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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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zurückverwandelt hatte in einen bloßen Haufen Papier. Wenn sie sich nicht auf dem Hinweg über die Bar der Limousine hermachten, dann mit Sicherheit auf dem Rückweg.
    Neal entdeckte das große HOLLYWOOD-Zeichen auf dem Berg hinter dem Studio. Es kam ihm hier unwirklicher vor als im Fernsehen oder in den Filmen, aber vielleicht sollte das so sein. Er folgte Joe Graham in das Gebäude 28.
    Er hatte das polierte, plüschige Ambiente eines typischen Hollywood-Moguls erwartet, aber er wurde enttäuscht. Die Wishbone Studios waren ganz auf Effizienz ausgerichtet. Ein Metallschreibtisch definierte den kleinen Empfangsbereich. Poster von Wishbones neuesten Filmen hingen an den Wänden, die mit billiger blauer Industriefarbe gestrichen waren. Der gelbe Teppich war abgetreten. Eine kleine Couch, ein paar Stühle und ein Kaffeetisch voller Fachzeitschriften bildeten dem Schreibtisch gegenüber das Wartezimmer. Auf der anderen Seite der Rezeption konnten sie durch eine offenstehende Tür in eine kleine Küche schauen, wo eine Braun-Kaffeemaschine ihr bestes gab, um die Bedürfnisse der chronisch Unterkoffeinierten zu befriedigen.
    Graham trat an den Tisch heran.
    »Joseph Graham und Neal Carey für Anne Kelley.«
    Die Empfangsdame sah aus, als gehöre sie in einen Sonnenmilch-Werbespot, wirkte aber bemerkenswert glücklich, hinter ihrem Tisch zu sitzen. Sie schaute in den Terminkalender.
    »Stimmt, sie sind Nummer elf. Ich sag’ ihr, daß sie da sind.«
    Sie nahm den Telefonhörer ab. Ohne damit aufzuhören, Graham strahlend anzulächeln, sagte sie: »Jim, Annes elf ist hier.«
    »Bitte setzen Sie sich. Es wird Sie gleich jemand abholen«, sagte sie dann zu Graham. Graham setzte sich Neal gegenüber, der es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht hatte und eine Ausgabe von Film Weekly durchsah.
    »Joseph?«
    »Schnauze.«
    »Ja, Joseph.«
    Ein großer, dünner junger Mann kam durch den Flur in die Rezeption geeilt. Er trug ein offenes weißes Hemd, Jeans, makellose Tennisschuhe. Kalifornien-blondes Haar, breites Lächeln.
    »Ich bin Jim Collier, Annes Assistent.«
    Er bot Graham seine Hand, zögerte nur einen Augenblick, als er den künstlichen Arm sah.
    »Ich bin Joe Graham, das ist Neal Carey.«
    »Neal, hallo, willkommen. Kommen Sie mit. Anne hat jetzt Zeit für Sie.«
    Toll, dachte Neal. Aber habe ich auch Zeit für sie?
    Sie gingen durch einen schmalen Flur bis zu einem Zimmer, auf dessen Tür schlicht KELLEY stand.
    Anne Kelley saß hinter einem großen Tisch, auf dem sich Bücher und Drehbücher stapelten. Auch auf dem Büroboden lagen Papierstapel, Bücher, Zeitschriften und Filmspulen. Der unvermeidliche Couchtisch war über und über mit Papier bedeckt, ebenso Stühle und Sofa. Überall standen Aschenbecher herum, und sie quollen alle über. Neal fragte sich, ob eine gründliche Durchsuchung dieses Zimmers nicht vielleicht den vermißten Cody McCall herbeizaubern würde.
    Anne Kelley telefonierte, und sie sah nicht glücklich dabei aus. Die herabgezogenen Mundwinkel ließen ihr schmales Gesicht noch länger erscheinen. Ihr kurzes Haar war nicht richtig blond, nicht silbern, nicht braun, weder gekämmt noch gebürstet. Sie trug ein Seidenhemd unter einer Jeansjacke. Die Zigarette in ihrem Mundwinkel dampfte wie ein Fabrikschornstein.
    »Ist mir egal«, schnauzte sie in den Hörer. »Ist mir egal … soll sie doch … wunderbar. Wir suchen uns jemand anders.«
    Sie legte auf, sog an ihrer Kippe, drückte sie dann aus.
    »Würdest du mir einen Riesengefallen tun und mir eine Pepsi Light holen?« fragte sie Collier. »Wollt ihr Jungs auch was?«
    Eine Sauerstofflasche, dachte Neal.
    Einen Staubsauger, dachte Graham.
    Sie schüttelten die Köpfe.
    Jim Collier sprang auf, um die Pepsi zu holen. Anne kam um ihren Tisch herum und gab Neal und Graham die Hand.
    »Ich bin Anne Kelley, kreative Leiterin.«
    Auch ein netter Job, dachte Neal.
    Anne ließ sich ihnen gegenüber auf einen Stuhl fallen, den Couchtisch dazwischen. »Ihr habt doch nichts dagegen, daß wir erst anfangen, wenn meine Pepsi da ist, oder?«
    Lady, ich hab’ nichts dagegen, wenn wir überhaupt nicht anfangen, dachte Neal.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte Graham.
    Jim kam mit der Cola zurück, öffnete sie, gab sie Anne und nahm auf einem Stuhl in der Ecke Platz. Er klappte einen Block auf und hielt einen Stift in der Hand, bereit, alles aufzuschreiben.
    Für den Fall, daß Anne etwas Kreatives sagt, mutmaßte Neal.
    Anne nahm einen großen Schluck aus
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