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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder
Autoren: Gerhard Otto Stock
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einem hochrangigen
Kriminalbeamten mit engen Kontakten zum Innenministerium. Senhor Correia
bearbeitete vor mehreren Jahren einige Betrugsfälle, in der unglücklicherweise
auch meine ehemalige Reederei involviert war. Seit dieser Zeit sind wir gute
Freunde, darf ich sagen. Leider haben wir uns aus den Augen verloren. Nun ja,
es ist eine ziemliche Strapaze für mich von unserer verträumten Kleinstadt in
das brodelnde Rio zu reisen – das wird er verstehen. Nachdem ich direkt
durchwählte und von der Zentrale verbunden wurde, hatte ich ihn – welch Wunder
- sofort am Apparat. Freudig überrascht über meinen unerwarteten Anruf, stellte
er die üblichen Fragen. Als zehn Minuten verplappert waren, konnte ich ihm
endlich meine Bitte vortragen: „Senhor Evaristo, ich habe ein großes Anliegen.
Mein Nachbar - ein sehr, sehr guter Freund – er hat ein Problem. Nach meiner
laienhaften Einschätzung handelt es sich dabei wohl um Hausfriedensbruch und
Nötigung. Am letzten Sonntag tauchte bei ihm eine Engländerin auf, eine gewisse
Peggy Sharrock, die unbedingt in irgendwelche Papiere Einsicht haben will, die
ihr nicht gehören. Man verwehrt ihr natürlich den Einblick, denn es handelt
sich dabei eindeutig um rein Privates. Ich habe mich davon selbst überzeugen
können. Jedenfalls hat diese Dame bis jetzt noch nicht das Haus verlassen. Es
ist ungeheuerlich. Meine Nachbarn sind in der Beziehung etwas unbeholfen. Wäre
es Ihn nicht möglich, mein lieber Evaristo, uns einen Ihrer hiesigen Kollegen
vorbeizuschicken, der die leidige Angelegenheit aus der Welt schaffen kann . .
.? Vielen, vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen, Senhor Evaristo.“
    So,
damit wäre diese lästige Sache also auch baldigst erledigt. Mrs. Peggy wird
sich wundern, sprach ich zu mir. Aufgrund dieses Erfolges, hatte ich auf etwas
Appetit bekommen und rief Papandreou. Als ich ihm meine Bestellung auftrug, nestelte
er an seinem Hemdkragen herum und zog mit saurem Gesicht davon.
    Zehn
Minuten später hielt er mir das Tablett mit dem Glas Martini, das ich bestellt
hatte, in dem zwanzig schwarze und entkernte Oliven schwammen, ziemlich schroff
vor meinen Kopf. Mir platzte nun endgültig der Kragen!
    „Papandreou,
wenn du jetzt auch noch gegen mich opponierst, bist du sofort entlassen“,
schrie ich ihm so unerwartet schroff entgegen, dass ich vor mir selbst
erschrak. Mein alter Papandreou begann zu zittern und suchte mit rollenden
Augen nach einer entsprechenden Antwort.
    „Sir,
es fällt mir sehr schwer, nach all den Jahren, die Sie und ich in bescheidener
Eintracht, im Einvernehmen mit Gott und der Welt und ohne fremde böse Einflüsse
zusammenlebten, mich von Ihnen zu trennen. Doch seitdem Mister Berliner und
seine Familie nicht mehr unter uns weilt, Sie, Sir, nicht mehr Sie selbst sind
und jeder in unserem Haus tun und lassen kann, was er will, ist für mich kein
Platz mehr an Ihrer Seite, Sir.“
    „Was
meinst du damit: böse Einflüsse, kein Platz an meiner Seite, es fällt dir
schwer, dich zu trennen?“
    „Sir,
ich bin diese Aufregungen nicht gewohnt, ich meine, diesen Aufregungen nicht
mehr gewachsen.“
    „Ja,
was glaubst du wohl? Ich doch auch nicht! Also, nun reiß dich mal zusammen.“
    „Aber,
Sir, die reden jetzt chinesisch in unserer Bibliothek – Jin und Jang und Jung
und so weiter. Und als ich Ihren Martini langsam über die schwarzen Oliven
goss, hörte ich die Chinesin sagen, dass sie immer ihre Nadeln dabei habe.
Daraufhin antwortete Doktor Sebastiãno, er würde von dreihunderteinundsechzig
Einstichpunkten wissen, aber nur theoretisch, er hätte es selbst noch nie
praktiziert.“
    „Was
geht denn da vor? Während ich versuche, hier meine Ruhe zu finden, veranstalten
die beiden dort unten eine Rauschgiftparty mit anschließender Sexorgie.“
    Ich
sprang aus dem Bett. Mein Kreislauf war aufs Neue aktiviert worden. „Schließ
deinen offenstehenden Mund, Papandreou, und folge mir. Vergiss den Martini
nicht, hörst du?!“ Im Morgenmantel und mit meinem Manuskript unterm Arm, eilte
ich hinunter in die Bibliothek.
    Li-tai
und Sebastiãno schraken zusammen, als sie mich eintreten sahen. „Hören Sie,
Nicos, wenn Sie nicht vernünftig werden, werde ich Ihnen . . .“
    „Vernünftig
werden? Während ich mich in meine Kammer zum Einschlummern vorbereite,
veranstalten Sie ganz ungezwungen ein chinesisches Heroinfestival in meiner
Bibliothek.“
    „Ich
verstehe Sie nicht recht, Nicos?“
    „Papandreou
hat mir alles ausführlich
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