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Das Schapdetten-Virus

Das Schapdetten-Virus

Titel: Das Schapdetten-Virus
Autoren: Juergen Kehrer
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kommt die gute. Vor die Alternative gestellt, entweder radikal die Kosten zu senken und einen Teil der Belegschaft zu entlassen oder neue Wege zu gehen, haben wir uns für die zweite Möglichkeit entschieden.« Sie machte eine Pause. »Ich weiß, dass einigen von euch die Sache nicht schmecken wird. Aber es steht jedem frei, zu kündigen und sich einen neuen Job zu suchen.«
    Das Niesen eines heuschnupfengeplagten Kollegen klang in der Stille wie der Lockruf eines Elefantenbullen.
    »Ich habe beschlossen«, fuhr Sigi fort, wobei ich registrierte, dass sie vom Plural in den Singular wechselte, »den Gebäudeschutz als neue Geschäftssparte in unser Dienstleistungsangebot aufzunehmen.« Mit einer Handbewegung stoppte sie das aufkommende Gemurmel. »Ausschlaggebend war, dass ich über einen befreundeten Geschäftsmann an einen lukrativen, langfristigen Auftrag herankommen konnte. Es handelt sich um ein Gelände bei Schapdetten, das ist ein Dorf in der Nähe von Nottuln im Kreis Coesfeld. Wir haben die Aufgabe, den Komplex gegen Eindringlinge abzusichern. Es wird rund um die Uhr in Schichten gearbeitet.« Sigi holte Luft.
    Von mehreren Ecken des Tisches kam halblauter Protest.
    »Ich bin Detektiv und nicht Nachtwächter«, maulte Michalke, ein in Ehren ergrauter Schnüffler, der früher mal eine eigene Agentur besessen hatte.
    »Gilt das auch für Frauen?«, fragte die Coesfelder Jungdetektivin.
    »Wir in Borken sind viel zu weit von Nottuln entfernt«, meckerte ein anderer.
    Sigi nickte. »Zunächst werden die Mitarbeiter aus Münster und Coesfeld eingesetzt. Max kümmert sich um die Schichteneinteilung. Körperliche Voraussetzungen und die Entbehrlichkeit der Kollegen in unseren klassischen Aufgabengebieten sind Kriterien, die Berücksichtigung finden. Denn selbstverständlich werden wir weiterhin als Detektei auf dem Markt sein.« Sigi lächelte großmütig. »Mir ist klar, dass ich euch einiges abverlange. Ihr könnt mir ruhig glauben, dass mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist. Ich hänge mit Herz und Seele an der Detektiv-Agentur. Nicht um alles in der Welt möchte ich Chefin eines reinen Wachdienstes sein. Aber ich denke, dass es sich nur um eine vorübergehende Umstellung handelt. Sobald sich die Auftragslage in unseren traditionellen Feldern, Versicherungsbetrug, familiäre Überwachung und so weiter, erholt, werde ich für den Wachdienst zusätzliche Aushilfskräfte einstellen, und ihr könnt wieder eurer eigentlichen Arbeit nachgehen.«
    »Müssen wir Uniform tragen?«, fragte der Milchbart.
    »Wie steht’s mit der Bekleidung?«, wandte sich Sigi an ihren anderthalbbeinigen Organisationschef.
    »Wir haben zwanzig schwarze Uniformen, komplett mit Hemd, in verschiedenen Größen geordert«, meldete Liebstock-Blumenberg.
    Der verletzte Berufsstolz machte sich in einem gemeinsamen Stöhnen Luft. Schwarze Uniformen! Hatten wir nicht stets mit Verachtung auf die schwarzen Sheriffs herabgeblickt?
    »Es ist okay, wenn ihr bei Temperaturen über fünfundzwanzig Grad die Uniformjacken auszieht«, gab sich Max aufreizend großzügig. »Auf dem Firmengelände dürft ihr offen Schusswaffen tragen. Ich betone: auf dem Firmengelände. Bei den Hin- und Rückfahrten sind die Pistolen im Handschuhfach einzuschließen.«
    Ich hob meine Hand, und Sigi nickte mir zu.
    »Eine Frage: Bis jetzt hast du nur von Gelände und Gebäude gesprochen. Was ist eigentlich so wertvoll an oder in diesem Schapdettener Areal, das einen Wachdienst notwendig macht?«
    »Nun, es handelt sich …« Sigi druckste herum. »Es ist eine Unterkunft – oder sagt man Stall? Jedenfalls sollt ihr Käfige mit Affen bewachen.«
    »Affen? Hast du Affen gesagt?«
    »Die Affen an sich sind nicht wertvoll«, referierte Max, der die Verlegenheit seiner Chefin mitbekommen hatte. »Es geht darum, dass Teile der Bevölkerung sensibel auf einige Aspekte der modernen Tierforschung reagieren. Kurz gesagt, die Firma Arilson , die das Affenhaus unterhält, befürchtet Anschläge von sogenannten Tierfreunden.«
    »Was für Anschläge denn?«, fragte einer.
    »Alle möglichen Arten von Anschlägen. Denkbar sind Beschädigungen der Zäune, Schmierereien, Würfe mit Farbbeuteln oder Molotowcocktails. Schlimmstenfalls – auch das ist in der Vergangenheit vorgekommen – könnten radikalisierte Fanatiker versuchen, Tiere zu entführen.«
    »Und was machen wir bei einer solchen Attacke?«, erkundigte ich mich. »Sollen wir die Angreifer erschießen?«
    »Spar dir deinen
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