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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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und endlich den Mund aufmachte.
    »Beaton braucht einen Sohn«, meinte Nigel endlich. Die Kälte in seiner Stimme war der einzige Hinweis auf seine Wut.
    »Er hat Eric vor langer Zeit ausgesetzt«, wandte Balfour ein und bedeutete James, sich zu ihnen zu setzen.
    »Stimmt. Aber damals dachte er bestimmt, er habe noch viel Zeit, einen Sohn zu zeugen. Doch das hat er nie geschafft. In Schottland wimmelt es von seinen Töchtern, Kinder, die ihm seine Frauen, seine Geliebten, seine Huren und arme, unwillige junge Mädchen geboren haben, die das Pech hatten, in seine Reichweite zu gelangen.«
    James nickte langsam und fuhr sich nachdenklich durch sein bereits ergrauendes schwarzes Haar. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass es um die Gesundheit des Mannes nicht allzu gut bestellt ist.«
    »Der Mann klopft an die Tür des Todes!«, entgegnete Nigel gedehnt. »Seine Verwandten, seine Feinde und seine nächsten Nachbarn rücken ihm auf den Pelz. Bislang hat er noch niemanden zu seinem Erben bestimmt. Wahrscheinlich hat er davor Angst, denn dieser Mann würde seinen Tod bestimmt beschleunigen. Die Wölfe heulen vor seinen Toren, und er versucht mit aller Macht, sie draußen zu halten.«
    »Als er Eric seinem traurigen Schicksal auf dem Hügel überließ, gab er aller Welt zu verstehen, dass er nicht glaubte, das Kind sei von ihm«, meinte Balfour.
    »Eric ähnelt seiner Mutter mehr als seinem Vater. Beaton könnte Anspruch auf ihn erheben. Ihm würden zwar nur wenige glauben, aber niemand könnte etwas dagegen tun, denn schließlich hat Beatons Gemahlin das Kind zur Welt gebracht. Mit irgendeinem Lügenmärchen über blinde Eifersucht könnte er erklären, warum er damals behauptet hat, dass unser Vater ihm Hörner aufgesetzt hätte. Der Mann neigt zu blinden Wutanfällen, das wissen alle. Vielleicht würden manche an seiner Vaterschaft zweifeln, aber keiner würde daran zweifeln, dass er so wütend werden könnte, ein Kind auszusetzen, selbst wenn es sein eigenes wäre.«
    Balfour fluchte und fuhr sich mit langen Fingern durch das dichte, kastanienbraune Haar. »Dann hat der Mistkerl also vor, den jungen Eric zwischen sich und seine Feinde zu stellen.«
    »Beweisen kann ich es natürlich nicht, aber ich glaube, genau darum geht es ihm.«
    »Wenn ich bedenke, was ich von dem Mann weiß, was ich in letzter Zeit gehört habe und was du denkst, fallen mir keine Gegenargumente ein. Eric ist zu jung, um in diese Drachenhöhle geworfen zu werden. Vielleicht passiert ihm nichts, solange Beaton noch am Leben ist und seine Männer aus Angst loyal sind. Aber ich glaube, sobald der Laird von Dubhlinn so schwach ist, dass man sich nicht mehr vor ihm zu fürchten braucht, oder tatsächlich gestorben ist, wird Eric nicht lange überleben.«
    »Nein. Wahrscheinlich wird er nicht einmal das Begräbnis des Halunken überstehen. Wir können den Jungen nicht dort lassen. Er ist ein Murray!«
    »Ich denke nicht daran, ihn den Beatons zu überlassen, auch wenn er ebenso viel Anspruch auf Beatons karge Hinterlassenschaft hat wie alle anderen. Ich frage mich nur, wie viel Zeit wir haben, um ihn aus Beatons tödlicher Umklammerung zu befreien.«
    »Vielleicht ein paar Tage, vielleicht auch Monate oder Jahre.«
    »Oder vielleicht auch nur ein paar Stunden«, warf Balfour ein. Er verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln, als Nigel mit den Schultern zuckte und damit bedeutete, dass er derselben Meinung sei.
    »Wir müssen sobald wie möglich nach Dubhlinn aufbrechen«, meinte James.
    »Jawohl, wahrscheinlich hast du recht«, pflichtete Balfour ihm bei.
    Fluchend trank er seinen Wein in großen Zügen, um sich ein wenig zu beruhigen. Wieder würde es zu einer Schlacht kommen. Wieder würden wackere Männer ihr Leben lassen, Frauen leiden, Kinder ihre Väter verlieren. Balfour hasste es. Vor dem Kampf hatte er keine Angst. Wenn es darum ging, sein Heim, die Kirche oder den König zu verteidigen, war er unter den Ersten, die die Rüstung anlegten. Doch die ständigen Fehden und das Blutvergießen machten ihm große Sorgen. Viele Murrays waren schon gestorben, weil sein Vater die Gemahlin eines anderen geliebt und das Lager mit ihr geteilt hatte. Nun würden weitere bei dem Versuch sterben, das Kind, das bei dieser außerehelichen Affäre entstanden war, zu retten. Obgleich Balfour seinen kleinen Bruder liebte und glaubte, der Junge verdiene es, dass man für ihn kämpfte, war es doch auch die Fortsetzung einer langen Fehde, die erst gar nicht hätte
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