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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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allerhöchstens mal unter einem eiskalten Wasserfall gestanden.
    »Duschen, glaube ich.«
    »Aber darf ich Ihnen vielleicht zuvor etwas Kaffee einschenken?« fragte Richard.
    Darfst du, Richard, wenn es dir soviel bedeutet. »Bitte«, sagte Neal.
    Richard holte eine schwere, beigefarbene Tasse samt Untertasse hervor und goß vorsichtig Kaffee ein. »Milch und Zucker?« fragte er.
    »Weder noch.«
    »Gut«, verkündete Richard. »Sie haben das Beverly-Breakfast gewählt: Kaffee, Grapefruit-Saft, Rührei mit Speck und ein Körbchen mit einer Auswahl von Vollkorntoast, Muffins, Croissants und Plundergebäck. Das lasse ich hier auf der Wärmeplatte stehen, also seien Sie bitte sehr vorsichtig, wenn Sie’s herausnehmen, okay?«
    »Okay.«
    Richard legte zwei gefaltete Zeitungen ans Fußende des Bettes. »L. A. Times, New York Times…«
    Gott möge es dir vergelten, Richard.
    »… und wenn Sie noch etwas wünschen, dann rufen Sie mich bitte und lassen Sie es mich wissen. Und jetzt, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, hier zu unterschreiben…«
    Richard trat neben das Bett und hielt ihm einen Zettel und einen Stift hin. Neal unterschrieb, fügte ein Trinkgeld zu den ohnehin schon horrenden Dienstleistungskosten hinzu und gab alles zurück.
    »Darf ich eine Frage stellen, Richard?«
    »Natürlich, Sir.«
    »Wo bin ich?«
    Richard zögerte nicht. Er war daran gewöhnt, an vielen »Morgen danach« das Frühstück zu servieren.
    »Im Beverly Hilton, Sir.«
    »Weiter.«
    »Beverly Hills … Los Angeles…«
    »Ja?«
    »Kalifornien.«
    »Noch weiter, Richard, ich möchte noch mehr wissen.«
    »In den Vereinigten Staaten…«
    »Von…«
    »Amerika, Sir.«
    »Wunderbar, Richard.«
    »Erstaunlich, Sir.«
    Allerdings erstaunlich, dachte Neal, als er seinen ersten
    Schluck Kaffee nahm. Schwarzen Kaffee, starken Kaffee. Seine Koffeinsucht kehrte zu ihm zurück wie ein lange vergessener Freund.
    Richard ging. Neal nahm seine Kaffeetasse mit in ein Badezimmer, das größer war als seine Zelle in China. Er betrachtete das Telefon an der Wand, leicht zu greifen vom Klo aus. Er entschied, daß die Leute, die hier abstiegen, sehr geschäftig sein mußten. Er drehte die Dusche an und genoß den Duft sauberen, heißen Wassers. Er öffnete die kleine Pappschachtel mit Designer-Seife, nahm sich außerdem eine kleine Flasche Designer-Shampoo und trat unter die Dusche.
    Er wusch sich mit der Seife, schäumte sich das Haar mit dem Shampoo ein, dann stand er bestimmt fünf Minuten länger als nötig unter dem dampfend heißen Strahl. In China hatte er einmal die Woche in einer Wanne halb voll mit lauwarmem Wasser baden dürfen, das vor ihm mindestens drei andere Männer benutzt hatten. Folglich war diese Dusche ein kleines Wunder.
    Zögernd verließ er sie, nur angelockt durch den Kaffeeduft, die Vorstellung von Rührei und Speck und den Zeitungen. Er fand in dem Schrank einen weißen Bademantel, schlüpfte hinein, ging zurück ins Wohnzimmer, um sein Frühstück zu inspizieren.
    Joe Graham mampfte seinen Toast.
    »Wie bist du hier reingekommen?« fragte Neal.
    »Könnte mich daran gewöhnen«, murmelte Graham. »Sehr sauber hier. Ich hab’ einen Extraschlüssel von der Rezeption bekommen. Soll ich dir nachgießen?«
    Neal hielt seine Tasse hin, Graham füllte sie auf.
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich auch was esse, oder?« fragte Neal.
    »Vorsichtig mit den Tellern, sie sind heiß. Und du hast da eine schöne Auswahl an Croissants, Plundergebäck und Muffins.«
    Neal holte einen heißen Teller aus dem Warmhaltebereich des Servierwagens, stellte ihn auf den Tisch, hob dann die Abdeckung. Alleine der Geruch ließ ihn beinahe weinen. Immerhin hatte er die letzten paar Jahre Reissuppe zum Frühstück gegessen, außer an Feiertagen, wenn man ihm erlaubt hatte, Erdnüsse hinzuzufügen.
    »Ist dein Speck schön kroß?« fragte Graham. »Meiner war’s.«
    Neal schob sich eine Scheibe Speck in den Mund. Es knackte zwischen seinen Zähnen. »Davon hab’ ich lange geträumt«, sagte er.
    »Du bist krank im Kopf.«
    Neal nahm sich ein einfaches Croissant, verstrich ein bißchen ungesalzene Butter darauf, biß ab und versank dann andächtig im Rest seines Frühstücks. Er schaute nicht auf, bis auf dem Teller nur noch ein winziges bißchen Fett schimmerte.
    Joe Graham sah ihm beeindruckt zu.
    »Du ißt, als wärst du zum Tode verurteilt«, sagte er.
    »Laß mich mal nach den Plundertaschen schauen.«
    Neal nahm sich eine mit Aprikosen
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