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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
Autoren: Charles Bukowski
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Schatz, komm doch rein!« Main Street. East 5th. Bunker Hill. Stinklöcher Amerikas.
    Nirgends etwas, das sich lohnte. Ich betrat eine Penny Arcade, lief herum, sah mir die
Spielautomaten an, doch ich hatte keine Lust auf ein Spiel. Dann sah ich einen
Marinesoldaten. Er stand an einem Flipper und ruckelte ihn mit beiden Händen, um die Kugel
zu lenken. Ich ging hin, packte ihn hinten am Kragen und am Gürtel.
»Becker! Ich verlange eine Revanche!«
Ich ließ ihn los, und er drehte sich um.
»Nee«, sagte er, »nichts zu machen.«
»Wetten, dass ich dir zwei von drei Spielen abnehme?«
»Quatsch«, sagte er. »Ich lad dich zu einem Drink ein.«
Wir verließen den Spielsalon und gingen die Main Street entlang. Aus einer der Kneipen rief
eine Animierdame heraus: »He, Soldat, komm rein!«
Becker blieb stehen. »Ich geh rein«, sagte er.
    »Komm«, sagte ich, »das sind doch Kakerlaken in Menschengestalt.« »Ich hab grade meinen Sold kassiert.«
    »Die Girls trinken Tee, und dir tun sie Wasser in deine Drinks. Alles kostet das Doppelte, und
das Girl kriegst du hinterher nicht mehr zu sehen.«
»Ich geh rein.«
    Becker ging hinein. Einer der besten unveröffentlichten Autoren Amerikas, todesmutig und in vollem Wichs. Ich folgte ihm. Er ging zu einer der beiden Bardamen und sprach sie an. Sie zog den Rock hoch, schlenkerte ihre Stöckelschuhe und lachte. Sie gingen nach hinten und setzten sich in eine Nische. Der Barkeeper kam hinter dem Tresen hervor, um ihre Bestellung aufzunehmen. Das andere Girl an der Bar sah mich an. »Hey, Honey, willst du nicht auch ein bißchen rumspielen?«
    »Yeah, aber nur wenn’s nach meinen Spielregeln geht.« »Hast du Angst? Oder bist du schwul?«
    »Sowohl als auch«, sagte ich und setzte mich ans andere Ende der Bar.
    Zwischen uns saß einer, der den Kopf auf dem Tresen hatte. Seine Brieftasche war weg. Wenn er aufwachte und sich beschwerte, würde ihn der Barkeeper an die Luft setzen oder die Polizei rufen.
    Der Barmann bediente Becker und das Girl, ging wieder hinter den Tresen und kam zu mir
nach hinten.
»Yeah?«
»Nichts.«
»So? Was wollen Sie dann hier drin?«
»Ich warte auf meinen Freund«, sagte ich und nickte zur Nische hinüber.
»Wer hier sitzen will, muss was trinken.«
»Okay. Wasser.«
Er ging weg, kam mit einem Glas Wasser zurück und stellte es vor mich hin.
»Zwei Bits.«
Ich schob ihm 25 Cents hin.
»Der ist entweder schwul, oder er traut sich nicht«, sagte das Girl an der Bar zu ihm.
Der Barkeeper sagte nichts. Nach einer Weile machte ihm Becker ein Zeichen, und er ging hin
und nahm eine weitere Bestellung auf.
Das Girl sah mich an. »Wieso bist du nicht in Uniform?«
»Ich lauf nicht gern rum wie alle anderen.«
»Hat das nicht noch andere Gründe?«
»Die anderen Gründe gehn nur mich was an.«
»Ach leck mich doch«, sagte sie.
    Der Barkeeper kam wieder an. »Sie brauchen noch was zu trinken.« »Okay«, sagte ich und schob ihm nochmals 25 Cents hin.
    Dann war ich mit Becker wieder draußen, und wir gingen weiter die Main Street entlang. »Wie war’s?« fragte ich ihn.
    »Tja, zwei Runden Drinks, und der Tisch hat extra gekostet - zweiunddreißig Dollar, alles in allem.« »Mein Gott, davon könnt’ ich mich zwei Wochen besaufen.«
    »Sie hat mir unterm Tisch an den Schwanz gelangt und dran gefummelt.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Nichts. Sie hat mir nur am Schwanz gefummelt.«
    »Den würd ich mir lieber selber fummeln und die zweiunddreißig Dollar behalten.« »Aber sie war so schön.«
    »Menschenskind, ich lauf hier im Gleichschritt mit einem Vollidioten durch die Gegend!« »Eines Tages werde ich über alles schreiben. Es wird in den Bibliotheken im Regal stehen: BECKER. Unter >B< steht noch nicht viel. Die brauchen Verstärkung.« »Du redest mir zuviel von Literatur.«
    In der Nähe des Busbahnhofs fanden wir eine Bar, die kein Nepplokal war. Es gab nur den
Barkeeper und fünf oder sechs Touristen. Alles Männer. Wir setzten uns.
»Geht auf meine Rechnung«, sagte Becker.
»Eastside. In der Flasche.«
    Becker bestellte zwei. Dann sah er mich an. »Komm schon, sei ein Mann, geh zum Militär. Melde dich zu den Ledernacken.« »Ich finde es nicht aufregend, ein Mann sein zu wollen.«
    »Aber du prügelst dich anscheinend ständig mit irgendeinem rum.«
    »Das mach ich nur zum Zeitvertreib.« »Lass dich doch anwerben. Dann hast du später was, worüber du schreiben kannst.« »Becker, es gibt immer etwas, über das man schreiben kann.«
    »Was willst du
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