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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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Wüstenblumen in den Wohnwagen, nahm sie auf lange Ausritte mit, nannte sie überall (außer im Bett) »Ma’am«, und eines Nachmittags sprangen sie in seinen Pick-up, fuhren nach Vegas, marschierten in eine dieser lächerlichen Kapellen und heirateten tatsächlich.
    Sie wurde augenblicklich schwanger, vielleicht sogar in jener Nacht. Sie drehten zu Ende, und sie fuhr mit einem fertigen Film, einem werdenden Baby und einem frischgebackenen Ehemann zurück nach L. A.. Anne war endlich glücklich.
    Sie wollten das Baby »Shane« nennen, nach ihrem Lieblingsfilm, aber das schien dann doch ein bißchen zu dick aufgetragen. Also einigten sie sich auf etwas beinahe ebenso Gutes. Cody war ein Goldjunge, mit dem kraftvollen guten Aussehen seines Dads und der sanften Schönheit seiner Mutter, und sie liebten ihn beide abgöttisch.
    Der Film kam wenig später heraus und wurde ein Hit, und sie kauften sich ein Haus in Malibu.
    Aber irgendwie wurde der Film zum letzten großen Western, zum nostalgischen Abschied von einem klassischen Genre. Das passierte auf diese komische Hollywood-Art, wo jeder wiederholte, was alle anderen sagen. Wenig später waren die einzigen Pferde in Filmen diejenigen, die Kutschen durch den Central Park zogen, und Harley McCall hatte viel zuviel freie Zeit.
    In Malibu gab es für einen Cowboy einfach nicht viel zu tun.
    Ein Weilchen glaubten sie, daß er bei Wishbone eine große Hilfe sein könnte, frischer Blick, ehrliche Meinung, sowas in der Art. Aber er wählte die schlimmsten Projekte aus – unverfilmbare Bücher, Remakes von alten Flops, Stories, die sich Autoren ausgedacht hatten, mit denen er Biertrinken ging … Es funktionierte einfach nicht.
    Und zu ihrem großen Unglück stellte sie fest, daß West-Hollywood sich deutlich vom Wilden Westen unterschied und daß all das, was ihr draußen in der Wüste so neu und erregend erschienen war, schon bald auf den Gartenparties, den Studio-Meetings und den Premieren angestaubt und zermürbend wirkte. Und obwohl sie anfangs mit Stolz gesagt hatte: »Harley redet nicht viel«, trug sie es nun immer häufiger als Entschuldigung vor, insbesondere nachdem Harleys Schweigen sich von stummer Zufriedenheit in dumpfe Verzweiflung gewandelt hatte.
    Für einen Cowboy gab es in Malibu einfach nicht viel zu tun.
    Aber was er tun konnte, tat er. Er begann, Bier zum Frühstück zu trinken. Er bekam heraus, daß ein oder zwei Joints den Nachmittag lockerer vergehen ließen und daß er sich bei Pokerspielen mit hohen Einsätzen wieder männlich fühlen konnte, egal, ob er gewann oder verlor. Meistens verlor er.
    Und dann waren da die Frauen. Keine ihrer Freundinnen, Gott sei Dank, oder ihrer Konkurrentinnen, statt dessen aber die Möchtegern-Starlets und Country-Sängerinnen, die ihn witzig und gutaussehend fanden und die am Nachmittag auch nichts vorhatten.
    Sie hörte natürlich davon – Los Angeles ist eine kleine Großstadt –, und sie war überrascht und schämte sich ein wenig, daß sie erleichtert war. Sie fand ihn nicht mehr witzig, so gut sah er nun auch nicht aus, und sie hatte am Nachmittag zuviel zu tun, um sich auszudenken, womit er sich beschäftigen könnte.
    Aber er kümmerte sich immer wunderbar um das Kind. Mit dem kleinen Cowboy war er immer zärtlich. Er machte sich Sorgen, daß der Junge »in dieser Atmosphäre«, wie er es zu ihrem Ärger nannte, aufwuchs. Machte sich über die Werte hier Sorgen. Redete davon, daß sie sich irgendwo eine kleine Ranch suchen, im Sommer dort hinfahren sollten, um dem Jungen beizubringen, wie man reitet und mit dem Lasso umgeht – er sollte zur Abwechslung mal ein bißchen frische Luft schnuppern. Harley trank immer mehr, rauchte immer mehr.
    Schließlich hatte er sich auch selber satt. Er erwachte eines Morgens, steckte den Korken auf die Flasche, schenkte sein Geld einem pleite gegangenen Surfer, ging zu seinem Mädchen und bat es, mit ihm zu kommen. Das Spielzeughaus am Strand zu verkaufen, eine Ranch zu erwerben, ehrlich zu arbeiten und im wirklichen Leben zu leben.
    Sie versicherte ihm, daß ihr Leben durchaus wirklich sei, besten Dank, aber wenn er das Gefühl hätte, das mußte er tun, dann sollte er es besser auch tun. Mittlerweile hatte sich ihre Ehe sowieso schon weitgehend erledigt.
    Was sich nicht erledigt hatte – was sich nie erledigen würde – war die Tatsache, daß Harley McCall ein Kind hatte, einen Sohn, den er mehr als alles andere liebte. Mehr als die weite Prärie, mehr als den blauen
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