: Arthur Achleitner
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auf den Lippen entfernte sich Wurm.
    Im Salon forderte Senta nicht mehr und nicht weniger, als daß Theo sogleich mit Mama rede und deren Zustimmung zur
offiziellen Verlobung einhole. Im Weigerungsfalle werde Senta selbst mit Frau Tristner sprechen und ihre berechtigten
Ansprüche geltend zu machen wissen.
    »Ansprüche?« rief Theo.
    »Jawohl! Ich habe berechtigten Anspruch auf Ihre Hand! Sie sind verpflichtet, Ihr Wort einzulösen und mich
sofort zu heiraten. Sie haben mich kompromittiert, meinen guten Ruf geschädigt . . .«
    »Ich?«
    »Jawohl! Fragen Sie doch nicht so albern! Sie verkehrten in Triest und Wien mit mir bereits in einer Weise, die mich
zur Erwartung einer Werbung berechtigte! Sie drangen ohne weiteres in meine Stube . . .! Jedermann muß glauben,
daß wir Brautleute sind, ich bin nicht gewillt, auf die Ehe zu verzichten, und bestehe darauf!«
    »Ach was! Die paar Küsse! Mehr ist Ihnen nicht genommen worden!«
    »Sie irren, mein Herr, ich werde eine Entschädigung in Geld nicht annehmen; ich will Frau Tristner werden, ich
werde Sie zu zwingen wissen, und wenn ich es in die Welt hinausschreien müßte!«
    Theo hatte gehofft, mit einer Abfindungssumme die lästig gewordene Dame loszuwerden. Diese Hoffnung schien den
Anzeichen nach zu Wasser zu werden. Hilflos stand Theo vor der Dame, die ihm nun nichts weniger denn begehrenswert erschien,
und ratlos wußte er nicht, was er sagen sollte.
    »Erklären Sie sich, oder ich gehe sofort zu Ihrer Mutter!« kreischte Senta.
    Die Salontüre wurde geöffnet, Benedikte trat ein und sprach: »Die Herrschaften unterhalten sich sehr
lebhaft, wahrscheinlich über Florenz?«
    »Bitte, stören Sie unsre Auseinandersetzung nicht, Fräulein von Zankstein! Ich halte Abrechnung mit Herrn
Tristner!«
    »Ah! Sie wollen Ihre Rechnung gestellt haben? Belieben also abzureisen! O bitte, warten Sie doch bis morgen! Der
Aufenthalt hier ist ja doch für Sie kostenlos! Es hat also nichts auf sich, wenn Sie einen Tag zugeben!«
    Der spöttische Ton Benediktens reizte Senta, schon wollte sie scharf erwidern, da ward Theo abgerufen zum Empfang des
Amtsrichters Doktor Thein, der mit Gefolge in dringender Angelegenheit erschienen sei und im Büro bei Wurm warte.
    Fräulein Senta erbleichte und wollte den Salon verlassen.
    »Dageblieben!« rief Benedikte energisch, »die Abrechnung beginnt!«
    Mit jähem Sprung erreichte Senta die Flügeltüre, riß sie auf und flüchtete, bevor Benedikte
zugreifen konnte.
    Theo erstarb das Begrüßungswort auf der Zunge, als er Wurm gefesselt im Büro erblickte.
    Dienstlich erklärte Doktor Thein: »Ihr Verwalter Beda Wurm recte Wurmdobler ist soeben verhaftet worden und
wird an das Strafgericht in München ausgeliefert.«
    »Verhaftet? Weshalb?« stotterte Theo.
    »Steckbrieflich verfolgt als Falschspieler, Hochstapler, Urkundenfälscher und dergleichen mehr! Geben Sie die
Papiere Wurmdoblers heraus!«
    Als Theo diese Papiere dem Richter überreicht hatte, prüfte Doktor Thein hauptsächlich das Zeugnis und
eröffnete dem völlig verblüfften Schloßherrn, daß dieses Zeugnis gefälscht sei.
    »Nicht möglich!« rief Theo überrascht aus.
    Der Amtsrichter ließ Wurm unter Bedeckung zweier Beamter in Zivil nach Landsberg bringen und sprach zu Theo in
dessen Privatbüro: »Hätten Sie mir das Zeugnis gleich nach Einlauf gezeigt, würde das Engagement dieses
Fälschers wohl nicht erfolgt sein. Und nun eine andere Frage! Wie hieß die frühere, verstorbene
Gesellschafterin Eugenie mit dem Vatersnamen? Mir ist der Name nicht recht geläufig!«
    »Dobler!«
    »Stimmt! Er nannte sich kurzweg Wurm, sie wählte den zweiten Teil des Namens ›Dobler‹, beide
werden Wurmdobler geheißen haben, verheiratet gewesen sein. Wahrscheinlich war die arme Eugenie sehr unglücklich
darüber, an einen notorischen Verbrecher gekettet zu sein. Als die arme Eugenie merkte, daß ihr Lump von Gatten
sich hier einnisten werde, hat sie, so folgere ich, lieber den Tod einer unvermeidlichen Entlarvung und Kompromittierung
vorgezogen.«
    »Die arme Eugenie!«
    »Und nun zu der Kusine des Herrn Wurmdobler!« rief Doktor Thein und faßte den erblassenden
Schloßherrn scharf ins Auge.
    »Ist Fräulein Senta auch . . .?« stammelt Theo.
    »Der Staatsanwalt in München interessiert sich lebhaft für die Dame mit dem kostbaren Namen!«
    Theo wagte nicht mehr zu fragen, ein Chaos unangenehmer Empfindungen wogte in seiner Brust.
    »Wissen Sie, was das sonderbare Wort
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