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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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könnte, sich an sie zu wenden, fiel ihr Blick auf das Heer, und sie schwankte wieder, was sie nun tun sollte. Selbst aus der Ferne wirkte dieses Heer, das aus Dubhlinn abzog, geschlagen. Welche Hoffnungen konnte sie hegen, Beaton zu schlagen, wenn selbst ein Heer kampferprobter Ritter mit all ihren Waffen und Rüstungen es nicht schaffte? Doch rasch schüttelte Maldie ihre Selbstzweifel ab. Weniger leicht fiel es ihr, die Zweifel an den Männern abzuschütteln, die da auf sie zugestolpert kamen. Was konnten sie ihr nützen, wenn Beaton sie besiegt hatte? Als sie nahe genug waren, dass Maldie das Leid, die Erschöpfung und den Schmerz auf den schmutzstarrenden Gesichtern erkennen konnte, wusste sie, dass sie sich jetzt entscheiden musste.
    Ein Verbündeter war besser als keiner, auch wenn er einmal geschlagen worden war, sagte sie sich und stand langsam auf. Vielleicht wussten diese Männer ja etwas, was sie noch nicht wusste und was ihr helfen würde, ihr Ziel zu erreichen: Beatons Tod. Vorausgesetzt natürlich, sie käme nicht vorher selbst ums Leben … Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie jetzt nicht ihren eigenen Tod provozierte, dann trat sie beherzt auf die Straße.

2
    Maldie hoffte inständig, dass der große, dunkle Ritter, der vor ihr stehen blieb und sie misstrauisch beäugte, nicht hörte, wie rasch und heftig ihr Herz klopfte. Immerhin machte er keinen bedrohlichen Schritt auf sie zu. Sie fasste neuen Mut. Als sie aus dem dichten, beschützenden Buschwerk getreten war und sich vor das geschlagene Heer gestellt hatte, schien ihr die Aussicht auf ein paar Verbündete einen solchen Schritt wert zu sein. Jetzt aber, als sie direkt vor den Männern stand und ihre abweisenden Mienen und ihre schlamm- und blutverkrustete Kleidung musterte, war sie sich nicht mehr so sicher. Schlimmer noch, sie war sich nicht mehr sicher, ob sie ihnen erklären könnte, woher sie so plötzlich aufgetaucht war, ganz allein auf der Straße nach Dubhlinn, und ob sie ihnen ihre düsteren Rachepläne enthüllen sollte. Diese Männer waren Krieger, sie aber hatte keine Schlacht im Sinn, sondern einen kaltblütigen Mord.
    »Könntest du mir vielleicht erklären, was ein schmales junges Ding wie du hier zu suchen hat?«, fragte Balfour, der sich gewaltsam von ihren weit aufgerissenen, dunkelgrünen Augen losreißen musste.
    »Vielleicht wollte ich mir ja nur mal ansehen, wie schlimm Euch der alte Beaton zugesetzt hat«, entgegnete Maldie. Beunruhigt fragte sie sich, was dieser breitschultrige, dunkeläugige Mann an sich hatte, dass sie ihm eine solch unverschämte Antwort gab.
    »Jawohl, der Schurke hat die Schlacht gewonnen.« Balfours tiefe Stimme klang rau und kalt vor Wut. »Gehörst du zu dem Gesindel, das die Taschen der Toten ausplündert? Wenn ja, dann tritt beiseite und scher dich weg!«
    Sie beschloss, die Beleidigung zu ignorieren, schließlich hatte sie es sich selbst zuzuschreiben, weil sie ihre Worte so schlecht gewählt hatte. »Mein Name ist Maldie Kirkcaldy, und ich komme aus Dundee.«
    »Das ist aber ganz schön weit weg! Was führt dich an diesen verfluchten Ort?«
    »Ich bin auf der Suche nach ein paar Verwandten.«
    »Wen? Vielleicht kenne ich sie und kann dir helfen.«
    »Das ist sehr freundlich von Euch, aber ich glaube nicht, dass Ihr mir helfen könnt. Meine Verwandten haben wenig Anlass, einen hochwohlgeborenen Herrn wie Euch zu kennen.« Bevor er sie zu einer ausführlicheren Erklärung drängen konnte, wandte sie sich dem Mann auf der Bahre zu. »Euer Begleiter sieht aus, als sei er böse verletzt worden, Sir. Vielleicht kann ich Euch helfen.« Sie trat näher an den Verwundeten, ohne auf den großen Ritter zu achten, der sich anschickte, ihr in den Weg zu treten. »Es ist keine eitle Prahlerei, wenn ich behaupte, großes Geschick im Heilen zu besitzen.«
    Die feste Zuversicht in ihren Worten veranlasste Balfour, die junge Frau gewähren zu lassen. Doch er beobachtete sie düster. Es passte ihm gar nicht, dass er sich von einer Frau derart rasch hatte umstimmen lassen. Auch war es nicht besonders klug, einer völlig fremden Person so schnell zu vertrauen. Sie war schön, daran bestand kein Zweifel, von ihrer wilden, rabenschwarzen Mähne hin zu den kleinen, in Stiefeln steckenden Füßen; doch er ermahnte sich, sich von einem hübschen Gesicht nicht um den Verstand bringen zu lassen. Er stellte sich ihr gegenüber neben Nigels Bahre und ließ die kleine Frau nicht aus den Augen, die ihre Röcke
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