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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)
Autoren: Götz Justus
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über die schwarzglänzende Ledermaske, hinter der sich sein Gesicht verbarg, unter einer Lederwulst die Augenpartie sich neugierigen Blicken entzog. Das Outfit des Maskierten hatte in der Düsternis des Stollens etwas Beklemmendes, ja, Bedrohliches. Ahmed Hamid haßte die Maskierung. Er zog es vor, seinen Gesprächspartnern in die Augen zu blicken, besonders bei einem Thema, das alle Voraussetzungen bot, die Welt in ein Fiasko zu stürzen.
    „Wenn ich es Ihnen sage.“ Die Stimme des Maskierten verriet dessen Ungeduld. Gespräche mit Bürokraten, insbesondere ranghohen, sich unfehlbar wähnenden Regierungsbeamten, zerrten prinzipiell an seinem Nervenkostüm. Schließlich ging es hier nicht um eine Steuererhöhung, sondern die Erzwingung einer neuen Weltordnung! Ahmed Hamid zählte zu dieser Spezies. „Warten Sie’s doch ab, Mister Hamid! Sie werden es bald erfahren. Aus den Medien, meine ich. Nicht physisch! Wäre nicht so günstig für Sie.“ Das einen Tick zu schrille Lachen des Maskierten hallte von den Stollenwänden wider, verlor sich alsbald in der Tiefe des Berges.
    Ahmed Hamid wies auf die Boxen, in denen hinter Panzerglas Ziegenböcke grellem Neonlicht ausgesetzt waren. „Warum Ziegenböcke?“
    „Sie haben das Gewicht eines Menschen. In Europa nähmen wir Schweine.“
    Ahmed Hamid fröstelte. Die Gleichgültigkeit des Maskierten löste in ihm tiefes Unbehagen aus. Es war ein Unterschied, aus den Nachrichten den Tod Tausender Ungläubiger zu erfahren oder das Leid dem Tode geweihter Ziegen aus unmittelbarer Nähe betrachten zu müssen. Immerhin war er ein engagierter Tierfreund, Besitzer zweier Hunde und eines Papageien! Er fühlte sich unwohl, wünschte sich, so rasch wie nur möglich an die Oberfläche zurückzukehren, zumal ihm mißhagte, sich in einem vor Jahrzehnten aufgelassenen, in weiten Bereichen verfallenen Bergwerk zu befinden, Millionen Tonnen zermürbten Felsgesteins über sich zu wissen. Die lederne Gesichtsmaske seines Gesprächspartners trug nicht dazu bei, die ungewohnte Umgebung sympathischer wirken zu lassen. Wäre nicht seine Neugier gewesen, er hätte das Gespräch längst beendet, den Beklemmung auslösenden Ort so rasch wie möglich verlassen. Er mochte keine sterbenden Ziegen, schon gar nicht muffig-düstere, Klaustrophobie auslösende Bergwerksstollen, und er mochte den Maskierten nicht. Er wollte zum Kern seines Anliegens kommen, und dann nichts wie ‘raus aus dieser Unterwelt! „Sagen Sie, wieviel haben Sie von dem Zeug?“
    „Genug, um ein paar Hunderttausend in die Hölle zu schicken. Menschen, meine ich. Aber das ist ein theoretischer Wert. Die eigentliche Aufgabe …“
    „Ein theoretischer Wert?“ Hamid fiel dem Maskierten ins Wort. „Können Sie nun Hunderttausende damit umbringen oder können Sie es nicht?“
    Der Maskierte hatte verstanden, worauf es in diesem Moment ankam. Ahmed Hamid war in Islamabad der Mann für Erfolgsstorys, und natürlich wollte er auch jetzt wieder seinen Auftraggebern, einem konspirativen Zirkel hochrangiger Politiker, Geistlicher und Militärs, eine Erfolgsstory präsentieren. „Kommen Sie, Mister Hamid! Ich zeig‘s Ihnen.“
    Er führte Hamid in eine neben den Tierboxen gelegene Felskammer. Ein hagerer, auffallend blasser Mann erhob sich, nickte den Eintretenden stumm zu. Der Maskierte erwiderte den Gruß mit einem unverständlichen Grunzer, bevor er sich wieder Hadim zuwandte. „Das ist Asim. Er betreut die Versuchsreihen. Im Prinzip hat er nichts anderes zu tun, als Datenträger in die Kameras einzulegen, bis der letzte Ziegenbock verreckt ist. Nach drei Tagen hat das Gift seine Wirksamkeit verloren, aber erst nach fünf Tagen lassen wir ihn in die Boxen, um sie ausräumen und neu beschicken zu können. Kein besonders aufregender Job also.“ Er schaute zu Asim hinüber. „Hol‘ uns mal die blaue Dose!“
    Ahmed Hamid sah den Maskierten überrascht an. „Asim? Das ist ein pakistanischer Name. Sind Pakistaner unter den Gefangenen?“
    „Ja. Wir kaufen sie von den Gefängnissen, allesamt Schwerkriminelle. Sie bedeuten kein Risiko, bleiben für immer im Berg. Sie haben ihr Leben ohnehin verwirkt.“
    In diesem Moment kehrte Asim mit der Dose und einem Teelöffel zurück, legte beides wortlos auf die speckig glänzende Tischplatte. Der Maskierte trat an den Tisch, tauchte den Teelöffel in die Dose und zog ihn gehäuft wieder hervor. Hamid wich erschrocken zurück. „Keine Angst, Mister Hamid! Das ist Mehl. Aber stellen Sie
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